Ihr erinnert euch? Das war 2005 und Bernd Hoffmann hat, zumindest bis zu einem gewissen Grad, Wort gehalten. Denn der KSV stand tatsächlich bereits zwei Jahre später, im Jahr 2007, unter den Top 20 in Europa, jedenfalls, was die finanzielle Seite betraf oder sollte man lieber die Einnahme-Seite sagen? Denn auch, wenn die sportlichen Ziele immer näherrückten und die Einnahmen explodierten, wurden bereits damals die Fehler gemacht, unter denen der Verein noch heute zu leiden hat. Das Geld, welches eingenommen wurde, wurde nicht nur genau so schnell wieder ausgegeben, man pervertierte ein Transfersystem, um in Rekordzeit das zu erreichen, wozu andere Jahrzehnte benötigten, ein erfolgreiches Nachwuchskonzept und Käufe/Verkäufe mit Perspektive. Der KSV kaufte Spieler auf Raten, abgestottert wurde über nahezu die gesamte Vertragslaufzeit des Akteurs, wenn man aber verkaufte, kassierte man die volle Summe am Stück. Dies kann immer nur so lange gut gehen, wie man jedes Jahr etwas Besonderes zu verkaufen hat und genau das war ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr gegeben. Ergo – keine außerordentlichen Einnahmen mehr, dafür aber noch ausstehende Ratenzahlungen für Spieler, die teilweise gar nicht mehr in Hamburg waren. Warum aber wurde das damals in Hamburg so gemacht? Warum hat man das Ganze nicht systematischer und möglicherweise langsamer begonnen? Ganz einfach, weil man die ehrgeizigen Ziele genannt hatte und sich daran messen lassen wollte. Der Anfang vom Ende, auch wenn es damals noch niemand sehen wollte. 

Der Bereich der Logen und Business-Plätze diente vor einigen Jahren nur dazu, die jährlichen Rückzahlungen für den Stadionkredit in Höhe von rund zehn Millionen Euro aufzubringen. Mittlerweile schlägt der HSV einen beträchtlichen Gewinn aus dem Hospitality-Sektor, der nach verschiedenen Umbauten auf 4100 Plätze erweitert wurde. „Wir haben von Anfang an daran geglaubt, dass dieses Konzept funktionieren kann“, sagt Hoffmann. Nur 18 Plätze im VIP-Bereich sind noch frei. Die Auslastung liegt also fast bei 100 Prozent. Es wird aber keinen weiteren Ausbau geben. Höchstens sieben Prozent der gesamten Stadionkapazität, so Hoffmanns Vorgabe, sollen Logen- und Business-Plätze sein, um das Gesamtgefüge im Gleichgewicht zu halten. 

Auch die Erlöse aus den übrigen Karten-Verkäufen schnellen in die Höhe. Sie haben sich in den vergangenen fünf sogar mehr als verdoppelt. „Es war unsere erste Amtshandlung beim HSV, die Ticketing-Rechte von Sportfive zurückzuholen, um den Bereich weiterzuentwickeln“, sagt Hoffmann. Seither kümmert sich der Verein in Eigenregie um den Verkauf, und lässt dies nicht mehr durch seinen Vermarkter machen – alle Gewinne fließen direkt in die HSV-Kasse. (Quelle: die Welt.de vom 12.09.2007)

Nachdem das Ziel dann im Laufe der Jahre erkennbar in immer weitere Ferne rückte, die Versprecher gehen mussten und andere Versprecher an ihren Platz traten, bekam der KSV noch genau zweimal die Chance auf einen echten Neubeginn und beide Chancen wurde aus den gleichen Gründen verknallt wie das erste, von Bernd Hoffmann ausgegeben Ziel: Persönliche Vorteilsnahme, persönliche Eitelkeiten, keinen echten Plan und Neid sowie Mißgunst untereinander. Die erste Chance kam 2011, als der Verein nach Hoffmanns Abgang gezwungen war, eine anderen Weg zu gehen. Man musste Einnahmen generieren, anstatt groß einzukaufen. Frank Arnesen holte die von den Medien verhassten „Chelsea-Boys“ (wie sehr würde man sich heute über auch nur einen Chelsea-Boy freuen), der KSV wurde in der ersten Saison 15. und in der zweiten Saison 7. In der Bundesliga wohlgemerkt! Hätten man diesen Weg fortgesetzt, wer weiß, was möglich gewesen wären. Aber wir reden über den KSV und da spielen nun einmal persönliche Eitelkeiten eine größere Rolle als der Erfolg des Vereins. Arnesen musste gehen und das Unheil nahm seinen Lauf.

