Liebe Arenisten, 

nach einigen Tagen oder knapp 2 Wochen der Blogübergabe kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich habe alles richtig gemacht. Ich habe den richtigen Zeitpunkt gewählt und ich habe die richtigen Nachfolger gefunden. Bei einer gemeinsamen Grillung vor einigen Tagen ist es mir erneut aufgefallen: Die Jungs brennen noch,  wie ich auch viele Jahre lang gebrannt habe. Ich habe versucht,  ihnen zu vermitteln,  dass sie sich den Druck des „täglichen Blogs“ nicht auferlegen sollten,  doch statt eines bestätigenden Nickens erhielt ich halbwegs verständnislose Blicke. „Wir sind doch wohl einer Aufgabe verpflichtet,  schließlich hast du als Einzelperson es über 9 Jahre auch geschafft, fast täglich zu liefern“. Nun denn,  was soll ich dazu sagen? Denn natürlich freut mich dieses Engagement und es freut mich natürlich auch, dass ihr nach wie vor täglich unterhalten werdet. Die Blogs selbst fand ich durch die Bank Extra-Klasse,  ich hätte es mir nicht besser vorstellen können. Also – alles richtig gemacht. 

Wie geht es mir ansonsten? Bestens. Ich freue mich morgens auf einen inhaltlich wertvollen und unterhaltsamen Blog,  ich lese ab und zu mal in den Kommentaren,  aber der Abstand zum Thema wird täglich größer. Das ist überhaupt nicht schlimm,  denn so war es schließlich beabsichtigt. Ab und zu juckt es allerdings immer noch und dann kann ich nicht anders,  dann muss ich kommentieren. Ich weiß aber,  dass dies in Zukunft immer seltener der Fall sein wird. Fußball im Allgemeinen und HSV im Speziellen sehe ich eigentlich überhaupt nicht mehr und auch von den Olympischen Finanz-Spielen habe ich so gut wie nichts verfolgt. Denn dies hat der Verein HSV und der bezahlte Fußball im Laufe der Jahre geschafft: Er hat mich vom „Leistungssport“ bzw. dem Sport im TV gelöst. Neulich hatte ich die Diskussion mit einem befreundeten Journalisten (gibt es tatsächlich),  in der ich die Frage aufgeworfen habe, ob es sich eigentlich gelohnt hätte und was man mit all der Zeit noch hätte anfangen können. Ich kann beide Fragen nicht beantworten, aber ich glaube, stünde ich vor der Wahl,  ich würde es heute nicht anders machen. Nicht die investierte Zeit,  nicht den kritischen Ansatz, nicht die Tonalität,  es war alles richtig zu seiner Zeit. 

Haben wir etwas geschafft bzw. bewegt? Ja, haben wir. Vor HSV-Arena und Daniel Jovanov gab es keine kritische Berichterstattung über einen Verein, der mehr als jeder andere eine „andere Betrachtungsweise“ geradezu fordert. Es gab lediglich die 11 1/2 monatige jährliche Hofberichterstattung der Journalisten-Simulanten, die größtenteils seit mehr als 20 Jahren auf dem gleichen Job sitzen. Diese 11 1/2 monatige Zeitspanne wurde dann jedes Jahr durch eine ca. 2-wöchige Phase des gnadenlosen Draufprügelns und der General-Abrechnung besonders mit denen abgelöst,  die nicht mehr ihre Brötchen im Volkspark verdienen durften. Jedoch waren diese zwei Wochen nie geprägt von Analyse oder Recherche,  sie dienten (und dienen) lediglich dazu, dem enttäuschten und erzürnten Klatschvieh ein Ventil zur alljährlichen Frustbewältigung zu bieten. Unmittelbar danach wird dann wieder in den Jubel-Modus umgeschaltet, Hoffnung verbreitet, Transfers beklatscht, neue Übungsleiter gesalbt und und und.

Diese Zyklus haben wir durch Beständigkeit unterbrochen. Wir haben analysiert und dann kritisiert, wenn es passierte und nicht dann, wenn es längst zu spät war. Wir haben Beweise geliefert und keine Gerüchte in die Welt gesetzt. Und wir haben Menschen erreicht, die es verstanden haben und verstehen wollten. Nicht nur die 3.000 bis 8.000 hier, denn diese Leute sind Weiterträger. Influenzer, wie es heute heißt. Sie tragen den Gedanken und die Nachweise für das Globalversagen in diesem Verein weiter und wie ein unsichtbarer Virus hat sich eine grundlegend kritischere Haltung bei der Betrachtung der Vorgänge innerhalb des Vereins durchgesetzt. 

