Verkauft Kühne HSV-Aktien?

Es wäre ein Paukenschlag in der langen Geschichte der HSV Fußball AG und Klaus Michael Kühne, dem größten Stifter und Unruhestifter des Vereins in einer Person. Nach Arena-Informationen will Kühne ein Viertel seiner HSV-Aktien abgeben. Geplant ist die Übertragung von über 230.000 Aktien aus dem Besitz der Kühne Holding AG an eine Firma namens CaLeJo Gmbh.

So ein Deal wirft jede Menge Fragen auf. Nach dem Warum und dem Wie, aber vor allem nach dem Wer. Warum will Kühne das machen? Wie soll der Deal abgewickelt werden? Wer ist die CaLeJo GmbH und wer oder was steckt dahinter?

1. Warum

Möglicherweise hat Kühne endlich und endgültig die Nase voll vom Verein. Von der jahrelangen sportlichen Misere, vom glanz- und glamourlosen Zweitliga-Personal und besonders von den dilettierenden Selbstoptimierern auf der Teppichetage. Das wäre nur zu verständlich. Allerdings spielt Kühne die Karte des Aktienverkaufs auch nicht zum ersten Mal. So hat er wiederholt angekündigt, Anteile verkaufen zu wollen. Wie beispielsweise 2018, als er in einem Interview in der „Welt“ verkündete:

„Ich muss mich jetzt selbst disziplinieren. Deshalb will ich meine Anteile loswerden.“

Fun fact: Damals wollte er alle Aktien zum Einstandspreis verkaufen, beklagte sich aber, keinen Käufer zu finden. Genau mein Humor.

Vielleicht ist der irre Iwan aus Schindelleggi auch einfach nur müde. Der Mann ist 84 Jahre alt und nicht mehr bei bester Gesundheit. Die Restlaufzeit ist überschaubar und wer will sich da noch mit einem Zeitvertreib belasten, von dem man nur Blutdruck, Puls und Wasser in den Beinen kriegt. Der HSV ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft, wer wüßte das besser, als der Alte vom Berg?

Oder aber, und ich liebe es, darüber zu spekulieren, ist dieser Deal etwa eine besonders gewiefte Form von Warnschuss? Einer, den nur diejenigen verstehen, auf die KlauMi es abgezielt hat? Das wäre spannend. Warum sonst sollte sich der Logistiker von einem Viertel seiner Aktien trennen und das auch noch zu einem absurd niedrigen Preis? Ein hanseatischer Kaufmann, der freiwillig Verluste macht. Kaum vorzustellen. Aber dazu später mehr.

2. Wie

Bei den HSV Aktien handelt es sich um vinkulierte Namensaktien, die es einem Aktionär enorm erschweren sollen, seine Anteile auf einen anderen Aktionär zu übertragen. Weil dies die Zustimmung der AG erfordert. Frage: Was sagt eigentlich das Aktiengesetz über vinkulierte Namensaktien?

Aktiengesetz § 68; Übertragung von Namensaktien – Vinkulierung

(2) Die Satzung kann die Übertragung an die Zustimmung der Gesellschaft binden. Die Zustimmung erteilt der Vorstand. Die Satzung kann jedoch bestimmen, dass der Aufsichtsrat oder die Hauptversammlung über die Erteilung der Zustimmung beschließt. Die Satzung kann die Gründe bestimmen, aus denen die Zustimmung verweigert werden darf.

Oho! Also können, je nach AG-Satzung, entweder Wettstein und Boldt ihre Zustimmung erteilen. Oder der von Kühne-Adlaten dominierte Aufsichtsrat. Oder gar die Hauptversammlung, in der Kühne selbst sitzt bzw. sein Vertreter. Und schon wirkt eine Aktienübertragung gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Im Gegenteil, wer aus diesen drei Gremien sollte und wollte sie wohl verhindern? Die Machbarkeitswahrscheinlichkeit jedenfalls hat sich drastisch erhöht. Es scheint, dass der Beschluss zur Ausgabe dieser besonderen Aktien, der 2014 als Schutz und Schild gedacht war, sich nun Jahre später als schlappes Gummischwert entpuppt. Aber wer von den Dreien darf den Deal denn nun durchwinken? Die Satzung der AG besagt folgendes:

Satzung der HSV Fußball AG; §4, Absatz 4:

