„Früher war alles besser. Früher hatten wir auch noch einen Kaiser.“ So ungefähr hört sich das an, wenn Opa vom Krieg erzählt und so hört sich das auch, wenn viele, die diesen Verein seit einigen Jahren/Jahrzehnten begleiten, über frühere Zeiten sprechen. Aber natürlich stimmt das nur teilweise, denn obwohl der KSV bis vor 3 Jahren ständiger Gast im deutschen Fußball-Oberhaus war, war wahrlich nicht alles gut, ganz im Gegenteil. In den 90er Jahren und in den ersten Jahren dieses Jahrtausends waren dort teilweise Gestalten am Werk, an die möchte man sich lieber nicht erinnern. Allein die Anzahl der Trainer, die im Laufe der Jahre verschlissen wurden, zeigt deutlich, dass garantiert nicht alles besser war, aber glücklicherweise kann sich der Mensch einer Einrichtung in seinem Gehirn bedienen, die man Vergangenheitsoptimierung nennt. Bedeutet: Der Verstand lässt einen, um übermäßigen Stress zu verhindern, viele negative Dinge aus der Vergangenheit vergessen, übrig bleiben die tollen Erlebnisse. Besonders dann, wenn ältere Herren über ihre Bundeswehrzeit schwadronieren, kann man dieses Phänomen beobachten. Also – nicht alles beim Verein aus dem Volkspark war früher besser als heute, aber vieles war anders und besonders eine Sache unterscheidet den Verein von damals von dem Verein, den man heute sehen muss: Heute ist man als Fan/Mitglied machtlos. Der Verein wurde übergeben. 

Ich möchte versuchen, den Sachverhalt zu erklären. Früher „holte“ man einen Präsidenten, irgendwelche sogenannten starken Männer entschieden und dann wurde jemand Präsident des KSV. Später dann wurde ein Aufsichtsrat eingesetzt, seine eigentliche Aufgabe war nicht nur die Kontrolle des Präsidiums (später Vorstands), der Rat sollte auch die bezahlten Angestellten finden und einstellen. Und notfalls entlassen. Die Einflussnahme bzw. die Möglichkeit der Einflussnahme der Mitglieder war das Recht, diese Mitglieder des Aufsichtsrats zu wählen und eben auch wieder abzuwählen. Wenn also jemand seinen Kontrollpflichten nicht nachgekommen war, wurde er  schlicht nicht wiedergewählt, zumindest war dies die Theorie. Die Mitglieder hatten also noch eine bestimmte Möglichkeit, die Geschicke des Vereins mitzubestimmen, das ist heute anders. Wenn heute ein Mitglied aus dem Aufsichtsrat ausscheidet, kann man sich theoretisch bewerben, aber der sogenannte Beirat entscheidet, ob man überhaupt zur Wahl zugelassen wird. Bei der letzten Wahl beispielsweise wurden Juristen wie Ferslev und Sattelmair gar nicht zur Wahl zugelassen, eine Erklärung dafür wollte der Beirat nicht liefern. 

Und so haben wir heute den Verein, wie wir ihn sehen. Wir haben einen Vorstand, bestehend aus Boldt und Wettstein, denen es gelungen ist, mit Hilfe des Aufsichtsrats und des Beirats einen Bernd Hoffmann (Vorstandsvorsitzender) aus dem Amt zu entfernen. Warum? Weil Hoffmann den Verein von Kühne emanzipieren wollte und das konnten weder die Kühne-Jünger im Vorstand (Boldt und Wettstein), noch die Kühne-Abgeordneten im Aufsichtsrat und die Kühne-Fans/Hoffmann-Hasser im Beirat zulassen. Denn jetzt hat man sich häuslich eingerichtet in den entscheidenden Gremien, man hat nahezu jede Position mit einem Mitglied des KKK (Klaus Kühne Klan) besetzt und das großartige daran ist: Man beschützt sich gegenseitig. Zuletzt gesehen beim erzwungenen Rücktritt der Revoluzzer Schulz und Schäfer. Sowas darf man einfach nicht zulassen und sowas wird auch nie wieder zugelassen, denn inzwischen hat der KKK den Verein komplett übernommen und in seiner Hand. 

Ich gebe, auch hinsichtlich der nahen Zukunft des Vereins, ein Beispiel. Mal angenommen, ich würde mich, zusammen mit einem Team, für die Präsidentschaft des e.V. bewerben. Angesichts meines Rufs ist es absolut ausgeschlossen, dass ich zur Wahl zugelassen werde. Selbst wenn ich die bestmögliche Qualifikation mitbringen würde (was ich nicht tue), ich hätte kein Chance. Man würde mich verhindern, weil man Widerspruch nicht mehr duldet. Aber selbst wenn, gegen wen müsste ich mich durchsetzen? Nehmen wir mal an, dass wir in absehbarer Zeit die erneute Kandidatur von Präsident Pinselreiniger bejubeln dürfen. „Ich fühle mich den Mitgliedern und dem Verein verpflichtet“, ich kann es jetzt schon hören. Ich müsste also gegen den Eiercremer antreten, aber nicht nur gegen den. Ich hätte auch den Vorstand, den Beirat, den Aufsichtsrat und nahezu die gesamte Hamburger Presse gegen mich und das ist ein Umstand, mit dem nicht nur ich als Kandidat, sondern absolut jeder Gegenkandidat von Präsi Eierlack klarkommen müsste. Aussicht auf einen Wahlsieg: Null! Also, wer will sich das antun? Und das Ganze noch für ein Ehrenamt und für die Gewissheit, dass man auf offener Straße bepöbelt, beleidigt und bedroht wird, sollte man irgendwas versuchen, was dem KKK nicht gefällt und was dann über Mopo/Auftragsblatt entsprechend gespielt wird. Ihr könnt euch wohl alle ausmalen, wie die Geschichte im August ausgehen wird, oder?

Und so nimmt dieser Verein seinen natürlichen Lauf. Der Sportvorstand bedauert die Abwesenheit einer Leistungskultur, sorgt aber selbst dafür, dass es diese gar nicht geben kann und geben muss. Der ehemalige SC-Boss ist „fein“ mit der zweiten Liga und freut sich jetzt schon darauf, sich in der nächsten Saison während der Klatschen gegen Schalke und Hertha ins Koma saufen zu können. Und die Mitglieder? Die werden irgendwann mit einem weiteren Verkauf von AG-Anteilen konfrontiert. „Ihr habt die Wahl: Endweder, wir verkaufen weitere Anteile (an Kühne natürlich) oder wir fliegen aus der Kurve. Dann ist es aber eure Schuld“. Wie die Hüpfer dann wohl entscheiden werden? Bis dahin verlängern sich die Mitglieder des KKK gegenseitig die Verträge, schützen sich untereinander und freuen sich, dass sie die Abteilung Hofberichterstattung so wunderbar im Griff haben. 

Übernahme abgeschlossen!