Man darf allerdings nicht den Fehler begehen und denken, man könnte sie alle erreichen und bekehren, denn viele wollen das einfach nicht, wie auch und besonders die letzte Mitgliederversammlung gezeigt hat. Aber das war und ist auch nicht das Ziel dieses Blogs gewesen, es ging immer darum, eine Alternative aufzuzeigen und das ist gelungen. 

Gestern nun hat der HSV bei St. Pauli gespielt und ich habe erneut nicht eine Sekunde davon verfolgt. Weder ist es mir wichtig, wie das Ergebnis aussieht,  noch spielt das Zustandekommen für mich eine Rolle. Heute feiere ich meinen Geburtstag (vielen Dank für die vielen Glückwünsche,  ich nehme noch Geldgeschenke an 😀 ), mein Leben ist gut. Und es wäre deutlich weniger gut gewesen, wäre ich noch beispielsweise Mitglied und wäre vor einer Woche zur Versammlung gegangen, denn das wäre im Eklat geendet. 

Gibt es außerhalb von Hamburg noch einen Club, bei dem Vorstände, Aufsichtsräte, Beiräte und Präsidenten trotz des Abstiegs aus der Bundesliga, drei gescheiterten Aufstiegsversuchen und 70-80 Mio. Verlust seit 2014 auch noch beklatscht werden für ihre Arbeit?

Diesen Satz schrieb Daniel Jovanov unmittelbar nach der MV und er fasst das gesamte Dilemma dieses Vereins zusammen. Diverse Abstiegskämpfe, diverse Relegationen,  ein Abstieg,  drei!! verkackte Wiederaufstiege, 75 größtenteils katastrophale Transfers,  € 70 Mio. Umsatzverlust,  Beirat-Skandal, die Liste ließe sich noch wochenlang weiterführen. Und die Dummbeutel klatschen. Sie klatschen. Wettstein verkündet zum 8. Mal,  dass er klassisch versagt hat und sie klatschen. Boldt kriegt nichts auf die Reihe, kanzelt in arrogantester Art und Weise ein zahlendes Mitglied ab und sie klatschen. Eine Mannschaft,  die in den letzten 3 Jahren trotz des größten Etats unendlich versagt, betritt die Arena. Und sie klatschen. Sie würden auch bei einem Abstieg in die 3. Liga klatschen und sie würden auch am Tag der Insolvenz-Verkündung klatschen. Jansen wird als einziger Kandidat für die e.V.-Präsidentschaft zugelassen,  erhält lächerliche 66% der Stimmen und wird gefeiert. Man könnte meinen,  man befindet sich in einer Matrix, aber nein, das ist die tatsächliche HSV-Realität. Wahrscheinlich hätte Eierkneter Mutzel oben auf der Tribüne einem Mitglied des Ehrenrates ein Küchenmesser in den Rücken rammen können,  sie hätten immer noch geklatscht. 

Diejenigen, die eigentlich nicht klatschen wollten,  waren gar nicht erst gekommen. Die sogenannte „aktive Fanszene“ und der SC haben die richtungsweisende Wahl einfach mal weggeschwänzt, dabei hätte man mit bummeligen 100 Mitgliedern Präsident Pinselreiniger verhindern können. Aber ausgerechnet diejenigen, die vorher die Fresse am weitesten aufgerissen hatten, wollten plötzlich gar nicht mehr verhindern,  sie haben sich kaufen lassen. Das Versprechen,  einen der ihren in den Rat der Durchwinker aufzunehmen, hat gereicht. Aber soll ich mich darüber tatsächlich noch aufregen oder gar ärgern? Ganz sicher nicht, dann im Grunde ist all das exakt der Verein, den ich die letzten 9 Jahren beschrieben habe. Erschüttern ist eigentlich nur eines – es wird immer noch ein wenig schlimmer. Selbst ich mit meiner kritischen Sichtweise hätte nie und nimmer vermutet, dass dieser Verein einen derart furchtbaren Weg gehen würde. 

Und das Ende ist noch nicht erreicht. Haltet die steifen Ohren fest, Freunde. 

G.

Hierhin wird es mich voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres verschlagen. Irgendwie ein wenig cooler als St. Ellingen, oder? 😀 

Danke fürs Geburtstagsgeschenk,  Pauli

Nach den enttäuschenden Auftritten in den letzten Spielzeiten erwarten wir daher vor allem, dass wir in diesem Jahr auch in sportlicher Hinsicht wieder als Nummer Eins der Stadt aus der Saison gehen. Mit den mutlosen Auftritten in den beiden wichtigsten Spielen der Saison muss endlich Schluss sein. Es ist daher aber auch unsere Aufgabe, in der Stadt eine weit über die aktive Fanszene hinausgehende blau-weiß-schwarze Euphorie zu erzeugen, die unsere Mannschaft durch derartig wichtige Spiele trägt. (Quelle: Möwenschiss, Sprachrohr der Castaways) 

Thema verfehlt 😀 😀 😀