Ich  habe das Spiel gegen die unaussprechlichen Dänen nicht gesehen, darum kann ich dazu leider nichts schreiben. Stattdessen mache ich heute mit dem versprochenem Teil 2 des Zwischenfazits weiter.

 

Spieltag 7: Werder Bremen HSV 0 – 2

Das erste Nord-Derby seit 2018 und schon nach 80 Sekunden klingelt es im Kasten der Grün-Weißen. Glatzel mit dem Kopf nach toller Vorlage von Heyer und wunderschönem Kombinationsspiel mit Leiboldt über links. Dann wurde es hitzig. Hohe Zweikampfintensität auf beiden Seiten mit vielen Gelben Karten. Dann grätscht Bremens Kapitän Groß Heuer Fernandes weg und sieht Gelb-Rot. Kurz darauf hat der HSV das erste Mal Riesenglück: Bremen bekommt nach Foul an Ducksch den Elfer nicht. Und dann gleich nochmal: Ducksch mit tollem Freistoßtor, dass aber abgepfiffen wird, weil sich ein Bremer regelwidrig in die HSV-Mauer stellte. Und dann macht auch noch Heyer in der Nachspielzeit Tor Nummer 2. Was für eine heftige erste Halbzeit. Kurz nach Wiederanpfiff holte sich dann Schonlau seine Gelb-Rote ab und Gleichzahl war wiederhergestellt. Bremen drehte weiter auf und spielte unentwegt nach vorn. Jatta vergab die wenigen HSV-Chancen, aber auch Bremen scheiterte immer wieder an einem erneut überragendem Hamburger Schlussmann. Der HSV rettete das 2 zu 0 in den Schlusspfiff.

Fazit: Ein hart erkämpfter Sieg der Rothosen im Nord-Derby, der erste gegen Bremen seit 2016. Und ein wahres Kartenfestival, 8 Gelbe und 2 Gelb-Rote sprechen Bände, wie die Stimmung im Spiel war.

Tabellenstand: 12 Punkte; 12 zu 8 Tore; Platz 6

 

 

Spieltag 8: HSV Nürnberg 2 – 2

Der HSV zu Hause vor 21.000 Fans. Mit Nürnberg kommt der einzige bisher noch ungeschlagene Zweitliga-Klub in den Volkspark. Walter muss umbauen und bringt Vuscovic für den gesperrten Schonlau. Hamburg beginnt wie immer mit viel Ballbesitz. Dann große Aufregung, weil sich nach einem Foul von ausgerechnet Vuscovic der VAR einschaltet und es Elfmeter für Nürnberg gibt. Valentini schiebt ein, auch wenn HF fast noch dran war. Einsnull für Nürnberg. Der HSV im Rückstand. Dann köpft Glatzel ein, doch der Schiri pfeift Abseits, weil Leibold ran rauscht, aber auch das korrigiert der VAR, das Tor zählt: Einseins. Nur, weil Leibold den Ball nicht mehr berührt hat. Halbzeit. Nur eine Minute nach Wiederanpfiff trifft Nürnberg zum 2 zu 1. Und erneut läuft der HSV einem Rückstand hinterher. Es spielt fast nur noch der HSV, bekommt aber gegen die kompakt stehenden Klubberer kaum Chancen zustande. Bis zur 80sten: Nach Flanke von Kittel köpft Glatzel zum 2 zu 2 ein. Und obwohl Hamburg dann drückend überlegen ist, bleibt es beim Unentschieden.

Fazit: Glatzel rettet das Remis und damit einen Punkt, aber Hamburg verpasst den Sprung auf Tabellenplatz 3. Wie so oft tut sich Hamburg gegen einen kompakt stehenden Gegner sehr schwer und schafft es kaum, Torchancen zu kreieren.

