Jedesmal dann, wenn der HSV hinter den berechtigten Erwartungen zurückbleibt, wird das immer gleiche Kommunikationsmuster bemüht, man erklärt gebetsmühlenartig, dass all das, was man dort im Volkspark vorhat, „noch Zeit braucht“, dass man mitten in einer Entwicklung stecken würde, dass man doch eine erkennbar junge Mannschaft aufzubauen und auszubilden gedenkt, weil man nun endlich verstanden hätte, dass dies der einzige Weg wäre, den Verein aus dem Dilemma zu befreien. Tatsächlich jedoch sind dies angesichts des immer noch zweihöchsten Etats der Liga nichts anderes als Worthülsen, die vom kapitalen Versagen der Verantwortlichen ablenken sollen. Das Schlimme ist nur, dass es eine nicht geringe Anzahl von Hüpfern gibt, die den Quatsch immer noch glauben, weil ansonsten ihr Weltbild ins Wanken geraten würde. Von den engagierten und teilweise bezahlten Stimmungs-Bots in irgendwelchen insolventen Unterschichten-Blogs ganz zu schweigen. Fakt ist nach wie vor: Der HSV 2021 ist und bleibt eine Mogelpackung.


Thema Neuaufbau bzw. Neustart.
Der HSV verpflichtete vor der aktuellen Saison 14 neue Spieler. Hierbei war der Spieler Amaechi bereits zuvor im Kader, kam aber nach eine Leihe zurück, bevor er erneut verliehen wurde. 4 Spieler (Meißner, Oppermann, Suhonen, Rohr) wurden aus dem eigenen Nachwuchs „hochgezogen“, allerdings waren die Meisten bereits vorher schon Teil des Profikaders. Von den verbleibenden 9 Spielern sind 4 Spieler geliehen (Vuskovic, Doyle, Kaufmann, Muheim), man hat also im Grunde ganz 5 „echte“ Transfers getätigt. Im Gegenzug wurden 13 Spieler abgegeben, die Meisten davon verschenkt (ablösefrei) oder gar mit Abfindung vom Hof gejagt (Jung, Narey, Gjasula, Leistner). Dies alles ist, außer der Menge der abgefundenen Spieler, weder außergewöhnlich noch übertrieben viel, sondern eher ein vollommen normaler Vorgang. Wie sieht es bei der (erfolgreicheren) Konkurrenz aus?


Der FC St. Pauli (Etat etwas mehr als 50% des HSV-Etats) verpflichtete vor der Saison insgesamt 11 neue Spieler und gab im Gegenzug 11 Spieler des alten Kaders ab. Hinzu kam, dass man mit den Spielern Salazar und Marmoush zwei absolute Leistungsträger zurückgeben und ersetzen musste. Übrigens: In der Saison davor (2020/21) verpflichtete man auf dem Kiez insgesamt 21! neue Akteure (inkl. aus dem eigenen Nachwuchs) und gab im Gegenzug 18 Spieler ab. Dies ist wohl eher das, was man einen kompletten Umbruch nennen könnte. Regensburg? Ganz kurz vielleicht, man hat ca. 1/3 des HSV-Etats zur Verfügung, holte vor der Saison 9 neue Spieler und gab 10 Spieler ab. Schalke: 20 neue Spieler verpflichtet, 27!!! Spieler der letzten Saison abgegeben. Man könnte dies unter Garantie bis zu Tabellenplatz 18 weiterführen, das Bild bliebe das gleiche. Der HSV hat mitnichten einen Komplett-Umbruch vollführt, sondern befindet sich bzgl. Verpflichtungen und Verkäufe im absoluten Rahmen und Durchschnitt der Liga.
Schauen wir einmal etwas Anderes an, nämlich die tatsächlich eingesetzen Spieler des Ex-Dinos. Am 1. Spieltag standen mit Schonlau, Meffert, Reis und Glatzel ganze 4 von 11 Spielern in der Startelf, die neu hinzugekommen waren, alle anderen 7 Spieler waren schon mindestens eine Saison in Hamburg. Beim Gegner aus Gelsenkirchen bestand die Mannschaft beim 1:3 nahezu zu 100% aus neu-verpflichteten Spielern. 2. Spieltag? Schonlau, Meffert, Reis, Glatzel. Also die gleichen „Neuen“ wie im Spiel gegen Schalke. Betrachten wir die Einsatzzeiten.


Tor:
Heuer Fernandes: 990 Minuten
Johannson: 90 Minuten


Abwehr:
David: 1080 Minuten
Leibold: 910 Minuten
Schonlau: 952 Minuten
Gyamerah: 769 Minuten
Vuskovic: 180 Minuten
Muheim: 170 Minuten


Mittelfeld:
Meffert: 1033 Minuten
Heyer: 726 Minuten
Kinsombi: 622 Minuten
Reis: 607 Minuten
Suhonen: 221 Minuten
Rohr: 142 Minuten
Doyle: 25 Minuten


Sturm:
Glatzel: 1029 Minuten
Kittel: 839 Minuten
Jatta: 793 Minuten
Wintzheimer: 374 Minuten
Alidou: 172 Minuten
Kaufmann: 113 Minuten
Meißner: 69 Minuten


Was kann man erkennen: Lediglich die Spieler, die bereits ein gewisses Alter erreicht haben (Glatzel/27, Meffert/27, Schonlau/27) gehören zur dauerhaften Stammbesetzung, alle anderen Spieler, besonders die jungen, sind nichts anderes als Ergänzungen, selbst das „Barca-Juwel“ Reis ist kein unumstrittener Stammspieler. Der Stamm der Mannschaft rekrutiert sich aus Spielern, die bereits mehr als eine Saison an Bord sind,. ergänzt durch die neuen Säulen Meffert, Glatzel und Schonlau. Ende. Ebenso albern wie das ständige Bemühen des Begrifs „Umbruch“ ist die Legende von der ach so jungen Mannschaft, die Trainer Walter auf den Platz bringt. Dieses Thema ist mehrfach angesprochen und widerlegt worden, eine Mannschaft ist nicht deshalb außergewöhnlich jung, nur weil man ein paar 18-21-Jährige im erweiterten Kader bzw. auf der Bank hat oder weil man sie für die Vereinskosmetik in den letzten 5 Minuten einwechselt, um Zeit von der Uhr zu nehmen.


Nein, wie mit allem anderen auch (Philosophie, USP, Finanzen etc.) ist der HSV auch auf dem Platz nach wie vor eine Mogelpackung, er macht nichts anders als es andere Vereine der zweiten Liga machen, mit dem Unterschied, dass diese Vereine mit deutlich weniger Geld ein besseres Ergebnis abliefern. Das Gewimmer der Herren Boldt, Mutzel und Walter nach Geduld etc. ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver für die eigene desaströse Arbeit.