Ich glaube daran, dass es (mindestens) zwei Arten von Menschen gibt. Es gibt die (Gegenan)-Kämpfer und es gibt die Akzeptierer. Die Kämpfer können und wollen sich mit Veränderungen, Rückschlägen und Niederlagen nicht abfinden, sie akzeptieren sowas nicht. Beispiel: Mal angenommen, man wohnt in einem schönen Haus, in einer schönen Straße in einer wohlhabenden deutschen Stadt. Durch Krankheit, Jobverlust o.ä. ist es nicht möglich, diesen Lebensstandard und eben dieses Haus zu halten und man zieht in eine Wohnung um. Die Straße ist nicht mehr so schön und die Lebensumstände weniger erträglich. Ein Kämpfer wird alles daran setzen, dass dieser Zustand temporär bleibt, er will wieder zurück in ein schönes Haus, das in einer schönen Straße liegt. Er wird genesen (wenn es möglich ist), wird sich fortbilden, bewerben und irgendwann wird er es geschafft haben. Aber selbst wenn er es nicht schafft, er kann sich nie vorwerfen (lassen), dass er es nicht versucht hat. Dieser Kämpfer wird, egal was passiert, immer den Respekt vor anderen und vor allem den Respekt vor sich selbst behalten. Er wird immer sagen: Mit mir nicht, Schicksal. 

Der Akzeptierer ist anders, er nimmt persönliche Rückschläge oder Niederlagen als gottgegebenes Schicksal an. Wenn es dann nicht mehr das schöne Haus ist, dann ist die Wohnung doch auch nicht so übel, was soll man denn machen? Offenbar hat das Schicksal bestimmt, dass es nicht mehr das Haus sein sollte. Zu kämpfen kommt dem Akzeptierer nicht in den Sinn, er gibt sich dem Schicksal hin. Sein Problem ist nur: Nach dem Haus kommt die 90 qm-Wohnung, aber aufgrund der Lebenseinstellung ist auch die nur ein Übergang, denn irgendwann sitzt er in einer 45 qm-Wohnung. Warum? Weil er sich nicht gewehrt hat, weil er grundsätzlich andere für sein Leben und sein Leiden verantwortlich macht. Kurzum: Er ist ein Verlierer und wird einer bleiben. 

Nun kann man sich ungefähr vorstellen, wohin sich dieser Blogbeitrag entwickeln wird, denn nicht nur die handelnden Personen beim HSV, sondern auch ein Großteil der hüpfenden „Fans“ gehören zur zweiten Kategorie und das bedeutet, dass es für den Verein kein Entrinnen mehr aus dieser Abwärtsspirale geben wird. Denn noch schlimmer: Die Akzeptierer, die sich im Verein eingenistet haben, verhindern einen oder mehrere Kämpfer, sie wollen sie einfach nicht. Ein Kämpfer nämlich könnte sie enttarnen und das würde bedeuten, dass sie ihre sicher geglaubten Plätze in der Wohlfühloase verlieren könnten. Wer will das schon? Dann ist man doch lieber „fein“ mit der 90 qm-Wohnung und sollte der Umzug in die 45 qm-Wohnung anstehen, kann man sich immer noch aus dem Staub machen, um einen anderen Wirtskörper mit seiner Verpisser-Haltung auszusaugen und zu beelenden. Kurzum: Der HSV ist ein Gefangener der Mentalitäts-Loser. 

Ach ja, wo wir gerade beim Thema Loser sind: Der HSV könnte durch eine konsequente Umsetzung der 2G-Regel demnächst wieder in den Genuß von 57.000 Zuschauern kommen, aber irgendwie hakte es da viel zu lange. Mal hat man keine 900 geimpften Ordnungskräfte, mal möchte man sich mit den Getesteten solidarisieren. Alles Bullshit. Der HSV war gar nicht daran interessiert, über eine komplett ausgelastete Volkspark-Ruine zu verfügen, denn würde man alle Auflagen erfüllen und dürfte die gesamte Kapazität des Stadions in Anspruch nehmen, wie würde man dann aussehen, wenn man zwar 57.000 reinlassen dürfte, aber nur 27.000 kommen? Dann doch lieber den schwarzen Peter an Senat oder Regierung oder wen auch immer schieben, bevor man sich die Peinlichkeit einer halbvollen Bude antut. Nun aber kann man nicht mehr anders und muss die Kröte schlucken. Schade, dass man keinen anderen mehr verantwortlich machen kann.

Zum Schluss noch ein paar kurz Anmerkungen zu dem, was Bob Hanning im Abendblatt gesagt hat.

„Die Treue der Fans zu diesem Club und die Möglichkeiten in einer Stadt wie Hamburg, wo das Geld auf der Straße liegt, sind unbegrenzt. Doch es waren im Laufe der Jahre so viele Dilettanten am Werk, dass ich sie gar nicht mehr alle zusammenbekomme. Leute, die sich über den Verein profilieren wollten. Und Leute, die von Führung ganz offensichtlich keine Ahnung hatten. Ganz grausam.“

„Entscheidend für Erfolg ist, dass jeder bereit ist, ein Stück mehr zu geben als er sich selbst nimmt. Ein Verein darf nicht zum In­strument von einzelnen Personen werden“

„Es hilft, wenn du einen starken Mann an der Spitze eines Unternehmens hast. Aber nur dann, wenn er an alle denkt und alle mitnimmt.“

„Ich habe immer vom Hamburger Weg gelesen und mich gefragt: Was ist denn eigentlich der Hamburger Weg? Was ist die Philosophie?“

Ich kenne Bob Hanning persönlich und weiß, dass er gewöhnungsbedürftig ist. Manchmal scheint es, als wäre sein Ego größer als das Ziel, aber seine Erfolge sprechen für ihn. Fühungspersönlichkeiten sind in den seltensten Fälle bequem, aber sie können halt führen und nichts bräuchte dieser Verein so sehr wie eine glaubwürdige Führung. Außerdem erscheint es, als würde Hanning regelmäßig diesen Blog lesen und auch das Buch gekauft haben, denn seine Einschätzungen decken sich größtenteils mit meinen. Aber, wie gesagt, einen Mann wie Hanning würden die Strukturen des HSV nicht zulassen wollen. Deshalb – wäre nett gewesen. Ach ja, Bob Hanning ist übrigens ein Kämpfer und der HSV gestaltet sich so wie der Kommentarbereich des Insolvenzblogs. 

Ende.