Zuerst einmal: Kontinuität ist grundsätzlich eine gute Sache, alle Vereine, die langfristigen Erfolg hatten, haben dies einer kontinuierlichen und systematischen Aufbauarbeit zu verdanken. Aber, natürlich kommt das aber, Kontinuität sollte man dann aktiv betreiben, wenn man Erfolg hat bzw. erfolgreich arbeitet und eben nicht, wenn man die schlechteste Saison in der Geschichte des Vereins gespielt hat, obwohl man nicht übermäßig von langfristigen Verletzungssorgen geplagt wurde und dabei noch in diversen Spielen ausgesprochenes Schiedsrichter-Glück hatte, ansonsten wäre die Bilanz noch verheerender. Der HSV aber macht im Moment das genaue Gegenteil vom Ramsch-Motto „Alles muss raus“, er verfährt nach der Devise „Alles muss drin bleiben“, ob es nun Sinn macht oder nicht. Dem wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein gewisser Zwang zugrunde liegen. 

Denn natürlich ist es grundsätzlich so, dass einen die (vorzeitige) Verlängerung mit Spielern, die man bereits unter Vertrag hatte, günstiger kommt als  Kauf-Transfers, bei denen nicht nur die Ablösesumme, sondern auch noch das satte Beraterhonorar gelöhnt werden muss. Wer allerdings glaubt, dass Vertragsverlängerungen umsonst sind, sollte weiterhin „TschüssVollspack“ lesen. Grundsätzlich gibt es für einen Spieler zwei Gründe, bei seinem aktuellen Verein zu verlängern.

a. Er bekommt für die Vertragsverlängerung eine deutliche Gehaltsaufbesserung

b. Er hat keine Möglichkeiten zur sportlichen Veränderung/Verbesserung und ist froh, dass er weiterhin leichtes Geld verdienen kann. 

Zu Erinnerung: Wir reden hier von professionellen Berufsfußballer. Das, was für uns Sport ist, ist deren Beruf. Und besonders in einem Beruf, der von extrem begrenzter Zeitdauer geprägt ist, zählt in allererster Linie die Bezahlung. Das mag dem einen oder anderen Traditions-Anhänger noch nicht klar geworden sein, aber es ist Tatsache. Insofern kann man das über Haussender oder Hofberichterstatter gestreute weinerlichen Lippenbekenntnis wie das von Herr Wagnermann in dieser Woche getrost in die Tonne treten, der Mann möchte/muss Geld verdienen und wenn er außerhalb Hamburgs mehr verdienen kann, wird er gehen. Sofort. Insofern kann man bei all den aktuellen Vertragsverlängerungen davon ausgehen, dass der jeweilige Spieler entweder keine sportliche Alternative hatte oder ihm sein Bleiben mit einer satten Gehaltsaufbesserung versüßt wurde. Diese Aktionen jetzt der Expertise den Herren Butzel und Moldt zuschreiben zu wollen grenzt inzwischen schon an schwere Debilität.

Aber nochmal: Der HSV verlängert gerade mit großen Teilen eines sportlich nicht erfolgreichen Kaders und schmeißt dafür all das Geld in den Ring, welches man gerade von Hansemerkur und Kühne geschenkt bekommt. Dies hat vor allem für die sportlich Verantwortlichen einen Riesenvorteil: Man muss keine auf- und zeitraubenden Transfergespräche mit anderen Spielern und deren Beratern führen und man kann sich das nervige Scouting sparen. Einfach schnell die bestehenden Verträge aufbessern und verlängern und Ratz-Fatz zurück ins heimatliche Bettchen nach Düsseldorf. Aber ich bin ungerecht, denn bei aller Kritik ist den Herren aus der Eierkneter- und Heimschläferabteilung ein echter Coup gelungen. 

Und entgegen vieler Meinungen hier im Forum bin ich mir sicher, dass Rohr im gesunden Zustand definitiv eine Verstärkung sein wird. Seine Dynamik, seine Vielseitigkeit und seine Ballfertigkeit sind Attribute, die  nicht allzu viele Spieler so vereinen. Alles wie gesagt noch auf dem Level des Beginners – aber eben mit dem Potenzial, sich schnell und deutlich steigern zu können. (Münchhausen Scholz)

Kurz zur Erinnerung: Der Mann hat in dieser Saison immerhin 6 Zweitliga-Einsätze mit 146 Minuten Spielzeit (24 Minuten pro Spiel) und in der Saison davor drei Spiele in der Regionalliga Nord mit 270 Minuten Spielzeit auf dem Buckel und wird am 27. Juni 27 Jahre alt. Ich frage mich ja an solchen Stellen immer wieder, was man wohl als Journalist/Blogger bekommen kann, wenn man eine solche gequirlte Scheiße unters Volk mischt. Man kann ja von mir aus gern behaupten, dass der Spieler in dem einen oder anderen Spiel den Kader erweitern kann, ihn aber als eine Art Matthias Sammer der Neuzeit zu positionieren, ist einfach nur dümmlich und peinlich oder eben bezahlt. 

Den Hohlhüpfern ist all das natürlich wie immer immer egal, sie feiern, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie gewünscht. Ganze 24.000 Tickets wurden für ein Spiel abgesetzt, welches als „Das Alles-oder-Nichts-Spiel “ oder „Die Mutter aller Spiele“ ausgelobt wurde, also quasi die Wiederholung des Spiels gegen Juve 2000. Ebenso egal ist den gleichen Trotteln, aber auch den gleichen Journalisten-Simulanten, die eben genau diesen Sachverhalt in den letzten Jahren verteufelten wie das Weihwasser, das erneute Engagement von „Gönner“ KlauMi Kühne. War man doch die letzten Monate froh, dass man die launige Sprüche des greisen Kernbeißers nicht mehr kommentieren musste und dass man der Öffentlichkeit eine Entwicklung hin zu mehr Unabhängigkeit verkaufen konnte, so wird all dies natürlich unmittelbar vergessen und das genaue Gegenteil wird bejubelt und gefeiert. War Kühne gestern noch der Belzebub, so ist er plötzlich wieder der generöse Gönner mit einem blau-schwarz-weißen Herzen aus zusammengerollten Euro-Scheinen. So geht das, wenn man keinen Charakter, keine Moral und kein Gewissen hat oder wenn man einfach so dämlich ist, dass einen nicht mal mehr die Schweine beißen, aus Angst sich anstecken zu können. 

Cheers.