Diesen Satz sagte Marcell Jansen vorgestern gegenüber der BILD. Merkt ihn Euch, er ist wichtig.

Eigentlich wollten wir uns heute die Einladung zur MV, die Tagesordnungspunkte und die Anträge im Detail anschauen (ist allen aufgefallen, dass da neunmal Saison 2019/2020 auf der Bekanntmachung steht?). Doch die tagesaktuelle Entwicklung hat uns überholt. Damit der heutige Blog nicht zu sehr ausufert, soll es nur um eines gehen: Kandidat vs. Inhalt.

Gestern lautete die Frage: Warum sollte man Marcel Jansen wählen?

Heute lautet die Frage: Warum sollte man Marcel Jansen nicht wählen?

Grund 1: Er ist ein Wortbrecher.

Bei seiner Bewerbung auf hsv-ev.de gibt er zu „VEREINT 2025“ folgendes Versprechen: 

„Rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung wird es die Möglichkeit geben, das Programm einzusehen.“

Gestern schon fragte ich, warum dieses so wichtige Programm nicht längst für alle einsehbar ist. Morgen ist Mitgliederversammlung und wir sind keinen Schritt weiter. Allerdings hat Präsident Pinselreiniger gestern Abend folgenden Panik-Tweet abgesetzt:

„Liebe HSVerinnen, Liebe HSVer, Gerne möchte ich Euch am Samstag mein Programm „VEREINT 2025“ im Detail vorstellen. Lasst uns zusammen den HSV gestalten. Fankultur, Vereinsleben und Tradition gehören in Einklang!“

Dazu folgendes Chart aus der Powerpoint-Hölle:

 

Am Samstag etwas auf der MV vortragen hat rein gar nichts mit „rechtzeitig einsehen“ zu tun. Im Gegenteil, das ist der älteste Trick, Leute an der Nase rum zu führen. Und die „entscheidenden Inhalte“ (©Jansen) sucht man weiterhin vergebens. Stattdessen nichts als heiße Luft und Bahlsenkeks (©Grave).

Passend dazu auch das heutige Interview im Hamburger Auftragsblatt. Auf die Bitte, Inhalte seines Programms konkreter zu benennen, entgegnet Jansen wörtlich:

„Ich möchte vor der Mitgliederversammlung noch nicht zu sehr ins Detail gehen.“

Was soll man von einem Kandidaten halten, der seinen Wählern ein Versprechen gibt und das noch vor der Wahl bricht. Oder besteht dieses Programm in Wahrheit nur aus einem wohlklingenden Namen und einem Bullshitbingo-Chart, ohne irgendwelche Inhalte? Jedenfalls ist das Ganze so durchsichtig und schlecht gemacht, das man sich wundert, wie Jansen glaubt, damit durchzukommen. Welcher halbwegs intelligente Mensch fällt darauf rein?

 

Grund 2: Er verweigert jede Stellungnahme zum Thema Anteilsverkäufe.

Keiner kann ernsthaft daran zweifeln, dass das Thema Anteilsverkäufe die größten Tragweite im Verein hat. Es gibt kein HSV-Mitglied, den das kalt läßt. Weil die Konsequenzen für jeden im Verein spürbar sind. Und weil die Auswirkungen für die finanzielle Zukunft des e.V. völlig unklar sind. 

Wie kann es sein, das Jansen, der ja nicht nur Vereinspräsident werden will, sondern gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der AG ist, sich Auskünften dazu völlig verweigert? Warum sagt er nicht, was er plant? Verkäufe ja oder nein? An wen, Kühne und wer noch? Wie viele Aktien? Zu welchem Preis? Ein Verkauf in Liga 2 wäre das das schlechteste Geschäft der Vereinsgeschichte und das will was heißen beim HSV.

 

Grund 3: Die Wahl ist unfair. 

Ein Präsidentenkandidat ohne Gegenkandidat. Ein Beirat, der ohne Begründung Bewerber abblitzen läßt. Seltsame Entscheidungen zur Tagesordnung. Jürgen Hunke hat eine sehr aufschlußreiche Pressemeldung rausgegeben (siehe unten). Aus der geht klar hervor, dass er die e. V.-Geschäftsführung bat, seine Anträge, besonders den zum Verbot des Anteilsverkauf in Liga 2, vor der Wahl des neuen Präsidiums zu diskutieren und entscheiden zu können. Eine Bitte, die ungehört verhallte. Allerdings wird einem anderen Antrag Hunkes stattgegeben und zwar noch vor der MV. Es ist der Antrag zur Geschäftsordnung, über jeden Kandidaten geheim und einzeln abzustimmen. Warum? Weil Anträge zur Geschäftsordnung zu Beginn einer Versammlung abgehandelt werden. Und dann hätte man seine anderen schlecht auf TOP 18 in die Antragswüste schieben könnten, wie jetzt geschehen. Aber wäre es nicht besser, erst die Sach– und dann die Personaldiskussionen zu führen?