Tabellenstand: 13 Punkte; 14 zu 10 Tore; Platz 7

 

 

Spieltag 9: Erzgebirge Aue HSV 1 – 1

Hamburg begann in Aue wie in den Spielen zuvor und folgte dem Walter-Plan: Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz. Und wie in den Spielen zuvor sprang wenig dabei raus, bis in Minute 23 Aue mit einem kuriosen Billard-Tor in Führung ging. David köpfte Jonjic an, von dessen Hinterkopf prallte der Ball ins Hamburger Tor ab. Einsnull für Aue. Irre! Und wieder liefen die Rothosen einem Rückstand hinterher. Es folgte viel Kampf, viel Krampf, Rudelbildungen, Gelbe Karten, aber mit null Ertrag für Hamburg. Im Gegenteil, es waren die Erzgebirgler, die in der Nachspielzeit fast noch erhöhten. In der zweiten Hälfte suchte der HSV dann verzweifelt nach einer Idee, die Auer Abwehr zu knacken. Aber die Gastgeber verhinderten, dass die Rothosen auch nur in die Nähe ihres Tors kamen und unterbanden Angriffe schon früh. In der 69sten flog Messeguem dann mit Rot vom Platz und der HSV bekam die Möglichkeit, davon zu profitieren. Nur nutzte er sie leider nicht und blieb ungefährlich. Und dann kam die vierte Minute der Nachspielzeit. Ein Eigentor von Carlson erlöste Walter und seine Mannen. Und was für eines: Doyle wurde steil in den Strafraum geschickt und lupfte den Ball aus vollem Lauf über Torhüter Männel. Die Kugel prallte an die Latte und zurück ins Feld. Wo Carlson mit dem Kopf klären wollte, was ihm grandios missglückte und er den Ball aus wenigen Metern ins eigene Tor köpfte.

Fazit: Ein Drama-Eigentor in Minute 94 rettet dem HSV einen Punkt und das fünfte Unentschieden in einem Spiel, in dem die Hanseaten lange in Überzahl spielten, daraus aber wenig machen konnten.

Tabellenstand: 14 Punkte; 15 zu 11 Tore; Platz 7

 

 

Spieltag 10: HSV Düsseldorf 1 – 1

Megastimmung im Volkspark: Im ersten Spiel unter 2G-Bedingungen waren 35.000 Fans im Volkspark erlaubt und es gab wieder „Vollbier“. Hurra! Gegen die Fortuna mit Ex-HSVer Narey begann man druckvoll und mit über 60 Prozent Ballbesitz in der ersten Viertelstunde, wobei man sich nur wenige Chancen erspielte und immer die Gefahr eines schnellen Konters bestand. Also eigentlich ist alles wie immer. Aus dem Nichts fiel dann das Eins zu Null für den HSV. Glatzel nach Flanke Kittel. Kurz darauf sah Pripp nach hartem Einsteigen gegen Leibold erst Gelb und dann nach VAR Überprüfung Rot. Hamburg wieder einmal in Überzahl. Und wieder einmal ist man nicht in der Lage, nachzulegen. Nach einem nicht gegebenen Elfer für Hamburg entwickelte sich ein Spiel auf sehr überschaubarem Niveau. Die Zahlen sprachen für den HSV, 12 zu 3 Torschüsse, fast 70 % Ballbesitz, 86 % Passquote, aber es sah anders aus auf dem Rasen. Und dann gleicht Fortuna zum Eins zu Eins aus. Und die Düsseldorfer kamen, Narey vergeigte kurz vor Ende noch eine Riesenchance und dann Abpfiff.

Fazit: Pfiffe nach dem Abpfiff im Volkspark, weil der HSV einen sicher geglaubten Heimsieg verspielte. Trotz 65 Minuten in Überzahl verpassten es die Rothosen, nach dem Einsnull nachzulegen und den Deckel drauf zu machen. Und dann kam es, wie es kommen musste, Fortuna glich in Unterzahl aus und entführte den Punkt aus Hamburg. Unentschieden Nr. 6 in Spiel Nr. 10.

Tabellenstand: 15 Punkte; 16 zu 12 Tore; Platz 8

 

 

