Ich könnte heute viel schreiben, zum Thema Abgang Wettstein oder zur prospektiven Aufsichtsrätin Schrum, aber ich mache was anderes: Lasst uns eine erste Zwischenbilanz ziehen. Spieltag 12 ist gelaufen und mehr als ein Drittel der Saison ist rum. Erinnern wir uns gemeinsam an die bisherigen Spiele und beobachten, wie sich Trainer, Mannschaft und Spielsystem entwickelt haben und ob der HSV mit der „besten 2. Liga aller Zeiten“ fein und zufrieden sein kann.

In Teil 1 heute mit den ersten sechs Spielen gegen Schalke, Dresden, Pauli, Darmstadt, Heidenheim und Sandhausen.

 

Spieltag 1: Schalke HSV 1 – 3

Elefantenrunde – der Knaller zum Saisonstart. Absteiger trifft dreifachen Nichtwiederaufsteiger. Ein Spiel mit vielen Fragezeichen. Schalke ist nach einer desaströsen Vorsaison im Komplettumbruch, aber auch in Hamburg muss man sich nach dem Kollabieren des Säulenspielerkonzepts etwas Neues überlegen. Tim Walter soll es nun richten. Schalke beginnt überlegen und geht nach Tor von Terodde früh in Führung. Hamburg kommt erst nach einer Viertelstunde besser ins Spiel, bleibt aber im letzten Drittel völlig harmlos. Dann gibt es Elfer für den HSV nach Foul an Kinsombi. Aber Glatzel verschiesst. Pause. Nach Wiederanpfiff: Glatzel mit Abstauber zum Ausgleich. 1 zu 1, endlich. Danach viele Großchancen für Schalke, aber es ist der eingewechselte Heyer, der zum 2 zu 1 für den HSV einnetzt. Und in Minute 90 drückt Jatta nach Flanke von Kittel den Ball aus gut vier Metern zum 1 zu 3 Endstand über die Linie.

Fazit: Der HSV dreht das Spiel auf Schalke. Ein etwas glücklicher Sieg gegen Schalker, die in der zweiten Halbzeit mehrere Großchancen vergaben und an einem glänzend aufgelegten Heuer Fernandes scheiterten, der für den HSV letztlich die 3 Punkte rettete.

Tabellenstand: 3 Punkte; 3 zu 1 Tore; Platz 3

 

 

Spieltag 2: HSV Dynamo Dresden 1 – 1

Hamburg mit Blitzführung durch Reis in Minute 5. 1 zu 0! Ein super Spielstart für den HSV. Hamburg danach spielfreudig und mit vielen Chancen. Glatzel vergibt Doppelchance zum 2 zu 0. Hamburg weiter im Ansturm, aber auch Wintzheimer und Kinsombi verpassen. Der HSV mit starker erster Hälfte, allein, es fehlt das zweite Tor. Nach der Pause geht es dann munter weiter, aber es sind die Dresdner, die in Minute 68 den Ausgleich erzielen. 1 zu 1. Danach geht das Spiel hin und her bis zur hitzigen Schlussphase, die aber für die nun drückend überlegenen Hamburger nichts mehr bringt.

Fazit: Die frühe Führung reicht nicht. Nachdem Hamburg in der ersten Hälfte viel zu viele Chancen liegen gelassen hat, kämpfte sich Aufsteiger Dresden in Hälfte 2 ins Spiel, machte den Ausgleich und rettete so einen Punkt gegen überlegene Hamburger.

Tabellenstand: 4 Punkte; 4 zu 2 Tore; Platz 5

 

 

Spieltag 3: St. Pauli HSV 3 – 2

Derbyzeit am Millerntor. Das Spiel beginnt lebhaft, es geht hin und her. Dann gewinnt Pauli zunehmend die Oberhand und macht in Minute 26 das 1 zu 0. Der HSV hat zwar mehr Ballbesitz, aber Pauli spielt effektiver und zielgerichteter. Kurz vor der Pause dann der Ausgleich: Kittel nach Traumkonter zum 1 zu 1. Das Tor zählt erst nach Videobeweis, weil Jatta sehr knapp stand. Symptomatisch: HSV 59 % Ballbesitz, aber Pauli 11 zu 2 Torschüsse. In Hälfte 2 dann erst ein nicht gegebener Elfer für den HSV, gefolgt vom 2 zu 1 für St. Pauli. Nur zwei Minuten später das 3 zu 1, nachdem Glatzel den Ball an der Mittellinie verlor. Doppelschlag durch Makienok. In Minute 77 verkürzt Glatzel auf 3 zu 2. Das Spiel wird hektisch, es gibt 6 Minuten Nachspielzeit. Der HSV versucht es mit der Brechstange, kann aber nicht mehr abschließen und muss sich geschlagen geben. Pauli bleibt Stadtmeister.

Fazit: Spannendes Derby mit spielfreudigeren und gefährlicheren Paulianern. Hamburg kämpfte, hatte auch seine guten Phasen, war aber defensiv anfällig. Viel Dramatik durch nicht gegebenen Elfmeter und weitere Fehlentscheidungen. Schlechtester Mann auf dem Platz war eindeutig Schiedsrichter Harm Osmers.

