Ich weiß, dass es viele Mitbürger gibt, die inzwischen so sehr aufgegeben haben, dass sie wirklich jede (Horror)-Meldung nur noch mit einem lapidaren Achselzucken zur Kenntnis nehmen und meinen: „Wundert dich das? War doch klar, dass es so läuft“. Nun, nennt mich naiv, aber mich wundern immer noch einige Dinge, die jeden Tag auf diesem Planeten passieren und ich nehme mir immer noch das Recht heraus, daran zu verzweifeln. Und mich aufzuregen! Wo sind wir denn bitte angekommen, wenn wir mehr und mehr absolut alles in fatalistschster Art und Weise hinnehmen und Verfehlungen, Betrug, Lügen und Vorteilsnahme akzeptieren? Wie wollen wir denn jemals etwas zum Besseren ändern, wenn wir uns an unserer eigenen Weisheit aufgeilen, die uns sagen lässt, wir hätten es doch schon immer gewusst? Meine Welt funktioniert so nicht, wird es nie. Eben aus dieser Empörung und Fassungslosigkeit habe ich ein Buch geschrieben, welches sich mit einem nicht geringen Teil mit den Machenschaften der hiesigen Presselandschaft beschäftigt und egal wie alt ich werde, ich werde niemals akzeptieren, dass sich jemand, der sich Journalist nennt, zum bezahlten Steigbügelhalter von Funktionären oder Politikern machen lässt. Wenn alles, was wir unter dem Deckmantel der freien Presse konsumieren dürfen, am traurigen Ende doch nichts anderes ist als bezahlte PR, dann gute Nacht Marie. 

Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Dächern, nun ist es tatsächlich passiert: In der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse sowie im Bundeskanzleramt kam es am Mittwochmorgen zu Hausdurchsuchungen. Besonders pikant: Diesmal soll es um Zeitungsinserate und geschönte Umfragen gehen.

Angeblich geht es um den „Verdacht von Geldflüssen gegen geschönte Umfragen“, die in einer Tageszeitung publiziert wurden.  

Wie „Fact Sheet Austria“ ermittelte, gab die öffentliche Hand in nur drei Jahren 595 Millionen Euro für Inserate aus! Am besten stiegen demnach Kronen Zeitung, Heute, oe24 und Kurier aus. Wenig verwunderlich für Kenner der regierungstreuen Berichterstattung der durch Steuergelder wohlstandsverwöhnten Blätter.

Quelle: https://www.wochenblick.at/schmutzige-inseraten-deals-razzia-in-kanzleramt-oevp-zentrale/?fbclid=IwAR0-JrHMXcVtBYa9Gxp_sKbnKRO6mhZl_CUL0slbgr_4S8iss1F8kyY-hho

Natürlich wird es jetzt wieder welche geben, denen all dies nicht neu ist, mich hingegen macht es sprachlos. Die Regierung eines Landes „investiert“ zig- bis hunderte Millionen an Steuergeldern, um sich bei sogenannten unabhängigen Medien geschönte (und somit gefälschte) Statistiken und positive Berichterstattung zu kaufen? Und die Beschuldigen bekennen natürlich am nächsten Tag in bester Trump-Manier, sie hätten von nichts gewusst und würden nicht im Traum daran denken, ihren Posten zu räumen. Aber wir müssen gar nicht über die Alpen luschern, wir werden demnächst einen Kanzler bekommen, der Herrn Kurz in nichts nachsteht. 

 

 

Und der HSV? Warum sollte der es anders machen? Nicht umsonst schreibe ich seit Jahren von der Hamburger Hofberichterstatter-Presse und man kann sich ohne Probleme vorstellen, warum die Herren in den Redaktionsstuben all die Schwachsinnigkeiten aus dem Volkspark all die Jahre gedeckelt haben. Doch nicht für das nächste Interview oder die nächste durchgesteckte Maulwurfsmeldung, das wäre zu wenig. Wie können Blogger ohne Einkommen mit ins Trainingslager fahren? Viel Phantasie braucht es nicht, um auf die Begründung zu kommen, gell? Der HSV ist der österreichische Patient, denn an der Sylvesterallee wird exakt so gearbeitet wie in Wien. Man kauft sich gute Presse, ganz einfach. Wer erinnert sich nicht an die verdrehte Internet-Umfrage in der Mopo, bei der ein „Journalist“ die User nach der Verlängerung des Hoffmann-Vertrags befragte. Ca. 80% der Abstimmer wollten den Mann loswerden, doch am nächsten Tag, welch Überraschung, zeigten die veröffentlichten Daten das genaue Gegenteil. Da hatte dann wohl einer dran gedreht, aber wohl kaum umsonst. Und heute?

