Das Spiel gegen Wolfsburg war eine Offenbarung. Endlich offenbarte sich auch dem Letzten, der noch an ehrliche Trainingsarbeit glaubt, wie weit der HSV vom Profifußball entfernt ist. Drei Tore hinten zur Halbzeit, danach ließ es die B-Mannschaft der Wolfsburger Werkself gnädiger angehen, zum Endstand von 4 zu 1. Garniert wurde dieses grausame Fußballspiel mit einem dermaßen lust- und emotionslos verschossenen Elfer von Daffeh, dass es die Sau graust. Ich frage mich, wie ein Hoeneß oder Klopp reagiert hätte nach so einem Drecksspiel. Wahrscheinlich würden sie den Kollegen die Kimme aufreissen, bis das Arschwasser kocht, wie mein alter Feldwebel zu sagen pflegte.

Ich erzähle ja nun wirklich nichts Neues, wenn ich auf mangelhafte Standards, miese Pässe, nicht vorhandene Flanken und die grottigste Defensivarbeit, die im Bezahlfußball zu bewundern ist, hinweise. Alex‘ Videos lassen da keinen Zweifel. Ich kann nicht verstehen, wie es noch Leute gibt, die meinen, im abgrundtief Schlechten noch etwas Gutes erkannt zu haben. Wie etwa Papa Tim:

„Wenn man die zweite Halbzeit sieht, da war noch alles drin, dass wir das Spiel noch gewinnen können. Wir haben die Dinge, die wir am Ende richtig gut gemacht hat, egoistisch verspielt. Das ist der kleine, aber feine Unterschied.“

Ich habe keine Ahnung, welches Spiel der Märchenerzähler gesehen oder welche Drogen er in der Pinkelpause inhaliert hat, aber von gewinnen oder gut gemacht, war die Mannschaft weiter entfernt, als die Erde vom Mond. Und auch das folgende Statement muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:

„Anssi macht einen sehr guten Job. Bei ihm muss man nur aufpassen. Er macht sich so langsam aber auch selber ein bisschen Gedanken, er wird erwachsen. Und das tut ihm gerade nicht so gut.“

Wir reden aber schon über Profifußballer und nicht über die Neigungsgruppe Ballsport im Kindergarten, oder, Herr Walter? Über Johannson und Schonlau sage ich nichts mehr. Wer will, kann sich ja nochmal die Videos ansehen und dann ins Kissen weinen. Aber gut zu hören, dass sich die Versager nun erstmal ein paar Tage Pause gönnen dürfen. Es gibt ja auch nichts, an dem man trainingsmäßig arbeiten müsste.

Seltsam ist nur, wenn man an die Worte ehemaliger Rothosen denkt, die, nachdem sie den Verein wechselten, alle ähnlich erstaunt geklungen haben, wenn es um eine ganz besondere Sache ging:

„Bei Bayer war die Vorbereitung viel intensiver. Meine Gegenspieler im Training sind stärker. Qualitativ ist die Mannschaft viel stärker als die zu meiner Zeit in Hamburg. Ich habe sofort gemerkt: Die Spieler hier sind alle jung und hungrig nach Erfolg.“

So Hakan Calhanoglu nach seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen.

„Der HSV ist ein großer Verein, der damals als Dino der Bundesliga galt. Dann kam die Eintracht, hat mich wieder ins Leben zurückgeholt und meine Karriere wiederbelebt.“

So Filip Kostic nach seinem Wechsel von Hamburg nach Frankfurt.

Und auch unser aller Liebling und Fritz-Walter-Medaillenträger Fiete Arp konnte nach dem Wechsel zu Bayern München Erstaunliches berichten:

„Es ist vom Tempo her kein Vergleich zu allem, was ich erlebt habe. Es ist auf dem Niveau gefühlt eine andere Sportart, die hier gespielt wird. Es ist enorm, was hier geleistet wird, die Unterschiede zu sehen.“

Es ist kein Geheimnis. Jeder hier kennt die Dinge, die verbessert werden müssen und nichts davon könnte man durch intensives Training nicht optimieren:

  • die kurzen Ecken, die so rein gar nichts einbringen
  • das grausame Passspiel vor dem eigenen Tor, mit dem man die Gegner immer wieder zu Chancen einlädt
  • dass so gut wie nicht existente Kopfballspiel
  • die ins Nirwana getretenen Flanken
  • lange Bälle, die auch ankommen
  • Torschüsse aus der Distanz, die aufs Tor gehen und nicht drüber oder daneben

Warum, Herr Walter, wird das nicht so lange geübt, bis auch die letzte Blinze zumindest die Basics beherrscht? Ist das zu viel verlangt von Spielern, die sich Profi nennen und das entsprechende Gehalt verlangen? Bitte nutzen Sie die Pause und denken mal darüber nach.

 

Und dann war da noch…

Peter „Eiche“ Nogly im hsv.de Interview: Wie verfolgst du den HSV heutzutage, wie siehst du die Zweite Liga?

„Die Zweite Liga ist natürlich sehr ausgeglichen, weil dort jeder jeden schlagen kann. In diesem Jahr ist es besonders interessant, weil so viele Traditionsmannschaften dabei sind, die alle schon mal in der ersten Liga waren bzw. sogar Deutsche Meisterschaften gewonnen haben. Insofern ist es auch schwierig für den HSV, den Aufstieg zu schaffen, zumal man auch einen Umbruch macht mit jungen Spielern. Das ist ein bisschen so wie damals zu meiner Zeit, als man fast die komplette A-Jugend hochgezogen hat, mit Memering, Krobbach, Kargus, Kaltz usw. Das war sehr schwierig am Anfang, aber dann sind wir praktisch jedes Jahr weiter nach oben gestiegen bis hin zur Deutschen Meisterschaft.“

Klingt wie von Judas Boldt bestellt und bezahlt.