„Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber ohne Freiheit wird die Presse niemals etwas anderes als schlecht sein.“

[Albert Camus]

Es ist nun seit Jahren bekannt, dass es im Volkspark so etwas wie eine (Hoch)Leistungskultur nicht gibt, wahrscheinlich sogar nicht geben kann. Die Gründe dafür sind vielfältig, diverse Male genannt und sollten eigentlich wohlbekannt sein. Doch nun hat dieser Verein, der dafür berühmt ist, die jeweils blindesten der verfügbaren Underperformer unter Vertrag zu nehmen, die Tür in eine neue Dimension aufgestoßen und mir fehlt die Phantasie für ein Szenario,wie man da wieder rauskommen möchte. 

Wie das Abendblatt erfuhr, soll es beim HSV auch bei einem erneut verspielten Aufstieg mit der sportlichen Führung um Trainer Thioune, Sportdirektor Mutzel und Vorstand Jonas Boldt weitergehen. Diese Vereinbarung wurde vor der Saison gemeinsam mit dem Aufsichtsrat getroffen, und hat nach übereinstimmenden Angaben aller Beteiligten – Strand jetzt – noch immer Bestand.

Besprochen wurde, dass alle drei Verantwortlichen für das sportliche Abschneiden das Vertrauen des Kontrollgremiums genießen, um in dieser Konstellation beim HSV auf Sicht etwas zu entwickeln. Rückschläge wie einen verpassten Aufstieg seien mit einkalkuliert.

Ganz im Ernst, ich habe im Laufe meiner mehr als 40-jährigen „Karriere“, also der Zeit, in der ich mich für diesen Verein interessiere, schon ein Reihe von Dingen erlebt bzw. gehört, die man als „kranke Scheiße“ bezeichnen könnte, aber diese Vereinbarung gehört definitiv zu den Top 3. Denn man muss sich das einmal bildlich vorstellen: In einem Geschäft, und etwas anderes ist der bezahlte Fußball schon lange nicht mehr, wird ausgerechnet das ausgehebelt, was als Grund für eine unfassbare Überbezahlung herhalten muss – der Zwang zum Erfolg. Wie kann es sein, dass man seitens eines Kontrollgremiums bereits vor dem ersten Anstoß diejenigen, die dem Verein am meisten auf der Tasche liegen, mit einem Persilschein ausstattet? In welcher Welt lebt man in diesem Verein, wenn man meint, man müsste als einziger Klub auf diesem Planeten die natürlich Gesetze außer Kraft setzen? Denn die Message an die Dröhnbüddel dort im Vorstand, im Direktoriumsbereich oder in der Cheftrainer-Kabine heißt nicht: „Wir lassen euch mal in Ruhe entwickeln“, sie lautet vielmehr „Ach, macht doch, was ihr wollt. Euch passiert schon nichts“

Und exakt diese Ausrichtung sorgt für die zahllosen Stilblüten, die man sich monatelang nicht erklären konnte, die nun aber alle zusammen einen Sinn ergeben. Warum sollte der Sanierer, der nicht saniert, denn überhaupt ernsthaft irgendwas gegen die drohende Insolvenz unternehmen, wenn’s doch egal ist, wie er performt? Warum sollte der Heimschläfer mit Anwesenheits-Allergie denn öfter als nötig in seinem Hamburger Büro abhängen, wenn’s doch keinen kratzt? Warum sollte Labertoni Daniel „Das-macht-was-mit-mir“ Thioune denn auch versuchen, das Optimum aus seiner Truppe von Maltafüßen rauszukitzeln, wenn es doch keine Rolle spielt, ob er aufsteigt oder nicht? Jede noch so schwachsinnige taktische Veränderung, jeder verzweifelte Inklusions-Versuch von hawaiianischen Gehalts-Abzockern, jede verweigerte Auswechslung ergibt plötzlich Sinn, denn der Mann kann offenbar fuhrwerken, wie er will, es spielt schlicht und ergreifend keine Rolle. Aber es geht noch weiter, weil eben durch diese Vereinbarung jeglicher Leistungsgedanke, jeder Anspruch, jedes höhere Ziel ad absurdum geführt wurde. 

Deshalb: Ein Aufsichtsrat, der solche Ansage macht und seiner Kontroll-Pflicht nicht entspricht, darf keinen weiteren Tag in dieser Zusammensetzung existieren, er gehört noch heute aufgelöst. Jedes einzelne Mitglied dieses Rats der Durchwinker (nie hatte diese Bezeichnung mehr Relevanz) gehört auf der Stelle zur Verantwortung gezogen und anschließend für alle Zeiten vom Hof gejagt. Erst fallen diese Trottel auf Boldts lustige Rom-Geschichte rein, aber selbst das macht plötzlich Sinn. Der KSV ist nichts weiter als ein Freizeitpark für Höchstverdiener, ein Paradies für Leistungs-Verpisser. Selbst Düdü Verbrennungsdorfer lacht gackernd im Winterhuder Exil. 

Zum Schluss…

…das Letzte!

Fürths Sportchef Rachid Azzouzi nach dem grandiosen Sieg gegen Sandhausen: „Bei unserem Etat, da gibt es Drittligisten, die lachen über uns“

In your Face, Asshole 😀 (Und damit meine ich garantiert nicht Azzouzi)

Schön finde ich übrigens, dass die am dünnsten angerühten Patienten wie zur Zeit und wie in jedem Jahr von PECH im Zusammenhang mit dem KSV sprechen bzw. stammeln. Soviel Realitätsverdrängung aka Vollverblödung muss doch irgendwann mal richtig schmerzen.