In diesem, vielleicht wichtigsten Blog von allen dreht es sich um die Mitgliederversammlung des HSV e.V. am nächsten Samstag. Da geht es um die Wahl zum neuen Präsidenten.

Wobei der Begriff „Wahl“ ein schlechter Witz ist. Es gibt keinen Gegenkandidaten. Ihr Kreuz können die Mitglieder nur bei einem machen: Präsident Pinselreiniger, Marcell Jansen. Der Beirat des HSV hat in einer zutiefst undemokratischen und intransparenten Entscheidung alle anderen Bewerber nicht zugelassen und damit die eigenen Vereinsmitglieder zu Stimmvieh und Abnickern degradiert. DDR-Verhältnisse sind nix dagegen.

Nicht viel besser ist es bei den Vizepräsidenten. Gegen „Fummel“ Wehmeyer tritt zwar der Mitbewerber Dr. Ralph Hartmann an, aber man weiß nicht, ob man den guten Doktor beglückwünschen oder bemitleiden soll, so aussichtslos ist seine Kandidatur. Und auch bei der Wahl zum zweiten Vizepräsidenten und Schatzmeister gilt das Wort der Kanzlerin: Alternativlos! Es gibt nur einen Kandidaten, Michael Papenfuß.

Da stellen sich zwei Fragen:

     1. Warum will der Beirat auf Biegen und Brechen Jansen als Präsident durchdrücken?

     2. Warum sollte man Marcell Jansen überhaupt zum Präsidenten wählen?

 

Die erste Frage kann nur der Beirat beantworten. Hallo, die Herren Ehlers, Schwerdtfeger, Esselsgroth, Benthien und Diekhoff: Was kann Marcell Jansen, was Marinus Bester nicht kann? Oder anders gefragt, was will der Herr Bester nicht tun, Herr Jansen aber sehr wohl? Wäre die MV nicht der passende Ort, sich den Mitgliedern zu erklären?

Die zweite Frage ist fast noch interessanter als die erste, denn darauf kann keiner eine sachlich fundierte Antwort geben, nicht mal Jansen selbst. Ich zitiere aus seinem Bewerbungstext auf hsv-ev.de:

„Als möglicher wiedergewählter Präsident möchte ich in einem starken, teamfähigen Präsidium den HSV gemeinsam mit unseren Mitgliedern, Fans und Gremien loyal und zukunftsfähig weiterentwickeln. Vereintes Denken und Handeln werden dabei stets im Fokus stehen. 

Ich habe in den letzten Monaten viele Gespräche mit Mitgliedern, Fans und Gremien geführt, daraus ist das Zukunftsprogramm „VEREINT 2025“ entstanden. Das Programm soll die Basis für nachhaltiges Arbeiten im Präsidium des HSV e.V. darstellen. Wir werden Impulse setzen und die Frage zu unserem gesellschaftlichen Mehrwert beantworten. Rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung wird es die Möglichkeit geben, das Programm einzusehen.

VEREINT 2025“ beinhaltet klare Initiativen, die zu einer Optimierung, Stärkung und vor allem Glaubwürdigkeit des gesamten HSV-Organismus führen werden. Unser aller HSV ist für mich eine Herzensangelegenheit!“

Was für ein Bullshit-Bingo!

Klingt für mich wie komplett inhaltsleeres, aber fankompatibles Geschwurbel, gespickt mit Massenverzückungsstichworten wie „Stark, Teamfähig, Vereint, Gesellschaftlicher Mehrwert, Nachhaltiges Arbeiten, Glaubwürdigkeit“ und natürlich „Herzensangelegenheit“.

Diese Aneinanderreihung von Floskeln gipfelt im Versprechen eines Zukunftsprogramms namens „VEREINT 2025“, das die Basis sein soll. Basis für was? Welche Initiativen beinhaltet das Programm? Was sind die Inhalte? Welche Absichten, welche Ziele werden genannt und wie will man die konkret erreichen? Vom Urheber selbst dazu inhaltlich kein einziges Wort. Nur nebulöse Versprechungen und hohle Phrasen. Ein Satz ist allerdings interessant:

„Rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung wird es die Möglichkeit geben, das Programm einzusehen.“

Heute ist bereits Donnerstag und bis jetzt ist nichts zu sehen von dieser Wunderinitiative. Warum ist das Programm nicht längst öffentlich, so dass die Mitglieder Zeit haben, es zu lesen, sich damit auseinanderzusetzen, Fragen zu stellen und Hintergründe zu beleuchten? Zumal es ja längst fertig zu sein scheint. Was bezweckt Jansen mit der Heimlichtuerei, was will er verbergen?

Machen wir uns nichts vor. Ihm geht es überhaupt nicht um den Breitensportverein HSV e.V. mit seinen 83.000 Mitgliedern, die Badminton-Junioren oder gar um „Das Fest der 1.000 Zwerge“. Ihm geht es um etwas ganz anderes.

