Hurra, da isser ja wieder. Kernbeißer KlauMi war das selbst-auferlegte HSV-Schweigegelübde und das damit verbundene Volkspark-Asyl dann auf Dauer doch zu langweilig und er spendet der dankbaren Stadt Hamburg ein erneutes Jahr „Volksparkstadion“, leider wieder nur für € 3 Mio. (wenn die denn überhaupt stimmen) und leider wieder nur für ein Jahr. Natürlich könnte, nein müsste man fragen, warum denn ausgerechnete zu diesem Zeitpunkt, an dem der Verein erneut dabei ist, trotz Monster-Etat seine Saisonziele zu verspielen und man könnte, nein müsste fragen, warum denn wieder nur für ein Jahr, aber diese Fragen werden in Hamburg von der Armee der speichelleckenden und subventionierten Hofberichterstatter traditionell nicht gestellt. Es möchte doch niemand, dass das fragile Gerüst der Maltafuß-Fraktion mal wieder am übergroßen Druck der Medienstadt Hamburg zerbricht, gell? 

Es waren spektakuläre Nachrichten, die der HSV am Donnerstagmorgen verkünden konnte. Vorstand Thomas Wüstefeld hat sich mit der Kühne Holding AG, die von Investor Klaus-Michael Kühne kontrolliert wird, auf einen erneuten Kauf des Stadionnamens geeinigt. Die Spielstätte des Zweitligaclubs wird aber weiterhin Volksparkstadion heißen. Der Vertrag ist zunächst bis Sommer 2023 befristet und ist nach Abendblatt-Informationen mit rund drei Millionen Euro dotiert. (Quelle: Auftragsblatt)

Gepriesen sei Allah, denn er ist allmächtig. Das alles ist derart spektakulär und war so unendlich unerwartet, dass man spontan in Tränen ausbrechen müsste, wäre dieses Manöver nicht ebenso durchschaubar wie die PR-geschwängerten gegenseitigen Respektsbekundungen der handelnden Personen. 

„Ich freue mich sehr und empfinde das als ein starkes Zeichen für unsere Tradition und als Bekenntnis zu unserem eingeschlagenen Weg“, sagte Wüstefeld.

Welcher Weg war des nochmal genau? Ach, jetzt erinnere ich mich. Keine Aufstiegs- oder Säulenspieler mehr, sondern britische (Doyle, Amaechi, Jimmy Summerville) Nachhaltigkeit. Seriöses Arbeiten („„Stellenabbau ist in meinen Augen ein Mittel aus den 80er Jahren“) und eine spektakuläre Mischung aus „Entwicklung“ und „Ausbildung“, ich habe mich eingenässt. Wie immer dreht der getriebene HSV sein Fähnchen schneller in den Wind als Münchhausen Scholz „Jura“ sagen kann und wie immer ist all dies nichts anderes als eine PR-Nebelkerze.

„Mit Thomas Wüstefeld hat ein Mann die Führung der HSV Fußball AG übernommen, der mit ebenso viel Umsicht wie Tatendrang zu Werke geht. Das eröffnet unserem HSV ganz neue Perspektiven. Schwung im Management sollte auch der Mannschaft mehr Elan und Qualität verleihen“, erklärte Kühne.

Aber genau! Woran erfahrene Bundesliga-Manager gescheitert sind, wird nun Dr. Mabuse-WüsteSAN mit „Umsicht und Tatendrang“ schaffen, wer würde das nicht glauben. Und all das hat nichts damit zu tun, dass man sich gegenseitig AG-Anteile zugeschanzt bzw. umverteilt hat. Nein, natürlich nicht. Kühne schätzt naturgemäß dubiose Persönlichkeiten, lag er doch weiland auch mit Semi-Kriminellen wie Calmund und Struth im Kreuzfahrt-Kabinenbettchen. Da ich diesen Verein nun seit mehr als 45 Jahren kenne und nicht per Chefredaktionsorder gezwungen bin, jeden PR-Dreck zu fressen und zu verbreiten, hätte ich da doch noch mal die eine oder andere Frage. 

Warum jetzt, Herr Kühne? Warum zu einem Zeitpunkt, an dem der Verein erkennbar abkackt? In der Vergangenheit haben sie den Stab zu Zeitpunkten gebrochen, an denen man noch um den Zugang zur Europa League mitspielte und jetzt plötzlich macht sie die alleinige Existenz eines Pillendrehers glücklich? 

Herr Kühne, wo waren sie eigentlich, als der Verein aus purer Geldnot sein Stadiongelände verkaufen musste? Wo waren sie, als ihr Lieblingsspielzeug den Staat und den Steuerzahler um Corona-Millionen bescheißen musste? 

Nun, ich kann es ihnen erklären, sie haben dabei zugesehen. Sie haben mit Genuß beobachtet, wie dieser Verein systematisch ausgeblutet ist und abgewrackt wurde. Und dann, als nichts mehr da war, haben sie einige ihrer Anteile vollkommen zufällig an einen bis dato vollkommen unbekannenten Immobilien-Hai und Produzenten von zweifelhaften „Wirkstoffen“ aus Göttingen übergeben (ich schreibe absichtlich nicht verkauft). Dieser Vogel wurde dann nur wenige Tage später in den Aufsichtsrat bestellt (warum eigentlich die anderen Anteilseigner nicht?), wurde wieder wenige Tage später dessen Vorsitzender (Wahnsinn!!) und weitere wenige Wochen später schnappte sich jemand, der das Geschäft eines professionellen Fußballvereins bis hierhin nur von seinem Business-Seat und aus der Mopo kannte, den Job als Vorstandsmitglied. Und nicht ein einziges Medium stellte die Frage, wie das denn gehen konnte. 

