Lasst uns doch spaßeshalber einmal durchspielen – was müsste eigentlich passieren, damit Tim Walter seinen Job behalten könnte. Ich meine länger als über diese Saison hinaus. Dazu muss man verstehen, dass das ursprüngliche Ziel vor der aktuellen Saison selbstverständlich der Aufstieg in die Bundesliga war, anders sind einer der drei höchsten Etats und mehr als 300 Mitarbeiter gar nicht zu verargumentieren. Das Gefasel von „Entwicklung“ und „Ausbildung“ kam doch erst ins Gespräch, als man merkte, dass es mit der Rückkehr ins Oberhaus eventuell nichts werden könnte. Also, was müsste passieren? Gehen wir einmal vom wahrscheinlichsten Szenario aus und man verpasst den Aufstieg erneut, dann ist Walters Mission gescheitert. Daran ändern auch die Legenden von der jüngsten Mannschaft des Planetens oder das Entwicklungsmärchen nichts, er hat seinen Auftrag nicht erfüllt. Gut, man könnte nur argumentieren, dass man einen Aufstieg eben nicht zu 100% durchplanen könnte, aber man kann zumindest erkennen, dass sich die gesamte Mannschaft auf der einen, aber auch eine Vielzahl von Spieler zum anderen unter der Anleitung des Übungsleiters signifikant verbessert hätten. Unglücklicherweise ist dem nicht so, denn der KSV erlebt auch unter diesem Trainer seinen traditionellen Rückrunden-Einbruch, hoffnungsvolle Spieler wie Alidou wurden eher schlechter als besser oder stagnierten in ihren Leistungen, während andere Talente wie Doyle erneut nicht integriert werden konnten. Spricht also irgendetwas für Walter, außer dem Verteidigungs-Gebrabbel von der Entwicklung? Nichts.

Anderes Szenario, der KSV steigt doch noch auf. Könnte man dann sagen, der Trainer war es, der dies möglich gemacht hat? Natürlich werden einige versuchen, so zu argumentieren, besonders natürlich sein Fürsprecher und Zellengenosse Judas Boldt. Aber würde dies an den zuvor beschriebenen Parametern überhaupt etwas ändern? Sicher, der sportliche Stellenwert wäre ein anderer, aber weder hätte sich die Mannschaft entwickelt, noch hätte der Trainer Spieler besser gemacht noch hätte er einen Plan B ersonnen, der aber für die Existenz in der Bundesliga zwingend erforderlich wäre, wie das Spiel gegen den SC Freiburg eindrucksvoll gezeigt hat. Walter aber beharrt auf seinem Sparkassen-Tiki-Taka und jeder, der unfallfrei bist 7 zählen kann, weiß, was das in der Bundesliga bedeuten würde. Würde es also Sinn machen, mit einem beratungsresistenten Übungsleiter weiterzumachen, um sich dann in der nächsten Saison eine Klatsche nach der anderen abzuholen. Zumal man das knappe Geld für notwendige Verpflichtungen bereits verknallt hat und mit 90% des aktuellen Kaders antreten müsste. Nö, das macht auch wenig Sinn, aber es gibt noch einen Punkt, der zu beachten ist.

Betrachtet man den Hamburger Blätterwald in diesen Tagen und Wochen, so ist nicht zu übersehen, dass sich sogar die Lutscher vom Auftragsblatt auf Tim Walter eingeschossen haben, aber auch Heimschläfer Boldt bekommt täglich mehr Feuer und wird hinterfragt, zumal der Arroganzler sein Schicksal mit dem des seichten Tims zwingend verknüpft hat. Nun die Frage: Wie oft hat man es in der Geschichte des Fußballs erlebt, dass jemand (Trainer, Vorstand, Sportdirektor etc.) seinen Kopf mittelfristig aus der Schlinge ziehen konnte, wenn sich die Terrier erst einmal an seinen Waden festgebissen hatten. Richtig, nie. Es gibt kein Entrinnen aus dieser Situation und eigentlich weiß das auch jeder. Jetzt gilt es nur noch, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und rechtzeitig Gespräche mit potenziellen Nachfolgern zu führen, damit man am Tag der Demission nicht mit runtergelassener Hose erwischt wird. Denn was man zusätzlich nicht außer acht lassen darf, sind die persönlichen Befindlichkeiten derer, die am Ende diese Entscheidungen treffen und erklären müssen. Weder Dr. Mabuse-WüsteSan, angetreten als der knallharte Sanierer, der dann doch nicht saniert, noch der buchbare Präsident Pinselreiniger möchten sich eine zögerliche und zu spät erfolgte Reaktion nachsagen lassen, das passt nicht ins eigene Weltbild der selbstenannten Macher.

Einsprüche?

 

P.S. Als kleines Goodie und um den Schmerz ein wenig zu lindern, ein aktuelles Foto des 23-jährigen Herrn Daffeh, ganz speziell für unseren treuen Mitleser Hirnlosen. Du kannst es dir ausschneiden und übers Bett hängen. Da nich für!