Hallo, mein Name ist Tom Dieter, ich bin seit fast exakt 2 Wochen der neue Cheftrainer des Hamburger Sport Vereins. Nachdem ich leider unverschuldet 1 1/2 Jahre ohne Job war, bekam ich vor Kurzem das Angebot vom HSV, welches ich nur zu gern angenommen habe. Ich möchte nicht von großen Ambitionen, sehr großen Ziele und noch größeren Vereinen reden, ich möchte arbeiten. Deshalb habe ich am selben Tag, an dem ich meinen Arbeitsvertrag unterschrieben habe und den Medien vorgestellt wurde, meine Arbeit aufgenommen. Völlig unabhängig von Stadt und Verein bin ich der festen Überzeugung, dass man in diesem Business keine Zeit zu verlieren hat und dass der Schnelle immer den Langsamen schlagen wird. Ich möchte sie kurz und knapp darüber informieren, was ich die letzten 14 Tage, in denen die Spieler ihren wohlverdienten Urlaub genossen haben, getan habe. Insofern – los gehts. 

Mein erster Weg nach der erwähnten Pressekonferenz führe mich in die Geschäftsstelle des Vereins. Hier habe ich mir sämtliche Telefonnummern und Kontaktdaten aller für den Verein wesentlichen Personen geben lassen. Natürlich möchte ich neben den Spielern auch sämtliche relevanten Funktionäre des Klubs persönlich kennenlernen, schließlich arbeiten wir ab dem Tag meiner Unterschrift am selben Ziel – dem größtmöglichen Erfolg des Vereins. Ich möchte so schnell als möglich sämtliche Gremien wie Aufsichtsrat, Beirat, Ehrenrat und auch Seniorenrat persönlich kennenlernen und mich dort vorstellen. Aus meiner Sicht ist es grundsätzlich besser, wenn man mit statt übereinander redet. Die ersten Gespräche haben bereits stattgefunden, die restlichen werden zeitnah erfolgen. Desweiteren habe ich angeregt, mich mit den Aktionären des Vereins zu treffen, um sie über meine Vorstellung zu informieren. Auch hier haben zwei persönliche Gespräche bereits stattgefunden. 

Mein nächster Weg führte mich ins HSV-Museum, welches mich außerordentlich beeindruckte. Welcher Verein verfügt schon über ein eigenes Museum. Mein Ziel war es jedoch nicht, all die tollen Pokal und Trophäen zu bestaunen, ich wollte vielmehr ein Gefühl für diesen Verein bekommen. Natürlich weiß ich als Fußball-Fan, dass der HSV in den 80er Jahren das letzte Mal deutscher Meister wurde, aber der wirkliche Hintergrund fehlte mir. Deshalb habe ich eine Führung mitgemacht, um diesen Verein besser zu verstehen. Im gleichen Atemzug habe ich Kontakt zu den Fan-Vertretern und der neu gewählten Abteilungsleitung der Supporter aufgenommen, mit denen treffe ich mich in dieser Woche. 

Nächster Schritt – die Medienabteilung. Aus meiner Sicht eine der wichtigsten Abteilungen eines Vereins, denn hier wird das Gesicht des Klubs nach außen gebildet. Aus meiner Erfahrung gibt es nicht Kontraproduktiveres als wenn man innerhalb eines Vereins nicht mit einer Stimme spricht. Insofern muss der Chef-Coach immer Hand in Hand mit der Medien-Abteilung und besonders dem Pressesprecher zusammenarbeiten. Im Zuge dieser Gespräche habe ich mich über die medialen Verhältnisse in der Stadt Hamburg informiert. Welche Zeitung, welcher Sender berichtet über den Verein? Wie heißen die jeweiligen Journalisten? Wer tickt wie, wen muss man wie nehmen? Wer bloggt über den Verein? Aus meiner Erfahrung lohnt es sich durchaus, sich nicht nur mit den Vertretern der großen TV und Print-Medien auseinanderzusetzen, sondern es gibt durchaus einflußreiche Blogger und Aktivisten in sozialen Medien, die man nicht unterschätzen sollte. Ich habe die Medien-Abteilung gebeten, mir über jeden Berichterstatter ein kurzes Dossier anzufertigen.

Einer der wichtigsten Termine fand ebenfalls in der ersten Woche statt, mein erstes längeres Meeting mit dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Ich habe vor, vom ersten Tag an eng mit Herrn Hrubesch zu arbeiten, zu jedem Zeitpunkt wünsche ich mir seine Meinung und Kritik. Wir haben stundenlang über die Nachwuchsarbeit gesprochen und haben vereinbart, dass wir uns in Zukunft einmal pro Woche zu einem gemeinsamen Termin treffen. Ich habe mich in unserem ersten Gespräch über die einzelnen Nachwuchsteams, die Spieler, die Entwicklungspläne und die Ziele informieren lassen. 

Ebenfalls in der ersten Woche fanden mehrere Gespräche mit Herrn Boldt und Herr Mutzel statt. Ich bin mir darüber im Klaren, dass der HSV auf dem Transfermarkt keine großen Sprünge machen kann, deshalb müssen wir schlauer und schneller als die Anderen sein. Kein Verein kann es sich leisten, auch nur einen Tag zu verlieren, deshalb müssen wir sofort loslegen. Wir haben uns abgestimmt,ausgetauscht und einen Plan für die kommenden vier Wochen erarbeitet. Ich bin der Auffassung, dass man hinsichtlich der Kaderplanung immer einen Plan A, einen Plan B und ebenfalls einen Plan C haben muss und diese Pläne haben wir zusammen in den letzten 2 Wochen entwickelt. 

Für mich ist Hamburg nicht nur die Stadt, in der sich zukünftig arbeite, sie wird auch zumindest eine zeitlang meine Heimat sein. Also möchte ich diese Stadt auch kennenlernen. So oft ich kann bewege ich mich zu Fuß durch die Stadt, ich höre den Menschen zu. Natürlich interessiert mich, wie die Bürger und Fans über den Verein denken und reden, das ist meiner Meinung nach extrem wichtig. Da ich noch nie in Hamburg gearbeitet habe und bisher auch nur kurz und beruflich hier war, interessiere ich mich auch für die Mentalität der Menschen hier. All das gehört für mich dazu und in der spielfreien Zeit liegt es nahe, all dies zu tun. 

In meiner zweiten Woche habe ich endlose Stunden zusammen mit den Video-Analysten verbracht, wir haben Zusammenfassungen und ausgewählte Zusammenschnitte der Spiele der letzten beiden Spielzeiten angeschaut und analysiert. Es muss einen Grund haben, warum der HSV in der letzten und vorletzten Saison mit der eigentlich besten Mannschaft jeweils in der Rückrunde nicht mehr in der Lage war, das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Wenn die Spieler aus dem Urlaub kommen, möchte ich bestmöglich vorbereitet sein und keine Zeit verlieren. 

So, das soll es zuerst einmal gewesen sein. Mein ersten beiden Wochen in Hamburg waren ereignis- und arbeitsreich, aber dafür bin ich schließlich hier. Ausgeruht habe ich mich in den letzten 1 1/2 Jahren genug.

Euer

Tom Dieter