Spieltag 11: Paderborn HSV 1 – 2

Alidou feierte sein überraschendes Debüt in der Startelf. Beide Mannschaften waren sehr offensiv aufgestellt. Paderborn begann mit aggressivem Pressing, aber Heyer sorgte mit frühem Tor für einen Traumstart, weil er bei Alidous Pfosten-Abpraller goldrichtig stand und aus 16 Metern reinschlenzte. Führung HSV. In der Folge erarbeiteten sich die Rothosen viele Chancen, konnten aber keine nutzen. Und dann fiel wieder einmal das Tor für den Gegner. Paderborn war wieder im Spiel. Die zweite Halbzeit war dann umkämpft und hitzig, wobei der HSV die überlegene Mannschaft war. Aber Paderborn hatte seine Szenen, wie beispielsweise einen Pfostenschuss in Minute 54. Der HSV verballerte seinerseits einige Großchancen, wie etwa die von Alidou in Minute 58. Auch Glatzel und Kittel verpassten nur knapp. Und dann ertönte ein Elfmeterpfiff für den HSV. Doch der VAR griff ein und Schiedsrichter Schlager nahm die Entscheidung zurück. Zu Recht. Walter tobte trotzdem. Der HSV machte weiter Druck, doch die Zeit lief ab. Und Paderborn wurde nun immer gefährlicher. Bis in Minute 5 der Nachspielzeit dann Doyle das Ding reinhaute. Der HSV siegte mit 2 zu 1. Unglaublich! Der HSV in Ekstase, die Gästefankurve bebte.

Fazit: Wieder ein Last Minute Sieg. Lucky Punch in der Nachspielzeit durch den eingewechselten Joker. Diesmal wurde der Hamburger Wille belohnt, allerdings im letzten Moment.

Tabellenstand: 18 Punkte; 13 zu 13 Tore; Platz 6

 

 

Spieltag 12: HSV Holstein Kiel 1 – 1

Mit Kiel kam der Tabellen-16te in den Volkspark. Hamburg hatte sich unter der Woche im Pokal eine Runde weitergekämpft. Leider zog sich Leibold einen Kreuzbandriss zu und fiel aus, für ihn kam Muheim. Auch der starke Heuer Fernandes war verletzt, für ihn spielte Johansson. Kiel brachte gleich 3 Ex-HSVer mit: Porath, Holtby und Arp. Aber als Spieler des Tages entpuppte sich Ex-Paulianer Finn Bartels. Hamburg versuchte sofort, das Spiel zu kontrollieren, aber Kiel setzte aggressiv dagegen und auf Umschaltspiel. Das war gefährlich, weil der HSV dann meist hinterherlief. Dennoch fiel das erste Tor für den HSV. Kittel traf vom Punkt, nachdem Alidou im Kieler Strafraum gelegt wurde. Die frühe Führung für den HSV. Leider nahm man in Folge etwas Tempo raus, so das Kiel immer wieder zu guten Konterchancen kam, was fast betraft wurde: Johansson musste mit starker Parade gegen Bartels retten. In Hälfte 2 dann das frühe Gegentor. Wieder einmal stand es Sekunden nach Wiederanpfiff 1 zu 1. Der HSV war geschockt, drängt aber weiter auf das zweite Tor. Aber Kiel verteidigte gut und war stets gefährlich im Umschaltspiel. Kaufmann und Glatzel vergaben Riesenchancen, aber auch Kiel konnte nicht mehr treffen. Am Ende blieb es beim Unentschieden, wobei sich der HSV dafür bei einem starken Johansson bedanken durfte. Glück auch für den HSV, dass Arp und Holtby gute Chancen nicht nutzten.

Fazit: Wieder einmal gab es Pfiffe im Volkspark, weil der HSV den Heimspielerfolg verpasste. Es gelang nach früher Führung nicht, ein zweites Tor zu machen. Stattdessen musste man mit dem Remis sogar noch zufrieden sein, weil Kiel eine starke Schlussphase spielte und viele Chancen nicht nutzte.

Tabellenstand: 19 Punkte; 19 zu 14 Tore; Platz 7

 

 

Spieltag 13: KSC HSV 1 – 1

Es war ein Spiel, wie wir es schon viele Male in dieser Saison gesehen haben, daher mache ich es kurz: Erneut verpasst der HSV nach früher (13.), sehenswerter (Kittel) Führung, den Sack zuzumachen und kann am Ende froh sein, überhaupt einen Punkt aus dem nebeligen Wildparkstadion mitzunehmen. Wieder konnten die Hamburger ihre guten und großen Chancen nicht nutzen, wieder einmal „belohnte“ man sich nicht. Wieder einmal tobt Walter an der Seitenlinie und sah diesmal sogar Gelb dafür. Besser wäre, er würde sich darauf konzentrieren einen Weg zu finden, nach einer Führung diese auch mal zu halten. Doch darauf hofft man vergebens. Auch weiterhin gibt es viel Spektakel, aber wenig Ertrag.