Abendblatt.

Headline: HSV erlebt Fan-Ansturm auf erstes 2G-Spiel

Text: Bei den Hamburgern geht aber nicht von einem vollen Stadion aus. Man hofft auf mindestens 35.000 Fans.

BILD.

Text:  Der HSV könnte theoretisch alle 57000 zur Verfügung stehenden Tickets verkaufen. Wird er aber nicht, auch wenn der Ansturm auf Karten enorm ist

Text: Das hat der Zweitligist jetzt verworfen – weil’s dafür keine Nachfrage gibt.

Mopo.

Headline: Abstand? Will keiner mehr. 2G-Hype beim HSV!

Text: Geht der Verkauf so weiter wie bislang, wird das intern erhoffte Ziel von 35.000 Zuschauer:innen in jedem Fall erreicht. Im Volkspark wird es endlich wieder richtig laut.

Der (bezahlte) Vereins-Auftrag dürfte klar sein – schreibt uns die Zuschauer ins Stadion. Schreibt von Begehrlichkeiten, schreibt über Nachfrage. Soll auch nicht euer Schaden sein. Und wenn doch nur 28.000 kommen, schreibt auf jeden Fall, dass 35.000 da waren, überprüft eh keiner. 

Jeder Transfer ist ein Kracher, jeder U24-Spieler ist ein Juwel, jeder neue Trainer hat den Atom-Plan, jeder neue Sportchef ist Besitz des ultimativen Netzwerks. Das Stadion ist immer voll, die Zuschauer sind trotz der 1:3-Niederlage gegen Regensburg außer sich, die Stimmung ist der Wahnsinn. Nirgendwo sonst gibt es solche Fans, solches Wetter, solche Wurst und solches Bier. Der neue Deal mit dem „Kult-Bier“ Holsten bringt zwar nur noch die Hälfte ein im Gegensatz zum Vertrag mit Köpi, aber egal. Ist trotzdem geil. Der HSV ist nur noch im grauen Mittelfeld der zweiten Liga, aber die haben da einen Plan im Volkspark, da träumt der Führer von. Und dann, im August 2054, wird der HSV wieder das deutsche Fußball-Oberhaus aufmischen. Und wir werden darüber ausschweifend berichten, zumindest so lange der Verein bezahlt. 

Tatsächlich aber trägt der Leser/Konsument, der all das achselzuckend hinnimmt und meint, das hätte er alles schon gewusst (und geflissendlich ignoriert) eine gehörige Portion Mitschuld. Denn er akzeptiert, dass lieber Twitter-Clowns, die Transfergerüchte verbreiten, interviewt werden anstatt Buch-Autoren, die die eigenen Machenschaften aufdecken könnten. Man lässt im Tages-Rhythmus ehemaligen Granden erklären, wie spektakulär die Arbeit der aktuellen Machthaber einzuordnen ist und niemand schüttelt noch den Kopf. Inzwischen ist man tatsächlich gut beraten, wenn man kein Wort glaubt, was in der Hamburger Presse steht. 

Und weil es so wunderbar ins Gesamtbild des Defekts HSV passt..

Präsident Pinselreiniger schreckt wirklich vor nichts mehr zurück und ganz Deutschland lacht! 

 

 

Zum Schluss…

…das Letzte! 

Kein Witz jetzt, 2 Stunden und 36 Minute labern diese Blödbacken in dieser Tonalität, diesem Tempo und mit diesen Inhalten. 2 Stunden und 36 Minuten, in der Zeit kann man von Hamburg bis nach Berlin fahren. Auch dies ist symptomatisch für diesen Verein – unterstes Niveau auf allen Ebenen.