„Eine Idee, die einmal gedacht wird, kann nicht wieder zurückgenommen werden.“

Friedrich Dürrenmatt; Die Physiker

Ich mache heute mal was verrücktes, liebe Leser, und schreibe für Euch eine absolut irre Idee auf, die mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt. Ich hatte am Dienstag letzter Woche bereits einen Blog über Klaus-Michael Kühne geschrieben und um den Alten vom Berg soll es auch heute gehen.

Wenn man wirklich ehrlich ist, gibt es nur eine Lösung dafür, wie man den Verein vor dem Ruin retten und sportlich wieder auf Erfolgskurs bringen kann. Und diese Lösung hat mit Geld zu tun. Viel Geld. Profifußball funktioniert nun einmal nur über Kohle. Wer das nicht glaubt, kann ja mal bei Kloppo, Pep oder Tuchel nachfragen oder einfach nur nach München, Dortmund oder Leipzig schielen. Ohne ein dickes Festgeldkonto oder einen reichen Russen bzw. solventen Scheich im Rücken findet großer Fußball nicht mehr statt. Und unser Russe ist nunmal ein bärbeißiger Logistiker aus Feusisberg im Kanton Schwyz. 

Kühne ist der Einzige im Verein, der so viel Kohle hat, dass er in der Lage ist, die Zukunft des HSV entscheidend zu beeinflussen. Diverse Quellen beziffern sein Vermögen auf irgendwas zwischen 14,9 Milliarden Euro und 40,8 Milliarden Dollar. Auf der Forbes „Real Time Billionaire List 2021“ rangiert er auf Platz 31, gleich hinter der ulkigen Albrecht-Witwe Beate Heister und noch vor Alibabas Gesichtslähmung Jack Ma. Nicht schlecht für jemanden, der Zeugs von A nach B befördert. Fest steht, er hat mehr Geld als Gott und jeder andere im Dunstkreis des HSV mit Ausnahme von Alexander Otto, aber der will ja keine Aktien kaufen, sonst hätte er längst.

Fast noch wichtiger als die Kohle ist, Kühne will den Verein. Er will ihn kaufen. Er will ihn besitzen. Ein Fünftel des HSV gehört ihm bereits. Er hat seine Leute im Aufsichtsrat installiert und mit Präsident Pinselreiniger sitzt ein langjähriger brown-noser an der Spitze von e.V. und AG-Aufsichtsrat. Und vielleicht besetzt ja auch bald ein weiterer Kühne-Jünger den schon seit längerem vakanten Posten des Vorstandsvorsitzenden. Zwinkersmiley

Warum dann nicht konsequent sein und sagen: „Ach, komm, KlauMi, wenn Du den ganzen Bums wirklich so gerne haben willst, dann nimm ihn doch. Aber dann nicht nur 24,9 oder 50,1 Prozent, sondern alles. Das ganze Ding, komplett mit Haut und Haar und Hut und Mütz.“

Und hier ist der Deal: KMK kann alle AG-Anteile des e.V. kaufen, die kompletten 75,67 Prozent, aber unter einer Voraussetzung. Nämlich der, dass diese Anteile nach seinem Tod automatisch an eine Stiftung fallen, die dann wieder vom e.V. verwaltet wird. Die Stiftung könnte entweder eine Treuhandstiftung oder eine unternehmensverbundene Stiftung sein, natürlich mit dem e.V. als Destinatär. So wird dieser dann quasi wieder zum Mehrheitsgesellschafter. Das alles kann über die Ausgestaltung von Stiftungszweck, Stiftungsvorstand und -kuratorium geregelt werden. Und natürlich wird die Stiftung auf ewig angelegt.

Vorteil Kühne: Zeitlebens wäre KlauMi das, was er immer wollte, der alleinige Besitzer des Fußballvereins HSV. Nach seinem Ableben bliebe er in Hamburg unsterblich und man würde ihm vorm Stadion ein Denkmal setzen. 

Vorteil e.V.: Die Anteile kommen über die Stiftung letztendlich wieder unter die Kontrolle des e.V.. 

Vorteil AG: Entschuldung und die finanziellen Mittel, damit der Verein wieder atmen und in gute Spieler investieren kann.

Damit Kühne überhaupt darüber nachdenkt, muss in der AG gleichzeitig mit eisernem Besen gekehrt werden. Alle, die sich bereichern, ohne Leistung zu bringen, müssen weg: Wettstein, Boldt, Mutzel und mit ihnen die Heerscharen von Prokuristen, Direktoren, Bereichs-, Abteilungs- und sonstigen Klappleitern. Und auch von den 300 Mitarbeitern müssen leider einige gehen. Für mehr Wirtschaftlichkeit und höhere Wettbewerbsfähigkeit geht es nicht anders. Bei den Lizenzspielern ist ein Großteil der Absahner ja bereits Geschichte, Gottseidank. Kurz: Das Wohl des Vereins muss wieder über dem Wohl von Einzelpersonen stehen.

Klar, Geld allein reicht nicht, man braucht auch einen, der damit umgehen kann. Und zwar im Sinne des Vereins und nicht der eigenen Taschen. So einen muss man finden, wenn man keine Didi 2.0 Situation will. Wer das sein könnte? Gemach, Freunde, morgen ist auch noch ein blog.

Und ja, ich kenne Kühnes HSV-Vergangenheit nur zu gut und weiß um seine Fehler, Versäumnisse und Irrtümer. Sein verderblicher Einfluss auf das operative Geschäft, die zahllosen Kredite und Besserungsscheine und die damit gekoppelten teuren Vertragsverlängerungen oder Transfers, die sich im Nachgang als alles andere als erfolgsbringend entpuppten. Das alles ist hinlänglich bekannt.

Aber ich denke, dass KlauMi aus seinen Fehlern gelernt hat (anders, als viele andere beim HSV) und nicht mehr auf cremige Spielerberater und voluminöse Berufs-Rheinländer reinfällt. Und mir ist auch völlig klar, das dieses Stiftungsmodell eine äußerst kontroverse Idee ist. Aber eines weiß ich sicher: Ohne kontroverse, neue Ideen, ohne radikale Veränderungen, ohne die Abkehr von selbstoptimierenden Wohlfühloasenbewohnern und mit dem weiteren Verharren in der Supporter-Comfort-Zone wird der HSV nie mehr ein großer Verein werden. Im Gegenteil, wenn man so fortfährt wie bisher, wird der ganze Laden auf der schiefen Bahn der letzten Jahre weiter abwärts rutschen und schließlich untergehen.

Dürrenmatt beschließt das Eingangszitat mit dem Satz:

„Wenn wir jetzt aufhören, wird ein anderer unser Werk vollenden.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Empörung in drei, zwei, eins…