Fazit: Hamburg tritt auf der Stelle. Tabellenmäßig sowieso, aber auch in der spielerischen und taktischen Entwicklung tut sich viel zu wenig. Stattdessen viel Rückschritt, weiterhin miese Chancenverwertung und Leistungsabfall bei vielen Spielern (Kinsombi, Wintzheimer, Glatzel, Jatta).

 

 

Die Bilanz:

Vier Siege, acht Unentschieden, eine Niederlage. Tabellenplatz 7. Nie stand der HSV schlechter in der Zweiten Liga als in dieser Saison. Statt um die Aufstiegsplätze zu kämpfen findet man sich im Mittelfeld der Liga wieder.

Walter kennt nur ein System. Und er setzt immer wieder auf Spieler, die dieses Vertrauen nicht mit entsprechender Leistung zurückzahlen. Die Gegner lernten schnell, standen tief und die Rothosen fanden oft keine Mittel. Es fehlen die taktischen Alternativen. Viel zu vielen Rückständen wurde hinterhergelaufen, viel zu viele Punkte verschenkt. Die Mär von der jungen Mannschaft ist genau das, eine Mär. Von einer versprochenen Entwicklung ist nicht viel zu sehen. Nur wenige Spieler wie David, Alidou und Heuer Fernandes haben sich verbessert. Dagegen haben sich zahlreiche Spieler wie Jatta, Glatzel, Wintzheimer und Kinsombi im Lauf der Saison verschlechtert. Der riesige Chancenwucher, die zahllosen Unentschieden führten zu den immer gleichen Ausreden. „Wir müssen uns mehr belohnen“ wurde zum geflügelten Wort. Dem aber keine Taten folgten. Stattdessen immer schlappere Trainingseinheiten, immer mehr freie Tage und kein Abarbeiten der Problemzonen Flanken, Ecken, Torschüsse.

Und die Gegner sind stark. Pauli spielt eine Hammersaison, Jahn ist eine Riesenüberraschung, Paderborn und Darmstadt enteilen grade und das große Schalke wackelte anfangs, aber wird nun stärker.

Der HSV ist sportlich abgewirtschaftet, das System Walter am Ende. Mit Leibold fällt ein wichtiger Spieler bis Saisonende aus. Dazu kommen die Veränderungen und Verunsicherungen in den Führungsgremien: Wettsteins Abgang, Goedhards und Kralls Demissionen, das Fehlen eines Vorstandsvorsitzenden und die Aktiengeschäfte von Kühne und Wüstefeld. Dazu schwebt über Allem die desaströse Finanzsituation und eine Bilanz, die von vorn bis hinten stinkt.

Das wird noch eine geile Saison.

 

Edit: Weil es gut passt, füge ich hier noch meinen Kommentar vom 7.11. an.

Der 13. Spieltag unter Tim Walter: Platz 7, 20 Punkte, 20 zu 15 Tore bei 4 Siegen, 8 Unentschieden und einer Niederlagen.

Der 13. Spieltag unter Daniel Thioune: Platz 2, 26 Punkte, 27 zu 17 Tore bei 8 Siegen, 2 Unentschieden und 3 Niederlagen.

Der 13. Spieltag unter Dieter Hecking: Platz 2, 26 Punkte, 30 zu 12 Tore bei 7 Siegen, 5 Unentschieden und einer Niederlagen.

Der 13. Spieltag unter Hannes Wolf: Platz 1, 27 Punkte, 17 zu 12 Tore bei 8 Siegen, 3 Unentschieden und 2 Niederlagen.

Der Trend ist glasklar: Es geht seit dem Abstieg abwärts, in dieser Saison sogar signifikant. Boldt und Mutzel haben absolut versagt bei Kaderzusammenstellung und Trainerwahl.

Das schreibt auch der Kicker heute:
„Die von Walter immer wieder betonte Entwicklung findet nicht oder zumindest nur unzureichend statt. Und das liegt auch an fehlender Qualität im wieder einmal neu zusammengestellten Kader.“

Nach dem Scheitern des Säulenspieler-Konzepts deutet sich nun auch das Scheitern des Entwicklungsspieler-Konzepts an. Reis, Muheim, Doyle und Kaufmann waren schlecht, Vuscovic und Suhonen traten gar nicht erst an. Und bei Jatta entwickelt sich schon lange nichts mehr.

Boldt und Mutzel müssen weg.