„Die Aktien können nur mit Zustimmung der Gesellschaft übertragen werden. Über die Erteilung der Zustimmung beschließt die Hauptversammlung.“

Damit wäre auch das geklärt. In der Hauptversammlung sitzen die Anteilseigner und stimmen ab, wobei Präsident Pinselreiniger als Vertreter des Mehrheitsaktionärs das absolute Sagen hat. Außerdem ist er als Aufsichtsratsvorsitzender auch der Vorsitzende der Hauptversammlung, leitet diese und bestimmt die Reihenfolge der Verhandlungsgegenstände sowie die Art und Weise der Abstimmungen und das Verfahren bei Wahlen. Und weil Beschlüsse der Hauptversammlung nur der einfachen Mehrheit bedürfen, bräuchte es eigentlich gar keine HV mehr, wenn da nicht diese bräsigen Formalien wie Satzungen und Aktienrecht wären. So was von lästig!

Eine Frage hätte ich dann aber doch noch: Laut Satzung muss die Einberufung mindestens 30 Tage vor dem Tag der Hauptversammlung erfolgen. Sind die Einladungen schon raus, Cello?

3. Wer

Das ist die interessanteste Frage von den dreien: Wer ist die CaLeJo GmbH, wer steckt dahinter?

Bevor wir da tiefer einsteigen, rufen wir uns vorher kurz ein paar Fakten ins Gedächtnis. Von den insgesamt 4.625.384 Aktien der HSV Fußball AG besitzt:

  • der HSV e.V. 3.500.00 Aktien oder 75,67%
  • die Kühne Holding 945.342 Aktien oder 20,44%
  • Familie Bohnhorst ca. 55.500 Aktien oder 1,2%
  • Erben Margaritoff ca. 31.000 Aktien oder 0,67%
  • Familie Burmeister ca. 62.000 Aktien oder 1,34%
  • die AmPri Handelsgesellschaft 31.250 Aktien oder 0,68%

Ein kurzer Überschlag zu den gezahlten Preisen:

  • Kühne zahlte 18,75 Mio. für 7,5% (ca. 53 Euro pro Aktie), dann nochmal 9,25 Mio. für 3,5% (ca. 57 Euro pro Aktie) und für die restlichen 9,44% habe ich keine Zahlen, aber insgesamt schätze ich die Summe auf über 52 Mio. Euro.
  • Bohnhorst zahlte ca. 4 Mio., macht ca. 72 Euro pro Aktie
  • Margaritoff zahlte ca. 3,8 Mio., macht ca. 122 Euro pro Aktie
  • Burmeister zahlte 4,03 Mio., macht ca. 65 Euro pro Aktie
  • AmPri zahlte ca. 2 Mio., macht ca. 64 Euro pro Aktie

Da hat Kühne aber einen mächtigen Mengenrabatt gekriegt und der arme Weinhändler nicht. Wieso die Coupon-Hüpfer von AmPri sechs Jahre später für einen mittelprächtigen Zweitligisten immer noch 64 Euro pro Stück zahlen, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen. Liegt es am “Nur der HSV”-Syndrom?

Und jetzt wird’s absurd, denn: CaLeJo soll Kühne nur einen Euro pro Aktie zahlen.

Kann es wirklich sein, das Kühne geschätzte 13 Mio. Euro an CaLeJo verschenkt? Wer ist das überhaupt? Und was haben die mit dem HSV oder mit KlauMi zu tun?

Schauen wir uns diese Firma doch mal genauer an: Die CaLeJo GmbH, vormals leafFarming GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 159650, gibt es seit dem 31.5.2021. Sie hat ihren Sitz am Brandshofer Deich 10 in 20539 Hamburg. Alleiniger Geschäftsführer ist Herr Dr. Thomas Wüstefeld, Prokura besitzen Arne Kraeft und Fadime Gülmez.

Unternehmensgegenstand von CaLeJo ist der Erwerb und die Verwaltung von Beteiligungen an Unternehmen. Die Gesellschaft erwirbt Beteiligungen an Einzelunternehmen, Personengesellschaften, Gesellschaften mbH und AGen im In- und Ausland. Die Gesellschaft führt vollumfassende Beratungsleistungen aus, übernimmt sämtliche Strategie-, Organisations- und Management-Aufgaben.

