An dieser Stelle von mir noch ein paar kurze Worte zur erneuten Katastrophen-Bilanz, die Anti-Sanierer Frank Wettschein gestern heimlich, still und leise über HSV.de verkünden ließ. Um es kurz zu machen: Diese Bilanz ist ein einziges Desaster, aber mindestens genauso desaströs sind die Reaktionen darauf. „Der HSV kommt mit einem blauen Auge durch Corona“ titelt die BILD und sendet damit das fatale Signal aus, dass es ja auch deutlich schlimmer hätte kommen können und dass man Finanz-Klaus Wettschein eigentlich einen Orden umhängen müsste. Nein, muss man nicht, im Gegenteil. Der Mann, vom gleichen Schundblättchen einmal als der „HSV-Sanierer“ gekrönt, hat in seinen bisher 7 Jahren alles gemacht, aber saniert hat er nicht. Vielmehr hat er sich geschickt als Opfer positioniert, so wie die kranken Impfverweigerer sich zur Zeit als Opfer der Gesellschaft positionieren. Der schöne deutsche Sinnspruch vom Bock, der zum Gärtner gemacht wird, bekommt an dieser Stelle eine vollkommen neue Dimension, denn Wettschein ist eben kein Debitorenbuchhalter, er ist der VORSTAND der Abteilung Finanzen und als solcher an absolut ALLEN (Trans)-Aktionen des Vereins unmittelbar beteiligt, die Geld kosten oder bringen. So zu tun, als würde er den sportlich Verantwortlichen einmal im Jahr einen Etat zur Verfügung stellen und wenn diese den dann mit unsinnigsten Transfers und anderen Personalentscheindungen verbraten, dann kann doch der arme Frankie nichts dafür. Das ist Bullshit, verdammt nochmal. 

„Der HSV beschäftigt im Schnitt 306 feste Arbeitnehmer plus 202 Teilzeit/Aushilfskräfte“

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, zeitweilig arbeiten mehr als 500 Personen für einen nahezu insolventen, durchschnittlichen Zweitligisten, der sich dann die Gehälter via Corona-Hilfen vom Staat mittels Steuergelder bezahlen lässt. Das ist in höchstem Maße kriminell, nicht findig, aber hier geraten wir an die nächste Grenze. Es gibt immer noch reichlich hirnlose Opfer, die finden diese justiztiablen Winkelzüge auch noch clever. Wenn ihr Kaufmann die Preise für Milch um 10 Cent erhöht, schreien sie auf, aber wenn ein Verein, der seit mehr als 11 Jahren eine Million nach der anderen verbrennt, mir ihren Steuern seine Mitarbeiter bezahlt, dann ist das schlau? Wie krank und pervers kann man eigentlich sein?

Und die Medien? Nichts, wie immer. Seichte Begleit-Berichterstattung nach dem Motto „Ist doch nichts Neues“, das war’s. Keine Aufarbeitung, kein Aufschrei, keine Forderung nach Konsequenzen. Ach halt, man hält es dem abtrünnigen Finanz-Jongleur zugute, dass er den Spieler-Etat um € 4 Mio. gesenkt hat. Wie jetzt, jetzt ist Wettstein doch wieder an sportlichen Entscheidungen beteiligt? Aber immer nur dann, wenn es in die richtige Richtung geht? Der HSV hat vor dieser Saison die Großverdiener Ulreich, Leistner, Terodde, Gjasula, Narey, Dudziak, van Drongelen, Jung und Hunt abgegeben, in der Saison davor die Herren Wood!!!, Pollersbeck, Moritz, Letschert, Samperio, Ewerton und Hinterseer und angeblich durch junge Nachwuchskünstler ersetzt. Und dann gelingt lediglich eine derart alberne Reduzierung des Etats? 

Was lernen wir? Wir lernen, dass das Trump-Modell nach wie vor wirkt. Einfach morgen so viel neue Scheiße bauen, dass die Scheiße von gestern schnellstmöglich vergessen wird. Irgendwann wird das Versagen zur Gewohnheit und dann kratzt es keinen mehr so richtig. Und wir lernen noch etwas: Nicht nur Beiersdorfer, Hoffmann, Boldt, Wettstein und wie sie alle heißen, sind am Niedergang des Vereins beteiligt, sondern auch und besonders diejenigen, die all die Katastrophen verniedlicht haben, ignoriert haben, verteidigt haben und unterstützt haben. An all diesen zahllosen Händen klebt Vereinsblut. 

Erst waren es die unfähigen Vorgänger, dann war es der Abstiegskampf. Dann war es der Abstieg und dann waren es die verpassten Wiederaufstiege. Nun war es Corona, aber nie waren es die Herren Boldt und Wettschein und nie war es ein Kontrollgremium, das nicht kontrolliert. Wie hohl muss man sein, wenn man all das auch noch unterstützt?

Letzte Woche hat ein Mann, der seine gesamten Ersparnisse, das Geld seiner Eltern und sein Haus verspielt hat, eine Bank überfallen. Der Kommentar eines MoinVollspack-Users, dessen angelegtes Geld dabei entwendet wurde: “Ist doch cool, Not macht erfinderisch”.

Ende!