Fußball ist ein Ergebnissport. So gesehen geht das 2:1 gegen Sandhausen in Ordnung. 3 Punkte geholt. Auf Tabellenplatz 7 geklettert. Vorläufig. Darmstadt, Schalke und Heidenheim können morgen noch vorbeiziehen. Leider war das aber auch schon das einzig Positive am gestrigen Abend. Alles andere war eine Katastrophe.

Wer gefühlte 1.000 Chancen nicht nutzt, wird nichts werden in der Liga.

Wer nach dem Führungstreffer mit nur einem Tor Vorsprung den Spielbetrieb einstellt, wird nichts werden in der Liga.

Wer sich von einem Gegner in Unterzahl den Ausgleich reindrücken läßt, wird nichts werden in der Liga.

Wer mit einem 39 Mio Kader gegen einen 12 Mio Kader so wirkungslos auftritt, wird nichts werden in der Liga.

Wer sich im eigenen Stadion mit solchem Fan-Support im Rücken nach dem Ausgleich so den Schneid abkaufen läßt, wird nichts werden in der Liga.

Wer so massiv die Unterstützung des Schiedsrichters braucht, um überhaupt ein Tor zu schießen, wird nichts werden in der Liga.

Man muss es sich vor Augen halten, um es korrekt einzuordnen: Da hat der 10te der Tabelle gegen den 16ten gespielt. Mittelfeld gegen Abstiegskandidaten. Von irgendeiner Entwicklung war da weit und breit nichts zu sehen. Weder in der Aufstellung, noch im Spiel. Überhaupt kann sich der HSV bei Herrn Dankert bedanken. Eine klare Linie, wie sie die beiden Schnatterinchen am Mikro von Sky erkannt haben wollen, konnte ich beim Schiri nicht entdecken. Höchstens, das die gelben und roten Kartons ausschließlich an Sandhausener Spieler und Offizielle gegangen sind. 

Die neue Spielphilosophie lautet wohl: Spektakel oder Debakel. Anders kann ich mir das Geschehen auf dem Platz nicht erklären. Was nützt es, 9 zu 3 Torschüsse oder 15 zu 3 Eckbälle zu verbuchen, wenn man nichts draus macht. Was hilft es, mit einem Ballbesitz von 74 Prozent den Gegner zu dominieren, wenn man die Pille nicht hinter die Linie bringt. Wenn man einen Elfmeter braucht, um 1:0 in Führung zu gehen. Bin ich übrigens der Einzige hier, dem das Herz in die Hose gerutscht ist, als ausgerechnet Kinsombi sich den Ball zurecht legte? Gut, der Schuss war sicher, saß und traf. Alles richtig gemacht. Von unhaltbar war der allerdings weit entfernt. Warum haben sowohl Kittel wie auch Leibold verzichtet? Kittel hat sich heute ohnehin als neue Säule entpuppt. Als Salzsäule, so oft wie der im 16er vom Ball überrascht wurde und einfach reglos stehen blieb. Was war das denn?

Der Totalausfall schlechthin war Glatzel. Wofür wurde der nochmal geholt, als Ersatz für Torodde? Das soll wohl ein Witz sein. Aber Putzerfischchen Mutzel meinte es todernst, als er bei der Verpflichtung von Bobby 2.0 sagte:

„Robert vereint physische Stärke, Torriecher und fußballerisches Können“

Torriecher? Fußballerisches Können? Dieser Blindfisch will Mittelstürmer sein? Halleluja! Aber Hauptsache, der Mann hat Dreijahresvertrag. Heilige Mutter Gottes! Schickt den sofort irgendwohin, wo er keinen weiteren Schaden anrichten kann und holt stattdessen einen Stürmer, der trifft. Einen, der richtig steht und einschiebt, wenn der gegnerische Torwart abprallen lassen muss. Einen der knipst und die Dinger nicht in den Nachthimmel hebelt.

Beim Thema Winzheimer ist jeder Kommentar überflüssig, außer diesem: Zu spät ausgewechselt.

Typisch HSV war auch der unmittelbare Leistungsabfall nach dem Führungstreffer. Einfach mal das Spielen einstellen, wenn man vorne liegt. Riesenidee das, hat ja auch in der Vergangenheit immer schon super funktioniert. Was stimmt nicht mit den Vögeln? Lernkurve gleich null! Eine Einladung, die Sandhausen dankbar angenommen hat und plötzlich wieder ins Spiel kam. Und das mit einem Mann weniger! Der Gegentreffer war dann schon fast mit Ansage. Die HSV-Abwehr fand nicht statt und Sandhausen nutzte die einzige wirklich gute Chance und schlug eiskalt zu: Conteh flankte in die Mitte zu Bachmann und der schob ein. 1:1 in Minute 88. DAS DARF EINFACH NICHT PASSIEREN!

Tim Walter hat ein Riesenglück, dass Heyer ihm in der 96 Minute den Arsch gerettet hat mit dem Siegtreffer. Bis dahin war das Spiel ergebnistechnisch ein Desaster. Aber es hatte auch was Gutes. Es hat für jeden erkennbar die eklatanten Schwächen des Spielsystems, des Trainers und der Mannschaft offen zutage gefördert. Es fehlen einstudierte Abläufe, Passgenauigkeit und Torabschlüsse, die diese Bezeichnung auch verdienen. Und dann immer diese kurzen Ecken, was soll das? Sind die Graupen vorm gegnerischen Tor wirklich so kopfballschwach?

Nun gut, der HSV hat gewonnen. Fast muss man sagen, leider. Denn wahrscheinlich gibts jetzt als Belohnung erst mal drei Tage frei, anstatt wie die Bekloppten zu trainieren, um die Defizite auszubügeln. Eine Niederlage wäre da fast besser gewesen. Nächste Woche geht es gegen Bremen und die haben zur Zeit einen Lauf. Das wird eine andere Aufgabe als der SVS.

Flunder sagt: Ein Spiel, spektakulör bis tzur 96. Minute.