Und nun, Herr Kühne, gehört ihnen dieser Verein, obwohl sie nicht einmal eine Aktienmehrheit besitzen. Sie haben mit Mabuse-WüsteSAN ihren Vorstand, mit Boldt einen käuflichen Jünger dazu. Sie haben mit Jansen ihre Marionette im e.V. und mit Frömming und weiteren den Aufsichtsrat unter Vertrag. Kompliment, das war clever. Einfach ein paar Monate so tun, als würde einen der ganze Bums nicht mehr interessieren, tatsächlich jedoch die Schachfiguren in Position schieben. Und alle spielen mit, allen voran das peinliche Auftragsblatt. Natürlich kommt jetzt von den immer gleichen Schwachmaten die Frage nach dem Warum, doch diese ist eigentlich leicht zu beantworten: Weil sie es können und weil es ihnen Spaß macht. 

Herr Kühne, sie werden im Juni 85 Jahre alt und sind nicht wirklich gesund. Sie wissen genau, dass es ihnen zu Lebzeiten nicht vergönnt sein wird, beim HSV so etwas wie sportlichen Erfolg zu erleben. Warum also diese Moves? Weil es ihnen Spaß macht, der HSV ist ihr ganz persönliches Spielzeug. Das kann man benutzen, wann man will. Damit kann man sich profilieren (bei der Stadt Hamburg z.B.), wann man will und man kann drauftreten und es aus dem Fenster werfen, wenn man will. Das Geld, welches sie bisher in den Verein investiert haben, ist für normale Menschen wie mich eine unfassbare Summe, für sie sind das Trinkgelder. Spielgeld, mit dem sie jonglieren, wenn ihnen danach ist. Und natürlich schmeichelt es ihrem Ego, wenn sie nach dem nächsten Schwachsinns-Stunt oder der nächsten Spende erneut von Journalisten angerufen werden, wenn sie der Bürgermeister aus purer Dankbarkeit kontaktiert. 

Ich hatte vor einigen Tagen geschrieben, dass der Verein so tot ist, dass er inzwischen komplett abhängig ist. Von der Stadt Hamburg, von den Medien und von ihnen und ich hatte Recht. Sie sitzen warm in Schindeleggi oder auf Mallorca und lachen sich eines ins Fäustchen, wenn ihre Schachzüge aufgegangen sind, der Verein aber ist am Ende. Durch sie und wegen ihnen. Weil sie ihn als Gummi-Ente benutzen, weil sie es können. Danke für weniger als nichts, Herr Kühne. Doch warum klappt das immer wieder? Warum lassen sich immer noch so viele für dumm verkaufen? Nun, die Einen sind schlicht und ergreifend zu seicht, um sich all diese Dinge in ihrer Laubensiedlung vorstellen zu können, die Anderen sind zu abgefuckt und zu gekauft, um rechtzeitig den Mund aufzumachen. Nur deshalb war ein Jansen möglich, ein Schnarchow, ein Ertel, ein Erhardt, ein Bruchhagen und Dutzende andere. 

Wie hieß es doch so „schön“? Das größte Kapital des HSV ist die Dummheit seiner Fans. Und wo wir schon beim Thema sind – findet eigentlich niemand dieses Trommelfeuer der Jubelmeldungen seltsam, mit dem die Hohlhüpfer gerade selig gestimmt werden und welches von der Abteilung Hofbericht begierig unters Volk gestreut wird? Man ist pleite, man hat alles Tafelsilber in den Sand gesetzt, man verliert die sportlichen Ziele mehr und mehr aus den Augen, die Zuschauer laufen einem davon. Dann ist es höchste Zeit, mit sogenannten „guten Nachrichten“ zu punkten, die in Wirklichkeit zu 90% aus Blendgranaten bestehen. Und was passiert, wenn man sein gesamtes PR-Pulver verschossen hat und unter dem geschmolzenen Schnee die Scheiße überdeutlich sichtbar wird? Ach egal, dann hat man in jedem Fall wieder ein paar Wochen gewonnen und die gut dotierten Jobs erhalten. 

„Ich finanziere nur van der Vaart, sonst keinen. Auch keinen Christian Eriksen. van der Vaart oder nichts, könnt ihr euch aussuchen. Warum? Weil meine Frau Sylvie so cool findet“ (Kommentar: Das war der Anfang vom Ende!)

„Wenn ihr wollt, dass ich den Transfer von Andre Hahn finanziere, verlängert zuvor den Vertrag mit Bobby Wood und verdreifacht dessen Gehalt“.

„Wenn ihr wollt, dass ich euch ein weiteres Jahr das Volksparkstadion schenke, sorgt dafür, dass meine Marionette Nr. 1, Präsident Pinselreiniger, erneut zum e.V.-Präsidenten gewählt wird (Beirat: Check!) und dass meine Marionette Nr. 2, Dr. Mabuse-WüsteSAN, als starker Mann in den Vorstand durchgereicht wird (Aufsichtsrat: Check!)“ 

Cheers.

P.S. Ich wollte, es wäre so, aber dies ist leider alles andere als ein April-Scherz.