Die zweite Chance war natürlich die Ausgliederung. All das ist unzählige Male ausufernd beschrieben worden, aber hätte man die Inhalte der Initiative HSVPLUS so umgesetzt, wie man es versprochen hatte, was wäre möglich gewesen? Nur – dazu hätte man die richtigen Leute gebraucht und die hatte man, wie so oft, nicht. Stattdessen hatte man einen unfähigen Vorstandsvorsitzenden und einen großmäuligen Aufsichtsratsvorsitzenden. Das war 2014, das ist lächerliche 7 Jahre her. Man wollte sich „Aufstellen für Europa“, stattdessen stellte man sich 4 Jahre später für die zweite Bundesliga auf. Trotz zig-Millionen von Kühne, trotz ständig voller Hütte, trotz massiver Unterstützung der Hofberichterstatter. Eine Relegation jagte die andere, bevor es dann 2018 endlich in den wohlverdienten Keller ging. Und dann?

Dann kamen endlich die richtigen Vollversager, Boldt und Mutzel. Finanz-Wurst Wettschein darf inzwischen schon seit 7 Jahren sein Unwesen treiben, aber die Beiden sind nun endlich das untere Ende der Nahrungskette. Zwei verkackte Aufstiege trotz Führung in der Hinrunden-Tabelle, drei verschlissene Trainer, kommunikative Eigentore in Serie. Guckt man sich die Mannschaft inzwischen an, so hat man es in nur 3 Jahren geschafft,  den Kaderwert von € 62,8 Mio. (2018) auf € 35,4 Mio. (2021) zu zerstören.  Nimmt man aus diesen € 35,4 Mio. nun noch die Spieler raus, die den Verein verlassen werden (Terodde/€ 1,2 Mio.) und Hunt (€ 400.000) wird es noch ein wenig dunkler. Man hat kein Geld für neue Spieler, man hat keinen Trainer für die neue Saison, man hat keinen Stadionsponsor und an Trikotsponsor Orthomol darf man auch noch vorzeitig ausgezahlte Prämien zurückzahlen, da man erneut den Aufstieg verreißt. Man hat kein e.V.Präsidium (der nächste soll erst im August gewählt werden, also nach Start der neuen Saison, wie sinnvoll), man hat keinen vollständigen Aufsichtsrat, man hat keinen Vorstandsvorsitzenden, man hat nichts! Außer den Arsch voller Schulden!

Boldt und Mutzel – (Kartei)-Leichen pflastern ihren Weg.

Kinsombi, Amaechi, Ewerton, Feuer Hernandes, Kittel, Schaub (geliehen), Beyer (geliehen), Hinterseer, Gyamerah, Harnik, Letschert, Gjasula, Leistner, Ulreich. Alter Schwede. Mindestens 14 Griffe in die Tonne mit Kacke, aber die Eierkneter und Heimschläfer dürfen weiter daran arbeiten, den Verein endlich in Liga 3 zu führen. Ne, dieser Verein hat wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Und es besteht absolut keine Hoffnung auf Besserung, liebe Hohlhüpfer. Ihr könnt euch die Köpfe heißreden über einen neuen Trainer, oder ob Kühne oder nicht. Oder ob Dursun kommt oder Durchfall, es spielt keine Rolle mehr. Es gibt keine Hoffnung mehr für diesen Verein, der Zug ist abgefahren, es wird eher schlimmer als besser. Freut euch drauf. 

Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht [Kurt Tucholsky]