Zu beobachten an so vielen Beispielen. Aber die Schwachmaten lernen einfach nicht dazu, nirgendwo im Namen der Raute.

Phase 1. (Die Entdeckung)

Ein Spieler wird zum ersten Mal gebracht und überzeugt überraschenderweise. Noch Minuten vor der Einwechslung kannte den Mann keine Sau, der Namen war nirgendwo aufgetaucht. Ebenso haben die berichtenden Medien keinen Schimmer, denn dazu müsste man sich schon ein wenig intensiver mit dem Verein beschäftigen.

Phase 2.  (Die Entwicklung)

Der Spieler macht einige vernünftige Spiele, was beim durchschnittlichen Niveau des HSV bereits bedeutet, dass er herausragt. Die Meinung der Fans und der plötzlich erwachten Medien: „A new star is born, er wird den Verein allein sanieren“. Unglaublich, dass das oft gescholtene Nachwuchsleistungszentrum einen solchen Wunderspieler produzieren konnte, es ist wohl doch nicht alles so schlecht, wie es gemacht wird. 

Phase 3. (Die Erkenntnis)

Irgendein Hofberichterstatter stolpert beim Durchstöbern von transfermarkt.de über die Tatsache, dass der Vertrag des neuen Atom-Juwels am Ende der aktuellen Saison ausläuft. Wie konnte das passieren? Haben wieder alle gepennt? Landauf, landab erscheint der Ruf, dem Spieler umgehend einen lebensverändernden Kontrakt vorzulegen, weil im Falle des Abgangs der Untergang des Abendlandes droht. Denn ohne den Kicker, den vor 4 Wochen noch keine Sau kannte, wird der Verein aus der Kurve fliegen.

Phase 4. (Die Empfehlung)

Nachdem sich der Schock gelegt hat, hagelt es für das junge Genie gute Ratschläge aus jeder Ecke der Nation, besonders die ungefragten Weichbirnen, die weder vom Sport noch vom Geschäft auch nur den Ansatz einer Ahnung aufweisen können, überschlagen sich in Lebensweisheiten. „Bleib in Hamburg und werde hier ein Großer“, „In die Bundesliga kannst du immer noch“ oder „Du bist dem Verein etwas schuldig“ sind nur die Spitze des Dummheits-Eisbergs. 

Phase 5. (Die Entscheidung)

Wenig überraschend entscheidet sich der Umworbene (und Ablösefreie) für einen Verein, der eine Spielklasse höher angesiedelt ist und der ihm deutlich mehr bezahlen kann/wird. 

Phase 6. (Die Suche)

Wie konnte das bloß passieren? Man ist doch im Besitz der besten, größten und schönsten Experten westlich des Missouri, das hätte man doch verhindern müssen. Jetzt muss der Schuldige gesucht, gefunden und gefoltert werden, da gibt es keinen Zweifel. Im Verein schiebt man sich halbwegs ungeschickt den Black Peter gegenseitig zu, aber bevor der Flurschaden zu groß wird, verfällt man auf eine List. Man steckt den angeschlossenen Hofberichterstattern, dass der abtrünnige Söldner sich durchaus im Besitz eines fragwürdigen Charakters befinden und eigentlich den Verein auf irgendeine hinterhältige Art und Weise vorgeführt haben soll. Der Coup gelingt, das verblödete Klatschvieh springt auf den Denunzierungs-Zug auf. 

Phase 7. (Die Schmähung)

Wie eine hohle Herde verschmähter und abgelegter Liebhaber reagieren die sogenannten „Fans“ nicht nur mit spontanem Liebesentzug, sondern mit Rache. Plötzlich und wie von Geisterhand wird dem Spieler nicht nur die sportliche Qualifikation, sondern auch die Liebe zu seiner Heimatstadt und alles andere abgesprochen. „Briefmarke auf den Arsch und ab dafür“ kreischen besonders diejenigen viel zu laut, die vor zwei Wochen noch den Untergang des römischen Reiches befürchteten, falls sich der Spieler gegen eine Vertragsverlängerung aussprechen sollte. Alles vergessen, die Ratte ist ein undankbarer Lappen und wird bei seinem neuen Arbeitgeber ohnehin krachend scheitern. Wahrscheinlich sind „wir“ ohne ihn ohnehin besser dran, auf jeden Fall sollte man ihn nie wieder für den besten Klub der Welt spielen lassen. Und gnade ihm Gott, sein (sportlicher) Weg führt ihn jemals zurück ins Volksparkstadion, dann setzt es einen Satz heiße Ohren und ein Bierbecher-Bad. 

Als jemand, der das Spektakel grinsend von der Seitenlinie aus beobachtet, ist die Show wirklich zum Niederknien. Die Spacken labern und schreiben sich um Kopf und Kragen und alte Männer in viel zu engen Trikots (und halbvoll mit Mariacron) merken nicht, wie peinlich sie sich benehmen. HSV eben.