Putziges Detail: Die leafFarming, aus der die CaLeJo am 31.5.2021 hervorgegangen ist, war ein komplett anderes Unternehmen. Ihr Geschäftsgegenstand war der Betrieb von Gärtnereien und landwirtschaftlichen Tätigkeiten, sowie der Handel mit Saatgut, Stecklingen, Pflanzen, Biomasse und Nebenprodukten. Das Unternehmen betreibt ein Labor, Forschung und Entwicklung und erbringt alle agrarbezogenen Dienstleistungen. So der damalige Text.

Im Brandshofer Deich 10 sind 28 Unternehmen gemeldet, unter anderem:

asepOxetan GmbH

Bioexsen GmbH

Biolab GmbH

BioSyno GmbH

BioTechGroup GmbH

Dockside GmbH

GroupW3 GmbH

LeafGlobal GmbH

Leafpharma GmbH

Medsan GmbH

Medsan Biotech GmbH

neuraMed GmbH

Sanpharma GmbH

Synolab GmbH

Synovac GmBH

Teamphamra GmbH

TerraSan GmbH

WhiteEnvirons GmbH

Whome Sylt GmbH

Whome Puerto de Andratx GmbH

Whome Son Roca GmbH

Whome Palma GmbH

Wobani GmbH

Die überwiegende Mehrheit dieser Unternehmen wurden zwischen 2019 und 2021 gegründet. Unter all den Med-Unternehmen besonders interessant: GroupW3. Gegründet als Wüstefeld Vermögensverwaltung, Adresse “In de Bost 22-24, D-22587 Hamburg”. Sehr fein. Einfach mal selber googeln.

Die zentrale Figur bei all diesen Unternehmen ist Geschäftsführer Dr. Thomas Wüstefeld.

Die Frage ist: Wie kommt ein Doktor PhD, der sich hauptsächlich mit Unternehmen der Biotechnik, Medizin und Hygiene beschäftigt, plötzlich auf die Idee, HSV-Aktionär zu werden?

Die Antwort lautet: Hygiene Circle und Corona beim HSV.

 

Der HygieneCircle:

Mit Hygiene hats Präsident Pinselreiniger aber. Zwanghafte Fixierung? Egal, Jansen und Wüstefeld kennen sich vom gemeinsamen Engagement im HygieneCircle. Unten zu sehen bei einem Besuch bei der Wabe-Kita Jenfelder Au.

Ganz links der sehr multitaskingfähige Doktor. Der Unternehmerprofi und Weltfußballer Jansen ist Zweiter von rechts.

Was macht der Hygiene Circle? Er stattet gemeinnützig Schulen, Kitas und Altenheime mit Corona-Maßnahmen aus. AmPri ist übrigens auch mit im Boot. Wer mehr darüber wissen will, klickt hier: https://www.hygiene-circle.com und erfreut sich an Videos, die Cellos Charisma und Bühnenpräsenz als Speaker und Interviewpartner zeigen (Selbsteinschätzung auf http://www.marcell-jansen.de).

Und Jansen und Wüstefeld kennen sich vom HSV.

Dieser Artikel erschien am 25.10.20 in Bild (Hesse hatte wohl vergessen, ihn als „Anzeige“ zu kennzeichnen).

DIESER HAMBURGER RETTETE DAS HSV-SPIEL

Der Corona-Krimi von Hamburg.

In der Nacht zum Samstag wurden die Verantwortlichen der Würzburger Kickers um 1 Uhr aus den Betten geklingelt. Drei Corona-Tests waren positiv. 20 Tage vor der Partie zwischen Hamburg und Würzburg spielten sich im selben Quartier fast die gleichen Szenen ab. Damals war Erzgebirge Aue zu Gast, das Spiel fiel aus. Diesmal konnte gespielt werden. Weil der Hamburger Dr. Thomas Wüstefeld mit seinem Unternehmen MEDsan (446 Mitarbeiter in fünf Ländern) morgens im Hotel anrückte und die komplette Würzburger Delegation mit Schnelltests prüfte. Pro Person dauert‘s etwa 15 Minuten, die Sicherheit liegt bei über 96 Prozent. „Unser Frühstücksraum sah aus wie ein Labor“, erzählte Kickers-Trainer Marco Antwerpen. Ab 9.30 Uhr wurden Mannschaft, Trainer und Betreuer getestet. Nach einer Stunde lagen die Ergebnisse vor – alle negativ. Um 12.45 Uhr war das Test-Programm beendet. Wenigstens retteten die Schnelltests die Austragung des Spiels.

