Die Luft wird dünner, die Nerven auch…

Okay, das war dann also der Vollgas-Fußball, für den man in Spanien so exzessiv trainiert hatte. Ich habe nichts davon gesehen (außer der Zusammenfassung heute morgen), aber so wie ich das verstanden habe, war der einzige Verein, der (zeitweilig) sowas wie Vollgas-Fußball gespielt hat, der Aufsteiger aus Dresden (Kaderwert:  € 12,53 Mio.). Beim HSV dagegen kehrte während und nach der Partie der große blues ein, die Vorstellung war mit dem Begriff “dürftig” noch gnädig umschrieben. Tatsächlich sollte dies eigentlich nicht wirklich überraschen, denn bereits das Heimspiel gegen Schalke (1:1) soll ein sportlicher Offenbarungseid und in seiner Entstehung eher glücklich gewesen sein. So gesehen ist der Ruf der sogenannten Fans nach Verstärlung nur allzu verständlich und der HSV würde unter Garantie gern, aber er kann einfach nicht. Sollte sich nicht noch irgendwo auf den letzten Drücker eine Leihoption für einen unglücklichen Jungprofi ergeben, wird man die Saison mit genau diesem Kader zuende spielen müssen. Ohne Doyle, mit einem inhaltlich bereits abgewanderten Alidou, mit Dauerpatienten wie Ambrosius und Wagnermann, mit dem Zwillingsbruder vom Kinnzombie, mit einem Schönwetter-Jonny Kiddle und mit Maltafuß Daffeh. Ob es dann am Ende wieder zu Platz 4 reicht, wird man sehen. 

Wie dünn die Nerven bei den Verantwortlichen inzwischen sind, konnte man an der Reaktion des professionellen Unsympathen Tim Walter nach dem Spiel erkennen, der Mann ist für mich schlicht und ergreifend das fleischgewordene Brechmittel. Auf die Frage, was denn in den ersten 30 Minuten losgewesen sei, sprang der seichte Übungsleiter dem Fragesteller fast an den Hals und pöbelte: “Nichts! Was soll denn losgewesen sein? Ihr von den Medien und vom Fernsehen seid diejenigen, die immer Unruhe reinbringen, wir nicht. Aber macht einfach so weiter, das stört uns überhaupt nicht (sinngemäß).” Doch Timmi, das stört euch und zwar gewaltig. Denn sieht man die Reaktionen der Anhänger nach einem Unentschieden bei einem Auswärtspiel, so kann man sehen, dass die Leute bereits jetzt schon wieder die Schnauze voll haben. Zu sehr sind noch die letzten 3 Jahre in Erinnerung, von den 7 Jahren davor muss man gar nicht erst anfangen. Das war es, was ich gemeint habe, als ich vor einiger Zeit schrieb, dass der HSV keinen Kredit mehr hat. Bei niemandem, außer bei den Medien. Sie könnten 6 Spiele in Serie gewinnen, beim ersten Punktverlust fällt alles wieder wie ein Kartenhaus zusammen. Das ist im Grund unfair, aber es ist Tatsache. Der Verein hat viele Jahre daran gearbeitet, jeglichen Kredit aufzubrauchen, nun ist es soweit. 

Eine andere Meldung, die ich gestern lesen musste, hat mich fast mein Mittagessen gekostet. 

Das Millionenloch wird stetig größer. Auch in den kommenden Wochen muss der HSV weitestgehend auf Zuschauereinnahmen verzichten, die gerade vom Senat gebilligten 2000 Besucher pro Partie sind kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Helfen könnte nun erneut der Bund. Wie die MOPO erfuhr, plant der HSV ein weiteres Mal die staatliche Überbrückungshilfe in Anspruch zu nehmen. Rund vier Millionen Euro könnten auf diese Weise fließen.

Sorry, aber das kann doch wohl nur ein geschmackloser Scherz sein. Man leistet sich nach wie vor den zweitteuersten Kader der Liga, man leistet sich mehr als 300 Festangestellte, man leistet sich eine Abfindungszahlung für den den Sanierer, der nie saniert hat. Man verkloppt das Stadiongelände und schafft es in zwei Jahre nicht, einen neuen Stadionsponsor zu akquirieren. Und nun will man sich schon wieder an Steuergeldern vergreifen, weil man einfach immer noch weit über seine Verhältnisse lebt?
 
Wie wäre es denn mal mit einem Gehaltsverzicht? Wie wäre es mit drastischen Sparmaßnahmen? Wie wäre es, wenn man endlich einmal zu dem Verein werden würde, der man seit Jahren schon ist und nicht immer noch meint, in zwei Jahren würden Millionen aus der Champions League einfliegen.
 
Für alle, die diesen Dreck auch noch okay finden: Es ist übrigens euer Geld, welches der Verein dann wieder einstreicht, um Millionengehälter zahlen können.
Von | 2022-01-20T15:14:55+01:00 15. Januar 2022|Allgemein|5 Kommentare

5 Comments

  1. Hein Blöd 15. Januar 2022 um 09:55 Uhr

    Moin!
    Jeder Cent in diese Jauchegrube geworfen ist einer zuviel.
    Ich hatte es schon einmal geschrieben: Der HaSiVau hängt an der nächsten Million
    wie der Junkie an der Nadel.

  2. BesuchausdemSüden 15. Januar 2022 um 10:18 Uhr

    Mit dem Trainer wird das nix. Er macht da weiter wo er in Kiel und dann in Stuttgart aufgehört hat. Spieler werden auf der falschen Position aufgestellt, das planlose Rumgespiele kostet zuviel Kraft und deswegen stimmt das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag nicht. Hinzu kommt noch das niveaulose Rumgebrülle, das verbale Nachtreten gegenüber Spielern ( Doyle) und sein öffentliches Auftreten im Allgemeinen. Die schlechte Chancenverwertung war auch schon in Stuttgart ein Thema und genauso ist es nun so beim HSV. Man konnte es also alles schon vorher wissen und viele Leute haben ja auch hier im Blog frühzeitig genau darauf hingewiesen. Boldt und Mutzel werden aber noch länger an diesem Trainer festhalten, weil er vermutlich die letzte Patrone im Magazin ist.

  3. Calcetin 15. Januar 2022 um 17:54 Uhr

    Meine kleine Firma hat 2020 9000 Euro Überbrückungshilfe bekommen. Wenn ich den damaligen Bundesfinanzminister richtig verstanden habe, muss man das nicht zurück zahlen. Jetzt müssen wir 6300 Euro zurück zahlen, weil wir nicht genug Verlust gemacht haben.
    Warum – zum Teufel – habe ich keinen Fußballverein?

    • ottensener 15. Januar 2022 um 19:43 Uhr

      Mit Herrn Dressel bekannt zu sein, könnte schon reichen! 😉

  4. Maddin 15. Januar 2022 um 21:35 Uhr

    Keine Panik, der Senat bringt schon die nächste Corona -Sport-Hilfe auf den Weg.
    900.000 für den HSV
    90.000 für St.Pauli
    10.000 für die restlichen 998 Sportvereine
    😁😁😁
    Und der OB ist ja auch gerade grosszügig beim Steuergelder verschenken.

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