Beim Halunken SV dreht sich mal wieder das ganz große Rad. Aber noch ist es zu früh, etwas Verlässliches zu den neuesten personellen Entwicklungen zu sagen. Auch die vorgestern veröffentlichte Bilanz muss erst genauer unter die Lupe genommen werden. Und dem zweiten Teil des Saison-Zwischenfazits können wir uns später widmen, die Länderspielpause ist ja noch lang.

Stattdessen und weil wir alle grade ein bisschen Spaß gut gebrauchen können, mache ich eine neue Rubrik auf:

Das HSV-Faniversum

 

Die Welt der HSV-Fans ein ganzes Universum. Es gibt Edel-Fans wie Kühne, Otto oder Block. Es gibt Einfach-Fans wie das Gros der Kuchenplatzsitzer, Westkurven-Veteranen und Block-E-Aliens. Und es gibt Ekel-Fans wie Rassisten, Nazis, Schwarzblock-Ultras, Kiez-Promis, Halb- und Unterweltgrößen, gern auch mal im VIP- und Business-Bereich anzutreffen. Und zu allerletzt gibt es noch die schlimmste Sorte von HSV-Fanboys: die buffet-brünstigen, PK-geilen Drang-Duzer der Hamburger Jubelpresse, skrupellos und selbstbesoffen. 

Beginnen wir unsere Erkundungsreise in die unendlichen Weiten mit Teil 1:

 

Hardcore-Fans

 

Am 35sten Spieltag erschuf Gott den Hardcore-Fan. Und Ihm missfiel, was Er sah:

 

Hardcore-Fans sind das dumme Kapital des HSV. Sie wettorken mit den Kumpels in Stadt und Stadion rum und zeigen sich gern in viel zu kleinen Trikots, die mit großen Namen beflockt sind. Diese Wesen sind rundum zufrieden, wenn sie ab und zu ein Unentschieden wie einen Sieg und einen Sieg wie einen Titel abfeiern können. Die Kohle, die sie seit Jahrzehnten in die Stadion- und Merchandising-Kassen des Vereins tragen, ist eine verlässlich sprudelnde Quelle für die Stellinger Wohlfühloase.

Der HSV und seine Hardcore-Fans sind für einander wie gemacht, hier zwei herausragende Exemplare Ihres Standes:

 

Helm-Peter

Der Mann ohne Nachnamen ist aus dem HSV-Faniversum nicht mehr wegzudenken. Ein Helm, ein Honk, ein HSV. Seit Jahren duzt der Berufsrentner beim Training das kickende Vereinspersonal von der Seite an. Und überrascht Robert „Mein Freund“ Glatzel genau wie seine Zuschauer mit erstaunlichen Analysen: „Wedder is nich‘ so schön!“

 

Ein reiner „Kult-Fan“ (Quelle: Helm-Peters eigener YouTube Kanal) macht auch vor Welt-Trainern nicht halt. Soissas!

 

Und so mancher ist lieber im Tunnel, als unter freiem Himmel von einem sprechenden Helm angeschnoddert zu werden.

 

Auch bei BILD durfte der Fan-Methusalem schon Kostproben seines Fachwissens in die Regionalausgabe husten:

„Trainer Daniel Thioune ist auf dem besten Weg das zu schaffen, was seine Vorgänger Hannes Wolf und Dieter Hecking vergessen haben. Thioune hat die Spieler auf Kampf und Leidenschaft eingeschworen. Das lebt er auch mit seiner Arbeit im Training vor. Ich glaube, ich kann den Aufstieg doch noch zu Lebzeiten feiern.“

Diese prophetische Erkenntnis ließ der gute Mann am 22.3.21 in BILD verlauten. Da kennt sich einer aus! Fehlt nur noch ein heiser hingeröcheltes „Nur der HSV“.

Ein Vollprofi ist das Allround-Genie auch bei der Kamera- und Mikrofonarbeit. Fundierte Kommentare, erstklassig eingesprochen, fast wackelfreie Live-Bilder, so muss zeitgemäßer Premium-Content aussehen:

 

Gerüchte, dass demnächst ein in rentnergrauem Rauguss gefertigter Fahrradhelm neben Uwes Bronzemauke enthüllt wird, sind bislang unbestätigt. 

Der zweite Kamerad ist eine Art Nordkurven-Mario-Barth für die Vereins-Intellektuellen aus Block 25.