 

Auch der folgende Artikel vom 29.10.20 ist mehr Wüstefeld-Werbung als alles andere.

Hamburg – Das schneeweiße Labor am Billhafen ist komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Überdruck tauscht Luft von innen nach außen aus. Die Labor-Beschäftgten sehen aus wie Astronauten, laufen mit weißen Ganzkörper-Schutzanzügen, Masken und blauen Handschuhen durch die Räume. Eigentümer und Chef Dr. Thomas Wüstefeld aus Nienstedten hatte am Sonnabend mit seinem turboschnellen Anti-Gen-Test das HSV-Spiel (und damit den 3:1 Sieg) gegen Würzburg gerettet. Die Corona-Tests von drei Würzburger Kickern waren versehentlich positiv. Erst Wüstefelds Anti-Gen-Test brachte Klarheit. Die ganze Welt blickt jetzt nach Hamburg.

Bei MEDsan liegen schon mehr als 50 Mio. Bestellungen vor. Das Bio-Hightech-Unternehmen (60 Jobs in Hamburg, 668 Jobs weltweit) kommt bei steigenden Corona-Zahlen mit der Test-Produktion (400 000 Stück pro Tag) kaum nach. In spätestens 15 Minuten liegt das Ergebnis vor – Rekord!

Und was ist das Geheimnis vom Turbo-Test? Der Chef schweigt, verrät nur so viel – damit der Abstrich aus Mund und Nase reagiert, werden gezüchtete Zellen von Mensch, Schwein und Hamster verwendet. Auch millionenfach verdünntes Gold ist dabei – es lässt die Testlinien auf dem kleinen Messgerät rot schimmern.

Und wo die BILD vorlegt, wollen andere nicht hintenanstehen:

https://www.mopo.de/hamburg/die-mopo-hat-s-ausprobiert-so-funktioniert-der-schnelltest-fuer-zuhause-38082280/

https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-hamburg-hsv-setzt-auf-mobilen-corona-schnelltest-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201204-99-570554

 

Der wüste Doktor geht also beim HSV ein und aus. Hier ist er mit dem Leitenden Mannschafts-Arzt Götz Welsch zu sehen.

Wenn man wissen will, wer Thomas Wüstefeld ist, darf man seine Immobiliengeschäfte nicht unterschlagen. Genauer gesagt, die mit Bremer Schrotthäusern. Dazu schrieb der Weser Kurier am 27.8.2015:

Wohnungen verkommen

Seit die Wüstefeld Vermögensverwaltung GmbH 2013 auch Mietshäuser in der Gösper Straße aufkauften, habe sich die Wohnsituation kaum verändert, sagen Mieter. Jüngst drohte der Bremer Energieversorger SWB sogar, dort Gas, Strom und Wasser abzustellen. Die Bewohner des Hauses wissen nicht weiter.

Für das Ehepaar Nicole und Sönke Wittig aus der Gösper Straße mit ihren beiden Kindern sind 526 Euro eine Menge Geld. So viel zahlen sie monatlich an die Wüstefeld Vermögensverwaltung GmbH aus Hamburg. Darin enthalten sind unter anderem Gas sowie die anteiligen Energiekosten für Strom und Wasser in Flur und Keller.

Nun flatterte den Mietern des Neun-Parteien-Hauses ein Brief der Inkasso-Abteilung der SWB ins Haus: Strom und Wasser für Keller und Flure soll gesperrt werden. Dasselbe gelte für den Gashahn, schrieb der Bremer Energieversorger. Die SWB greift zu dieser drastischen Maßnahme, weil, wie sie sagt, der Eigentümer trotz Aufforderung keine ausreichenden Zahlungen für die Allgemeinversorgung geleistet hatte. Die Versorgungssperre sollte am 24. August wirksam werden.

Eigentümer Thomas Wüstefeld versichert noch einmal auf Nachfrage: Weder Strom, noch Wasser oder Gas würden abgestellt. „Durch ein neues EDV-System hat es einen Überweisungsfehlbetrag gegeben“, erklärt er gegenüber der NORDDEUTSCHEN. Im Februar 2013 hat die Wüstefeld Vermögensverwaltung GmbH 80 Wohnungen in der Rudolf Breitscheid-Straße und in der Gösper Straße von der Gewosie übernommen. Axel Utrata vom Vorstand der Gewosie erklärte damals, dass sich an den bestehenden Mietverträgen nichts ändern werde. Doch es ist anders gekommen: Zahlten die Wittigs nach eigener Aussage bis September vergangenen Jahres 448 Euro, sind seitdem 526 Euro pro Monat fällig.