Jansen wird nicht müde zu beteuern, wie sehr ihm der Amateursport am Herzen liegt. Wenn dem wirklich so wäre, hätte er in seiner bisherigen Amtszeit viel für den Verein und seine Mitglieder tun können. Aber die Bilanz ist mager. Stattdessen hat sich Präsident Pinselreiniger eine unglaubliche, öffentliche Schlammschlacht mit seinen beiden Vizepräsidenten Schulz und Schaefer geleistet. Jansen gelang es, seine beiden Präsidiumskollegen komplett in die Zange zu nehmen. Auf der einen Seite die „öffentliche Meinung“, vertreten durch das Hamburger Abendblatt, das total einseitig und sehr willfährig Schützenhilfe gab. Auf der anderen Seite Angriffe aus dem Verein selbst, in Form eines Misstrauensantrags des Ehrenrats gegen Vize Schulz. Auf diese Art machte Jansen seine Präsidiumskollegen systematisch so fertig, dass sie irgendwann entnervt das Handtuch schmissen. In einem Ehrenamt!

Dabei ging es im Kern der Auseinandersetzung gar nicht um den e.V.. Es ging um die AG. Genauer, um zwei zu besetzende Aufsichtsratsposten. Ein Machtkampf um die Zukunft der Fußball-Profis also. Wer im Aufsichtsrat der AG die Mehrheit hat, gibt die Richtung vor und kontrolliert die Vorstände Wettstein und Boldt. Und da hatten Scholz und Schaefer wohl ganz andere Vorstellungen als Jansen.

Man darf auch nicht vergessen, wer den Misstrauensantrag gegen Vize Schulz gestellt hat: Das war der HSV-Ehrenrat. Dessen Vorsitzender heißt Kai Esselsgroth. Und wem der Name jetzt irgendwie bekannt vorkommt, richtig, der sitzt auch im Beirat. Dem Beirat, der keinen anderen Kandidaten als Marcel Jansen für das Amt des Präsidenten zugelassen hat. Zufall?

Doch zurück zur Frage: Warum sollte man Jansen wählen?

Er bewirbt sich für das höchste Amt in einem der größten Breitensportvereine Deutschlands. Bevor jemand so ein großes und verantwortungsvolles Amt antritt, erklärt er sich in der Regel den Menschen, die ihn wählen sollen. Sagt, was er will. Wofür er steht. Was er für Absichten und Pläne hat. Welche Maßnahmen er konkret vornehmen, was für Veränderungen er durchsetzen will. Was er für die tut, die ihn wählen. Und wie er den Laden für die Zukunft aufstellt.

Dazu hört man kein Wort von Präsident Pinselreiniger. Null Substanz. Null Programm. Null.

Wieso soll ich jemanden wählen, wenn ich nicht weiß, was er will? Wieso soll ich jemanden wählen, der sagt: Was ich will und was ich tun werde, erfahrt ihr, wenn ihr mich gewählt habt? Wie absurd ist das? Das würde man sich von keinem Politiker bieten lassen. Warum dann von einem Vereinspräsidentenkandidaten?

Und was hat dieser Kandidat in Hinsicht auf das finanziell bedeutendste Asset des e.V. vor? Denn um nichts anderes geht es hier, als um die HSV Fußball AG und die Macht und das Geld dahinter. Darum haben alle HSV-Mitglieder das fundamentale Recht, folgendes zu erfahren:

  • Wie steht ein Präsident Jansen zum Thema weitere Anteilsverkäufe der HSV Fußball AG?
  • Soll die 24,9%-Regel ausgehebelt werden?
  • Wer kommt als möglicher Käufer in Betracht?
  • Was ist mit einem Anteilsverkaufs-Verbot, solange der HSV nicht in der 1. Bundeliga spielt, so wie im Antrag von Jürgen Hunke gefordert?

Auch hier, zu all diesen wichtigen Fragen kein Ton von Präsident Pinselreiniger. 

Jansen hat mit Sicherheit Pläne. Nur erzählt er sie keinem. Und das ist kein gutes Zeichen.

Apropos Jürgen Hunke: Der Mann hat ja nun einige recht schwerwiegende Themen mit seinen Anträgen in die MV eingebracht, u.a. zur geheimen und direkten Wahl, zum Anteilsverkauf, zur Datensicherheit der Mitglieder und zur Bildung einer Kommission zur Neufassung der Satzung der HSV Fußball AG. Alles Punkte, die erst nach der Wahl des Präsidiums am Ende der Mitgliederversammlung aufgerufen werden. Wenn die Zeit weit fortgeschritten und die Menge müde ist. Warum nur?

Es beschleicht einen der Verdacht, dass das Präsidentenamt für Jansen nur ein Mittel zum Zweck ist, um die Macht bei der AG zu erringen und das es Kräfte im Verein gibt, die ihn dabei unterstützen. Weil er dort über eine Umbesetzung des Aufsichtsrats und in gemeinsamer Sache mit dem Vorstand die Rechte und den Zugriff des e.V. auf die AG beschneiden will. Oder mehr.

So erklärt sich auch das dröhnende Schweigen.

Aber dazu morgen mehr. Dann schauen wir uns die Einladung zur MV, die Tagesordnungspunkte und die Anträge im Detail an. Und zeigen eine Alternative auf.

 

Präsident Pinselreiniger – Bewerbungsvideos der anderen Art. Festschnallen! In Video 2 ab Min 36:04.