Tabellenstand: 4 Punkte; 6 zu 5 Tore; Platz 8

 

 

Spieltag 4: HSV Darmstadt 2 – 2

Derbyverlierer Hamburg empfängt siegreiche Darmstädter (6 zu 1 gegen Ingolstadt in der Vorwoche). Dennoch beginnt der HSV engagiert und mit Zug zum Tor. Darmstadt hält gut dagegen, schaltet gut um und kombiniert sich schnell nach vorn. Nach Foul von David an Tietz gibt es Elfmeter, der Gefoulte schießt selbst: 1 zu 0 für Darmstadt. Anschließend Riesenbock von Heyer im eigenen Strafraum, aber HF holt sich die Kugel in höchster Not. Walter peitscht seine Elf immer wieder nach vorn. Dann der Ausgleich: Nach Freistoß Kittel köpft Schonlau etwas glücklich zum 1 zu 1 ein. In Minute 1 der Nachspielzeit dreht Heyer mit der Hacke das Spiel, der HSV führt 2 zu 1. Nur 3 Minuten später: Ausgleich Darmstadt, Tietz staubt zum 2 zu 2 ab. Wahnsinn! Vier Tore in einer Halbzeit. In der zweiten Hälfte dann der HSV wie immer: Vorn wild, aber wenig effektiv, hinten anfällig. Die Lilien stehen tief, Hamburg findet keine Mittel und wenn doch, werden die Chancen fahrlässig vergeben. Von Jatta, Suhonen und Glatzel. In der Endphase wird Darmstadt stärker, das Spiel ist wieder offen, aber es bleibt beim Unentschieden.

Fazit: Nach einer spektakulären ersten Hälfte mit vier Toren, agierte der HSV in Durchgang zwei etwas gemäßigter, biss sich aber an der Lilien-Defensive die Zähne aus und musste in den Schlussminuten sogar um einen Punkt bangen.

Tabellenstand: 5 Punkte; 8 zu 7 Tore; Platz 7

 

 

Spieltag 5: Heidenheim HSV 0 – 0

Auch bei Gastgeber Heidenheim stottert der Saisonmotor, genau wie der HSV hat das Team erst 5 Punkte. Hamburg beginnt – man möchte fast sagen, wie immer – riskant und läuft an, Heidenheim steht tief. Der HSV mit über 70 % Ballbesitz, aber kein Durchkommen vorm Tor. Gelbe Karte für Leibe, dann Blöd-Gelb für Kittel, weil er die Ausführung des Freistosses verhindert. Au Mann! Erste Großchance dann für Heidenheim, aber Glück für den HSV. Dann dicke Chancen für Heyer und Kittel (u.a. Pfosten) und im Gegenzug auch für Heidenheim (ebenfalls Pfosten). Heuer Fernandes rettet die Null mit Glanzparade. In Hälfte 2 dann Hamburg mit mehr Spielanteilen. Wintzheier knapp am Tor vorbei, Jatta an die Latte. In der Endphase: Beide Teams wollen den Sieg, bekommen den Ball aber nicht über die Linie.

Fazit: Ein Nullnull der ärgerlichen Sorte. Langsam zeichnet sich ein Trend ab: Hamburg hat zwar viel Ballbesitz (66%) und leistet viel Laufarbeit (118,37 km), aber Schüsse (16) und Torschüsse (4) sind ausgeglichen. Viel Einsatz, aber wenig Effektivität und null Ertrag an diesem Tag.

Tabellenstand: 6 Punkte; 8 zu 7 Tore; Platz 10

 

 

Spieltag 6: HSV Sandhausen 2 – 1

Der HSV startet mal wieder überfallartig. Schon nach 5 Minuten die erste Großchance für Glatzel, aber der ballert drüber. Nur drei Minuten später kommt Heyer den berühmten einen Schritt zu spät. Der HSV vergibt Chancen im Minutentakt, Leiboldt, Wintzheimer, Glatzel, Kittel… und genauso schludrig ist er in der Defensive, was Sandhausen glücklicherweise nicht nutzen kann. In Hälfte 2 macht der HSV nun weniger fürs Spiel, hat aber einem Ballbesitz von über 70 %. Dann gibt es  Elfmeter für den HSV nach üblem Foul an Kittel. Und eine kuriose Rote Karte für Ritzmeyer, weil er auf den Elfmeterpunkt tritt. Kinso tritt an und trifft zum 1 zu 0. Ab da läßt der HSV nach, obwohl Sandhausen nur zu Zehnt ist, bis es in Minute 88 klingelt. Leider im eigenen Kasten. Ausgleich Sandhausen. Statt 5 zu 0 steht es 1 zu 1. Weitere HSV-Großchancen werden vergeben, unter anderem von Muheim bis endlich und superdramatisch der Siegtreffer durch Heyer in Minute 6 der Nachspielzeit fällt. Irre!

Fazit: Ein dramatischer Sieg dank Heyer und langer Nachspielzeit, bei viel zu vielen vergebenen Chancen. Auch wenn der HSV das bessere Team war (24 zu 9 Torschüssen und 74 % Ballbesitz), so ein Spiel darf man nicht riskieren. 

Tabellenstand: 9 Punkte; 10 zu 8 Tore; Platz 9

 

 

Ich denke, am Spieltag 6 war bereits eine klare Tendenz zu erkennen. Wie eindimensional Walter Fußball spielen läßt, welche Defizite das Spielsystem und die Mannschaft haben und wo man ansetzen muss, um diese abzustellen.

Aber warten wir zuerst noch Teil 2 ab, mit den Spielen gegen Werder, Nürnberg, Aue, Düsseldorf, Paderborn und Kiel.