Das ist eine Mieterhöhung von 17,4 Prozent. Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten habe es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum gegeben, berichten Mieter bei einem Gang durch das Haus. Überall blättert die Farbe. Im Garten wachsen Rasen und Unkraut gen Himmel, im Keller schwärzlicher Schimmel in dicken Placken die Wände hoch. An vielen Stellen bröckelt der Putz.

Wittigs kämpfen auch in ihrer Wohnung mit dem Schimmel. „Der ist überall, in den Kinderzimmern, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer und in der Küche“. Alle, sagt das Ehepaar, warten auf die ersehnten Sanierungsarbeiten. Und die sollen auch kommen, verspricht Thomas Wüstefeld auf Nachfrage. Unter anderem wolle man dem Schimmel mit sogenanntem Sanierungsputz zu Leibe rücken. Und das vielleicht noch Ende des Jahres. Thomas Wüstefeld jedenfalls scheint Bremen-Nord als Investitionsort zu gefallen: „Wir kaufen dort gerade noch ordentlich nach“, sagt er. Wo, wollte er nicht sagen. Es gehe um mehrere Wohngebäude.

https://www.weser-kurier.de/bremen/wohnungen-verkommen-doc7e3ap204bly184npu17o

 

Aufschlußreich ist auch ein weiterer Artikel aus dem Weser Kurier vom 24.10.2016 über den Verkauf von 80 Wohnungen von der Bremer Genossenschaft Gewosie an die Wüstefeld Bremen-Nord GbR:

Wohnen ohne Küche

Auf den ersten Blick ein Kleinod mit schönem Garten. Im Innern weist das Gebäude allerdings nach Schilderung der Mieter erhebliche Mängel auf. Besonders krass: Die obere Wohnung hat seit März keine Küche, obwohl sie seit Anfang Dezember 2015 regulär vermietet ist. Mieterin ist die Architektin Susanne Ischen. Seit Monaten kämpft die 55-Jährige darum, dass die 74 Quadratmeter große Wohnung saniert wird, aber sie beißt bei ihrem Vermieter, der Firma Wüstefeld Bremen-Nord GbR, auf Granit.

Wo einst eine Küchenzeile stand, hängen Kabel aus den unverputzten ­Wänden. Die Fliesen und der Holzboden wurden demontiert, es gibt in dem Raum kein Wasser und keinen Strom. Warum die Handwerker alles rausgerissen haben, aber nicht weitermachen, ist Susanne Ischen ein Rätsel.

Susanne Ischen mutmaßt daher, Wüstefeld wolle sie und ihre Mutter womöglich aus dem Haus ekeln, um es abzureißen. Ein Indiz hierfür sei auch die jüngste Diskussion über einen Aufhebungsvertrag mit dem Verweis, dass die Wohnung ein „Totalschaden“ sei, so Susanne Ischen.

„Es gibt momentan keinen Plan, das Haus abzureißen“, betont Arne Kraeft, der das Gebäude für den Privatinvestor Thomas Wüste­feld verwaltet.

https://www.weser-kurier.de/bremen/wohnen-ohne-kueche-doc7e3sedyfsaf77tvlk3k

 

Der cremige Herr Doktor ist also ein Mensch mit vielen Fähigkeiten und darüberhinaus äußerst umtriebig. Damit passt er perfekt zu HSV-Boss Jansen. Sicher, er macht mit seinen Corona Tests jede Menge Kohle mit HSV und DFL. Allerdings erklärt das noch nicht mal ansatzweise, was Wüstefeld mit Kühne verbindet oder warum ausgerechnet er die Aktien von Kühne erhält und das auch noch zu einem absoluten Witzpreis. Es muss also etwas anderes dahinterstecken. 

Handelt es sich möglicherweise um eine verdeckte Zahlung für erbrachte Leistungen oder anderweitige Gefälligkeiten? Will man Steuern vermeiden? Und wenn ja, was waren das für Leistungen/Gefälligkeiten und von wem wurden sie erbracht, cui bono? 

Da es um den leaken HSV geht, bin ich ziemlich sicher, dass sich bald herausstellt, wer außer dem Doktor der Tausend Talente von diesem Deal noch profitiert. Denn eines ist klar: Geräuschlos wird der nicht ablaufen.

