Vorgestern postete Daniel Jovanov auf Facebook ein Statement zur aktuellen Situation des HSV und er schrieb dabei einen Absatz, der aus meiner Sicht das gesamte Dilemma des Vereins gut beschreibt. 

Wenn mir vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass der HSV absteigen, drei (!!!) Mal in Folge den Aufstieg verpassen würde und in der vierten Saison in der Vorbereitung ein Testspiel absagen muss, weil er nicht genügend Feldspieler hat, wäre meine Antwort: Jetzt übertreibst du aber gewaltig.

Den Satz „Jetzt übertreibst du aber gewaltig“ hätte ich wahrscheinlich anders ausgedrückt, aber es beschreibt exakt meine Gefühlslage. Ich schreibe diesen Blog nun sein knapp 9 Jahren, aber wenn mir selbst jemand 2017 das erzählt hätte, was Daniel oben beschrieben hat, ich hätte unter Garantie laut gelacht und ihn für verrückt erklärt. Niemals hätte ich, der für seine nicht gerade dauerhaft positive Bewertung des Vereins bekannt ist, diese Entwicklung für möglich gehalten, aber mittlerweile bin ich sicher, dass der HSV noch nicht am Grund des Tals angekommen ist. Denn um eine Umkehr einzuleiten, müssten zwei Dinge gegeben sein, die es beide bei diesem Verein nicht gibt: Die Erkenntnis, dass man wirklich absolut alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann und die Bereitschaft, es in Zukunft anders zu machen. Denn die Immer-noch-Machthaber beim HSV, vom Aufsichtsrat weder kontrolliert noch überwacht, sind nicht der Auffassung, sie hätte irgendeinen Fehler gemacht und genau damit fängt das Problem an. 

Gucken wir uns den Status Quo am 27.06.2021 an. Wie bereits beschrieben, wurde der ersehnte Wiederaufstieg das dritte Mal in Folge kläglich verkackt. Dreimal in Folge Vierter in der zweiten Liga zu werden, nachdem man noch zur Halbserie wie der sichere Aufsteiger ausgesehen hatte, das schafft Nur der HSV. Inzwischen wurde das vereinseigene Grundstück an die Stadt verkauft und dem Hamburger Steuerzahler wurde vorgegaukelt, dass die Summe in die dringend notwendige Stadionsanierung fließen würde. Dies hat sich mittlerweile als Lüge entpuppt, die € 23,5 Mio. benötigt der Verein, um die Gehälter seiner Vorstände, seiner Maltafüße und seiner 300 Festangestellten zu bezahlen, plus natürlich der üblichen Abfindungen und Beraterhonorare. Bis 2024 muss das marode Volksparkstadion allerdings renoviert werden, die Kosten dafür beziffert der Verein selbst auf ca. € 20 -30 Mio. Wie will ein Verein, der 2021 keine € 500.000 für den Transfer eines Spielers abdrücken kann, denn diese Summe bewältigen? Damit nicht genug, denn 2026 muss man die nächste Fan-Anleihe (€ 17,5 Mio.) zrückzahlen, ich würde schon mal anfangen zu sparen und Pfandflaschen zu sammeln. 

Weiter im Text, die sportliche Situation. In dieser Transferphase hat man bisher die Spieler Ulreich (ablösefrei), van Drongelen (€ 500.000), Narey (ablösefrei plus Abfindung), Jung (ablösefrei plus Abfindung), Hunt (Vertrag ausgelaufen), Terodde (Vertrag ausgelaufen), Heil (verliehen) abgegeben. Die Spieler Bates und Amaechi sind freigestellt, sie sollen sich einen neuen Verein suchen. Desweiteren möchte man die Spieler Kinsombi, Gjasula, Gyamerah und Dudziak am liebsten loswerden und die Spieler Vagnoman und Onana verkaufen. Gekommen sind bis jetzt die Weltstars Schonlau (ablösefrei), Meffert (für € 500.000 aus Kiel), Muheim (für € 200.00 aus St. Gallen geliehen) und Glatzel (für € 900.000 aus Cardiff) gekommen, Herr Glatzel hat sich gleich einmal mit Corona infiziert und fällt für das anstehende Trainingslager aus. Zusammengefasst hat man aktuell ein Transferminus von € 1,1 Mio. und eine deutlich schlechtere Mannschaft als in der letzten Saison. Nimmt man neben den bereits abgewanderten Spielern diejenigen, denen man einen Abgang ans Herz gelegt hat und diejenigen, denen man erklärt hat, sie wären das Tafelsilber und müssten gehen, hat man inzwischen nicht mal mehr den Rest einer qualmenden Ruine. 