 

Der Sievi

Ein reiner Diplomexperte des HSV-Faniversums. Der Blaulicht-im-Kopf-Comedian ist omnipräsent: YouTube, Facebook, Instagram, Twitter, TikTok… kein asoziales Medium, wo einem der Patient nicht auflauert und seine HSV-Weisheiten um die Ohren haut. Die unverdiente Berühmtheit verdankt der hauptberufliche Sanitäter und Nebenerwerbs-Spaßvogel seinem einzigartigen Signature-Move: Unvermitteltes Losbrüllen!

 

Dabei gibt sich der notorische Bluthochdruckler nicht nur mit HSV-Themen zufrieden, sondern kommt auch gesellschaftskritisch seiner staatsbürgerlichen Verantwortung nach. Brüllkomisch und mit viiiiiel Anlauf.

 

Wer jetzt noch kann, darf für bis zu Euro 29,99 „Kanalmitglied“ werden und bekommt dafür tolle Logos neben dem Nutzernamen in den Kommentaren. Glückwunsch an alle „Ultimate Sievianer/innen„.

 

„Künstler“ Sievi ist sogar auf Stagepool: https://de.stagepool.com/cv/dersievi/423175 Hier seine Skills:

Hier erzählt Model, Kampfsportler und Stand-Up-Comedian Sievi, wie alles anfing:

„Der Sievi entstand im April 2016, als ich von der Arbeit nach Hause gefahren bin und abends eigentlich noch in unserem Garten den Rasen mähen wollte. Obwohl wir im Monat April (fast Mai!) waren, fing es kurz vor Ratzeburg an zu regnen und schneien(!) Mich regte dieses Wetter so dermaßen auf, dass ich kurzerhand mein Handy zückte und die Aufnahme eines Videos startete und meinen Ärger über dieses Wetter freien Lauf ließ. (…) Ich fand das entstandene Video so gut, dass ich es – zuhause angekommen – gleich meiner Frau und meinen Kindern zeigte, welche sich köstlich darüber amüsiert hatten. Ich entschloss mich, mein Video bei dem sozialen Netzwerk Facebook hoch zu laden, um dieses meinen Freunden zu zeigen. Nach sehr kurzer Zeit wurde dieses Video bei meinen „Facebook-Freunden“ der „Renner“ und ich gründete die Facebookseite „Der Sievi“…

Mittlerweile haben die Videos vom Sievi eine Beitragsreichweite von mehreren Millionen(!) Menschen – alleine bei Facebook.“

Wo ist die Sonne, wenn man sie braucht?

Der Anführer der Neigungsgruppe Brüllork betreibt natürlich auch einen eigenen Fanshop. Dort finden sich so originelle Artikel wie Sievimotten (T-Shirts mit Brüller-Aufdruck „Der Sievi“ für Euro 14,98), Sievigramme (Autogrammkarten mit – Achtung! – handgeschriebener Unterschrift) und weitere Sievi-Accessoires wie ein Mund-Nasen-Schutz. Leider ist die Seite zur Zeit nicht zu erreichen. Wahrscheinlich überlastet.

Das Lustigste ist der Impressumseintrag des umtriebigen Ruhepuls-Allergikers:

Sievi Media GmbH Ltd.
Director: Herr Timo Sievert
20-22 Wenlock Road
London N1 7GU
England / Great Britain
Company registered in England & Wales
Company Nr. 12531232
Sievi Media GmbH Ltd. – Unselbstständige Betriebsstätte in Deutschland
Geschäftsführer: Herr Timo Sievert (Director)

Genau wie der HSV ist auch „Der Sievi“ ein multinationales Unternehmen. Respekt, äh,… sorry, respect, Mr. Director.

Seit Neuestem macht der Sievi jetzt auch in Rap. Gott bewahre! Elvis ist grade erst weg, da kommt der ums Eck gebrüllt, wie viel mehr kann der HSV noch vertragen? Den link zum Song schenk‘ ich mir.

Zum Abschluss muss ich aber noch ein Kompliment loswerden: Die Nummer mit Avocadolf Hildmann war nicht schlecht.

 

Liebe Gemeinde, ich hoffe, Teil 1 unserer Reise ins HSV-Faniversum hat Euch gefallen. Seid dabei, wenn es in Teil 2 heißt:

Relegationsüberlebende, Kuchenkutten und Zaunkönige

 

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