Diese Raute macht was mit einem.

Von | 2021-10-31T08:00:25+01:00 29. Oktober 2021|Allgemein|33 Kommentare

33 Comments

  1. Gravesen 29. Oktober 2021 um 08:19 Uhr

    Bemerkenswert, wie in diesem Fall erneut dokumentiert wird, worin die Vorteile eines ernstgemeinten Blogs liegen. Im Fall Kühne/Aktien kann die gesamte Recherche-Kette aufgezeigt werden, etwas, was man in einem rekaktionelle Artikel in dieser Tiefe nie finden wird und finden kann. Ein Podcast zu einem solchen Thema könnte leicht ausufern und langatmig und langweilig werden, was natürlich von den Podcastern abhängt. Insofern ist diese Darstellung heute wieder einmal einmalig, woanders nicht zu finden und wichtig. Unanhängig davon, dass vielleicht einige andere auch davon gewusst haben, aber ihr Wissen lieber nicht teilen wollten, um den aktuellen Burgfrieden nicht zu stören.

    • Kugelblitz 29. Oktober 2021 um 09:33 Uhr

      Ich traue den meisten Hamburger Sport-Journalisten diese tiefgründige Art der Recherche überhaupt nicht zu.

      Großartiger Blog – wiedermal!

      • St. Patrick 29. Oktober 2021 um 13:54 Uhr

        Dafür müssten hierzu schon mundgerechte Aussagen vom HSV selbst, auf dem Silbertablett einer Pressekonferenz serviert, an die Ohren dieser Hilfsschüler gelangen…

        Chapeau Demosthenes! Das ist Arena at its best! Top Recherche.

        Und das Auftragsblatt zitiert heute aus dem neuen Buch von Volker ja Struth über desolate Zustände beim HSV der Jahre 2015-2016, als ob es himmlische Offenbarungen wären. Zum Glück kennen wir ein anderes Buch, das diese Themen schon viel früher zutage gefördert hat..

  2. Süd-Fan 29. Oktober 2021 um 08:37 Uhr

    Großartige Recherche und Darstellung was da gerade passiert – vielen lieben Dank für die Arbeit!

  3. Kobinho 29. Oktober 2021 um 08:42 Uhr

    Kompliment und vielen Dank für diese Detailarbeit, Demo! In der Tat ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Profiteure des Deals ans Tageslicht kommen.
    Ich selbst würde eine HSV-Aktie nicht mal für € 1,— pro Stück nehmen, aber das ist eine andere Geschichte…

  4. Boxer 29. Oktober 2021 um 08:52 Uhr

    Die gesamte Hamburger Journallie müsste, nachdem Sie den heutigen Blog gelesen hat, eigentlich im Boden versinken.
    Vielen Dank für die Hintergründe, das ist ja etwas was man sonst nicht zu lesen bekommt. Bin mal gespannt, in welcher Form das von der hiesigen Presse veröffentlicht wird.
    Auf jeden Fall vielen Dank für den tollen Blog.

  5. jusufi 29. Oktober 2021 um 09:02 Uhr

    Klasse Recherche, Demosthenes! Um es mit dem Wort unseres nächsten Kanzlers zu sagen: RESPEKT! Und beim Lesen des Textes dachte ich die ganze Zeit: Ganz schön umtriebig, der Herr Dr. Wüstefeld. Und natürlich kam dieses passende Adjektiv (für die Hüpfer von der Klippschule: Das sind Wiewörter) dann auch im Text!

    Ich bin schon gespannt auf den nächsten Teil dieser Serie…Jedenfalls endet der Blog mit einem echten Cliffhanger!

  6. Revi22 29. Oktober 2021 um 09:15 Uhr

    Mega Blog, unfassbar, vielen Dank!!
    Mal schauen wie die Presse das wieder ignorieren will/wird….

  7. Scroccer 29. Oktober 2021 um 09:16 Uhr

    Eine wirklich großartige Ausarbeitung und Recherche. Vielen Dank!

    Wenn ich Präsident des KSV wäre, könnte ich es wie folgt kommentieren:

    Der sich hier abzeichnende Vorgang ist nur zum Wohle des Vereins. Es ist der erste Schritt zur Rückgabe der Aktienanteile des Herrn Kühne an den e.V.
    Aus steuerlichen Gründen ist dieser Umweg erforderlich.