Was hat man noch bzw. was hat man immer noch nicht? Man hat demnächst wieder Wahlen für das Präsidium des e.V in wenn es schlecht läuft, bekommt man wieder den Verlierer, der in den letzten 3 Jahren bereits zu dem IST-Zustand beigetragen hat. Man hat immer noch keinen Vorstandsvorsitzenden, der bereit und fähig wäre, die Richtung vorzugeben, das haben die verbliebenden Intriganten Boldt und Wettstein erfolgreich verhindert. Man hat immer noch keinen Stadionsponsor, man dafür aber immer noch 300 Mitarbeiter, die sich die Falten aus dem Sack prügeln. Ehrlich, ich bewundere diejenigen, die auch nur einen positiven Aspekt in der Zukunft dieses Verein erkennen können, aufrichtig. Ich bewundere sie allerdings weniger für ihre Weitsicht, sondern mehr für ihre Naivität. Der vorläufige Höhepunkt: Der HSV musste sein erstes Testspiel der Saison absagen, weil man nicht genügend Spieler zur Verfügung hatte. Ich begleite diesen Verein nun schon so viele Jahre, aber das ist selbst für mich neu. Und peinlich. Wie kann es sein, dass ein Profi-Klub, der normalerweise einen Kader von 25 Feldspielern plus drei Torhüter hat, mitten in der Saisonvorbereitung keine Mannschaft aufs Feld bringen kann? Warum hat man nicht zumindest 4 oder 5 Jungs aus der U21 dazugeholt oder gibts die auch nicht mehr? 

Das Bild, welches dieser Verein im Juni 2021 abgibt, ist ein Bild des Jammers. Und natürlich wirken sich all diese Taten und Ereignisse auf zukünftige Handlungen aus. Wer schließt denn noch mit denen eine Vereinbarung für ein Testspiel ab, wenn er eine Alternative hat? Wer kauft denn Spieler wie Wagnermann oder O Lala, wenn er genau weiß und sieht, wie sehr dem HSV das Wasser bis zum Hals steht? Wer ist überhaupt noch bereit, einen Cent für einen HSV-Spieler abzudrücken, wenn er beobachtet, wie der Verein seine Spieler trotz Vertrag verschenkt? Aber das Ende ist noch nicht erreicht, denn nach der nächsten Saison laufen die Verträge von Feuer-Hernandes, Leistner, Gyamerah, Gjasula, Dudziak, Wintzheimer und Meißner aus, dann kann wahrscheinlich Herr Daffeh allein stürmen. Wenn es ihn dann noch gibt….

Rückblickend ganz interessant. 

https://www.hwwi.org/fileadmin/_migrated/tx_wilpubdb/HWWI_Standpunkt_219_HSV_01.pdf

Zum Schluss…

…das Letzte!

Immer wieder stellen sich dünn-angerührte „Fans“ die Frage, warum der HSV Spieler, die noch einen Vertrag über ein Jahr haben, nicht verkauft bekommt. Warum grundsätzlich kaum ein HSV-Spieler Begehrlichkeiten bei anderen Zweitliga-Vereinen weckt. Dabei ist es ganz simpel – diese Spieler verdienen in Hamburg einfach zu viel, als dass sich andere Vereine der gleichen Liga diesen Luxus leisten könnten. Man denkt, dies hätte endlich ein Ende? Mitnichten! 

Wie die „Sport Bild“ berichtet, entschied sich Schonlau angeblich auch deshalb gegen Schalke, weil er vom „drohenden Gehaltsgefälle“ abgeschreckt wurde. Als Sportdirektor Schröder auf telefonischem Wege das königsblaue Werben um den Abwehrmann verstärkte, habe dieser für sich schon die Wahl pro Hamburg getroffen. Schonlaus mögliches Jahresgehalt bei S04 hätte dem Magazin zufolge nicht bei wesentlich mehr als 500.000 Euro gelegen. (Quelle: Transfermarkt.de)

OMG, wie kann das denn angehen? Die wollten einem durchschnittlichen Zweitliga-Verteidiger nur unwesentlich mehr als eine halbe Million pro Jahr bezahlen? Na, dann ist es kein Wunder, dass der Mann lieber ins Wohlfühlparadies nach Hamburg gegangen ist. Immerhin ist Judas Boldt in der Lage, durch die Zweckentfremdung von Steuergeldern immer noch Höchstpreise zu überweisen. Was hat das zur Folge? Schonlau wird zwei Jahre in Hamburg kicken, dann wird er noch einen Vertrag für ein weiteres Jahr haben und dann wird ihn der Verein verschenken oder mit Abfindung vom Hof jagen. Warum? Weil nicht mal Vereine wie Schalke bereit sind, diese Gehälter zu bezahlen und weil es für eine andere Liga nicht reicht. 

Zum Schluss…

…..das Allerletzte!

Sieben auf einen Streich! So viele Trainer hat der HSV jetzt: Cheftrainer Walter, die Assis Tapalovic, Hübner sowie Polzin, Torwart-Trainer Höh, Athletik-Coach Müssig und Reha-Trainer Capel. Damit ist der Zweitligist auf Champions-League-Kurs. Ebenfalls sieben Trainer hat Königsklassen-Teilnehmer Dortmund. Vergangene Saison beschäftigte der HSV sechs Trainer. Da reichte es nur zum vierten Platz. Das dritte Mal in Folge Aufstieg verpasst! Fürth packte es mit vier Trainern.

Die sind doch krank in der Birne!