 

Grund 4: Die Abstimmung ist ein abgekartetes Spiel.

Ich habe erfahren, dass alle Mitarbeiter auf den Geschäftsstellen des HSV e.V. und der AG, die auch HSV-Mitglieder sind, aufgefordert wurden, zur MV zu gehen und zu wählen. Wen? Einmal dürft ihr raten! 

Auch die nicht enden wollende Diskussion um digitale Abstimmung zeigt, was hier gespielt wird. Überall in Deutschland kann quasi über Nacht auf Home Office umgestellt werden, nur an der Sylvesterallee muss man persönlich erscheinen, um sein Pappkärtchen hochzuhalten. Klar, das hält die Teilnehmerzahlen niedrig und bei niedrigen Teilnehmerzahlen können 200 Mitarbeiter schon mal den Unterschied zwischen 49 und 51 Prozent machen.

 

Diese Wahl ist eine Farce. Wer jetzt immer noch behauptet, der arme Marcell hätte mit all den miesen Machenschaften absolut nichts zu tun, OK. Aber dann tritt ein Kandidat mit Würde zu so einem dreckigen Spiel nicht an. Weil es ehren- und charakterlos ist und die demokratische Legitimation von Anfang an beschädigt wäre. 

Um es mit Präsident Pinselreinigers eigenen Worten zu sagen: Inhalte entscheiden, nicht die Kandidaten. Leider fehlt es bei dieser Wahl an Inhalten. Und auch an Kandidaten. 

 

Das letzte Wort hat Kandidat Marcell Jansen:

„Ich sollte nicht aus Mangel an Alternativen gewählt werden, sondern weil die Mitgliedschaft mich für den geeigneten Präsidenten hält.“

Und genau das ist der Grund, warum die Mitglieder ihn nicht wählen sollten.

 

Nachtrag bezüglich der gestern angekündigten Alternative

Jansen braucht 50 Prozent, bei weniger ist er nicht gewählt. Aber dann erinnerte ich mich an einen Kommentar von Kerberos:

„Unterstützt der Beirat mit seinen Entscheidungen tatsächlich die Wahl von M. Jansen zum Präsidenten oder hat er nicht vielmehr der Mitgliederversammlung ein trojanisches Pferd vor die Tür gestellt?

Der Beirat ist mit Sicherheit in Kenntnis über den Umstand, dass seine Entscheidung über die verweigerten Zulassungen zu den Kandidaturen zum Präsidenten eine Welle der Empörung auslösen und einen Protest-Sturm entfachen werden. Mit dem einzig zugelassenen Kandidaten M. Jansen zur Wahl des Präsidenten wurde damit eigentlich eine sichere Bank geschaffen, durch mehr Nein- als Ja-Stimmen einen Präsidenten M. Jansen zu verhindern. Dieses Kalkül wäre in dieser Form so mit einem Gegenkandidaten nicht denkbar gewesen, denn es wäre der Kandidat mit den relativ meisten Ja-Stimmen zum Präsidenten gewählt worden.

Zur Wahl des Vize-Präsidenten lässt der Beirat nun B. Wehmeyer und Dr. Hartmann (obgleich dieser eigentlich als Schatzmeister kandidieren wollte) zu. Damit hat der Beirat sichergestellt, dass der Verein kurzfristig, interimsweise von einer respektablen Person als Vize-Präsident vertreten werden wird – denn bei 2 Kandidaten ist jener Kandidat gewählt, der relativ die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Für die Wahl des Schatzmeisters gilt das Vorgesagte zur Wahl des Präsidenten. Der Verein wird daher durch die Beschlüsse des Beirats nach der Mitgliederversammlung verlässlich vorhersehbar interimsweise entweder von Dr. Hartmann oder von B. Wehmeyer vertreten werden. Vielleicht ist dies in der aktuellen Situation des HSV e.V. gar nicht die schlechteste Lösung, zumal unter Hinweis auf das unvollständige Präsidium der Druck zu einer Entscheidung in der causa Fußball AG vom Verein genommen werden kann. Manch eine Entscheidung erscheint nur beim verkürzten Blick auf die Entscheidung einfach idiotisch, weil die „Nicht-Kommunizierbarkeit“ dieser Entscheidung eben tragender Bestandteil des Planes hinter der Entscheidung ist.“

Bedeutet das, der Beirat plant Jansens Nichtwahl, damit dann Wehmeyer oder Hartmann als Vize-Präsident den e.V. gegenüber der AG vertritt? Eigentlich schwer vorstellbar. Und im Fall von Wehmeyer, wie kann ein leitender Mitarbeiter der AG (Fummel ist Clubmanager) gleichzeitig in seinem eigenen Aufsichtsorgan sitzen? Die Situation ist verwirrend.