    Naja, bin ich nicht und deswegen habe ich wenig Hoffnung und bin gespannt auf die nächsten Schritte.

  8. Stellingen 88 29. Oktober 2021 um 09:31 Uhr

    Heidewitzka. Das ist mal ein Blog. Haben ja jetzt schon viele gesagt, aber das kann man auch wiederholen.

    Glückwunsch. Das ist saubere Recherche, klasse aufbereitet und nachvollziehbar geschrieben. Vielen Dank.

  9. Bidriovo 29. Oktober 2021 um 09:38 Uhr

    Interessanter Blog. Mal schauen, was aus der abermaligen Ankündigung Kühnes bezüglich Aktienverkauf wird.

    Interessant auch, dass natürlich ein Buch von Holger Struth wieder in sämtlichen Medien eine Plattform erhält, während andere Bücher zum Fußball/Sport bewusst von den Medien ignoriert werden.
    Und dann die Auszüge aus dem Buch: “In der Folgezeit sei bei der Personalpolitik „gestritten, gefeilscht, gehakelt“ worden.” (Quelle Transfermarkt.de). Nach allem was man hört, kann ich mir vorstellen, wie selbstlos Struth für das Allgemeinwohl des HSV in diesem Spiel mitgewirkt hat.
    Und dann das “Auf das mit Kühne vereinbarte Beraterhonorar in Höhe von 500.000 Euro pro Jahr habe der Spielervermittler verzichtet, um seinen „Seelenfrieden“ zurückzuerhalten.” Wie großzügig. Nachdem er sich die Taschen mit Spielerverträgen von Wood & Co. vollgestopft hat, hat er großzügig auf sein Honorar vom Milliardär verzichtet. Wahrscheinlich hat er sich damit einfach nur aus dem Vertrag mit Kühne raus gekauft.

  10. Hansestädter 29. Oktober 2021 um 09:40 Uhr

    Klasse, sehr erhellend und interessant.

  11. Stefan 29. Oktober 2021 um 09:45 Uhr

    Super erklärt und entsprechende Hintergründe geliefert. Vielen Dank dafür.

  12. Kodijack 29. Oktober 2021 um 09:53 Uhr

    Aber worin liegt aus Eurer Sicht denn nun der Warnschuss? Wer muss einen neuen Eigner fürchten?

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Position des geliebten Präsidenten des eV gestärkt werden soll, ist doch der Posten des Vorstandsvorsitzenden der AG weiterhin zu haben. Und der gute Bernie hat den Durchmarsch an die Spitze der AG bereits vorgemacht.

    Ich war und bin überzeugt, dass Jansen in dem ganzen Zirkus nur auftreten darf, weil er der beste Kandidat ist, den Mitgliedern einen Anteilsverkauf anzudrehen. So wie ich es verstehe, teilen sich Boldt und Wettstein die Aufgaben des Vorstandes der AG. Mit Jansen an der Spitze wären die Machtverhältnisse dann doch wohl zu Gunsten Kühne’s geklärt, oder? Zumindest würde damit auch das Handeln des Beirats bei der Kandisatenauswahl in Verbindung mit der erwogenen Einbindung der Fans im Aufsichtsrat einen Sinn ergeben.

    Und so eine “Bremer Heuschrecke” könnte als Anteilseigner ordentlich schlechte Stimmung machen, Aber OK, ist alles nur ersponnen.

  13. A. Schmitz 29. Oktober 2021 um 11:41 Uhr

    Hammer Blog, mega krasse Arbeit!!!!

    Vielen Dank und allen ein schönes Wochenende….

    Grüße aus dem Rheinland

  14. Arnold 29. Oktober 2021 um 12:06 Uhr

    Richtiger starker Blog, vielen Dank!!!

  15. Ex-HSVer im Herzen 29. Oktober 2021 um 12:47 Uhr

    Einer der besten Blogs, die ich jemals gelesen habe – nicht nur hier. Tagelange Recherchearbeit sowohl in der Breite als auch in der Tiefe sind echt beeindruckend. Nicht mal die simple Basisinfo “Kühne verkauft Anteile” findet sich in der Hamburger Bullshit-Presse wieder. Wirklich armselig!

    Was für ein klünglerischer Provinzverein. Da verdient ein Pseudo- Unternehmer mit dem Leid und der Not anderer und das Einzige, was zählt ist das eigene Konto. Und als Belohnung gibt es noch ein nettes Statussymbol quasi geschenkt. Du hast recht: Das stinkt und irgendwo ist eine Leiche im Keller. Ansonsten verschenkt man etwas, das noch viele Millionen wert ist nicht für lau.

    Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

    @Grave: Landen die Spenden bei Demo/Alex, wenn man was spendet?

    • Demosthenes 29. Oktober 2021 um 13:31 Uhr

      @ All: Danke für die Lobesworte, dafür schenkt man gern mal ein paar Nächte her.
      @Ex-HSVer: Nein, alle Spenden gehen nach wie vor an Blogvater Grave, das war Alex und mein gemeinsamer Wunsch und Wille.

  16. Alex 29. Oktober 2021 um 15:06 Uhr

    Schöne Fleißarbeit, Bruder Demo.🏆

    Vielleicht hat der Gurkenmann auch Tabula Karla 120% Kuddel Gernandt angeranzt: „Jetzt verkaufen Sie endlich diese Yohoko-Aktien an den CaLeJo-Tüpen.“🤠

  17. Vsabi 29. Oktober 2021 um 17:16 Uhr

    DEMO, besser geht nicht ! Habe einen Blick zum Dumm -Blog riskiert, hier beschäftig man sich mit Leipold und Fernandes und Schiedsrichter. Von den Nachhilfe-Schüler der HH-Medien kein Wort.
    Ja , man sollte keinen Vergleich anstellen, Rolls-Royce ( Arena) zu Trapi ( Moin volkspark ) !

  18. Hans 29. Oktober 2021 um 18:28 Uhr

    Stilistisch, inhaltlich, thematisch ist moinvollspak noch weitaus unterirdischer als es Thomas Helmer im spott1 doppelspass war, obwohl zu dem knallvogel eine ” Steigerung” kaum möglich war

  19. Sportjournalist Scholz 29. Oktober 2021 um 18:31 Uhr

    Danke für Diese Information. Meine Hochachtung

  20. Hannover1958 29. Oktober 2021 um 18:42 Uhr

    Aus Struths Buch: Klaumi:“ Holen sie endlich Yohoko!“ Gemeint war Sissoko.😂😂

  21. Nichtkunde 29. Oktober 2021 um 19:02 Uhr

    So geht Recherche, die Herren Schiller, Braasch und Co.!

  22. Gravesen 29. Oktober 2021 um 19:10 Uhr

    https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article233705889/hsv-kuehne-anteile-klaus-michael-sanagroup.html

    Investor Klaus-Michael Kühne trennt sich von rund einem Viertel seines Anteils an der HSV Fußball AG. Wie die Holding des umstrittenen Investors am Freitag mitteilte, verkauft Kühne 5,11 Prozent seiner Anteile der AG (bislang 20,44 Prozent) an die Calejo GmbH. Dies entspricht etwa 230.000 seiner gut 945.000 HSV-Aktien. Zuerst berichtete das Blog “HSV-Arena” über den Deal.

    Glückwunsch, Jungs

  23. Maddin 29. Oktober 2021 um 22:28 Uhr

    Dr. Thomas Wüstefeld, Geschäftsführer der CaLeJo GmbH freut sich über die getroffene Vereinbarung:😁😁😁 „Seit meiner Kindheit trage ich die Raute im Herzen.😁😁😁

  24. Tobi 29. Oktober 2021 um 23:21 Uhr

    WOW… Hammer Blog. Vielen Dank dafür!

  25. Dommie 30. Oktober 2021 um 00:28 Uhr

    Lieber Demo, herzlichen Dank für diesen grandiosen Blog ! Du, zusammen mit Alex und natürlich immer noch Grave habt die HSV-Arena auf ein Level gehoben, dass seinesgleichen sucht.

    Es ist mir eine Freude hier täglich zu lesen.

    Ganz groß !!

  26. Daniek 30. Oktober 2021 um 08:55 Uhr

    Vielen Dank für all die Arbeit hier! Sensationeller Blog.

  27. Franz Hermann 30. Oktober 2021 um 12:46 Uhr

    Sehr gut recherchiert – erstaunlich, dass die versammelte Hamburger Sportpresse das nicht hinbekommt …
    Unglaublich ist ja der Verkaufspreis von einem Euro je Aktie – ist das tatsächlich durch eine zuverlässige Quelle belegt?

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