…und bemerken es nicht. Oder sie bemerken es sehr wohl, ignorieren es aber und verkaufen das eigene Scheitern als einen Topf voller Goldmünzen. Was ich meine? Jedes verdammte Jahr wieder (und nicht nur an jedem verdammten Sonntag) werden beim KSV die Juwelen der Saison gekürt, die in naher Zukunft als die Diamanten des Weltfußballs den Verein nicht nur sanieren, sondern auf Dauer in Dortmunder Sphären teleportieren werden. Gern und mit großer Freude zähle ich noch einmal die Namen der Edelsteine aus St.Ellingen auf, die im Laufe der Jahre durch Atom-Experten wie Zauderschlumpf Düdü Beiersdorfer, Knäbel-Peter,  „KSV-Juwelier“ Bernhard Peters, „Perlentaucher“ Mutzelbacher oder Heimschläfer Judas Boldt nach intensivstem Youtube-Scouting und knallharten Verhandlungen in den Volkspark gelockt und dort von den besten Übungsleitern des Planeten jeden Tag ein wenig besser gemacht wurden. Als da wären…

Christian Nörgaard, Philip Müller, Gideon Jung, Matthias Ostrzolek, Batuhan Altintas, Andreas Hirzel, Douglas Santos, Dren Feka, Finn Porath, Michael Gregoritsch, Tom Mickel, Bakary Daffeh, Frank Ronstadt, Mats Köhlert, Arianiut Ferati, Luca Waldschmidtt, Alen Halilovic, Tatsuya Ito, Vasilije Janjicic, Rick(man) van Drongelen, Julian Pollersbeck, Stephan Ambrosius,  Moritz-Broni Kwarteng, Jonas David, Matti Steinmann, Patrick Pfeiffer, Aaron Opoku, Josha Wagnermann, Jan Gyamerah, Marco Drawz, Tobias Knost, Morten Behrens, David Bates, Manuel Wintzheimer, Berkay Özcan, Khaled Narey, Jeremy Dudziak, Xavier Amaechi, David Kinsombi, Ogechika Heil, Faride Alidou, Robin Meißner. 

Diese 43 Spieler sind allesamt im Alter von 23 oder jünger zum KSV transferiert oder aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen worden. Von jedem einzelnen war in den Gazetten der hiesigen Hofberichterstatter-Presse zu lesen, dass man einen zukünftigen Weltstar an der Angel hatte, dass sich zahllose Klubs aus Spanien, Italien und dem Senegal für ihn interessiert hatten und dass es den Zauberern von der Sylvesterallee durch übermenschliche Anstrengungen gelungen war, den Jungen von einem Engagement beim KSV zu überzeugen, wo er in der 5-Sterne-Kaderschmiede den letzten Schliff erhalten würde. Dann, nach dem kurzfristigen Durchbruch im Profibereich würde man jeden einzelnen von ihnen wahlweise zu Gold oder zu Geld machen, das sei das KSV-Geschäftsmodell der Zukunft. Nun, jeder, der sich einige Zeit mit diesem Verein beschäftigt, weiß genau, was mit jedem einzelnen dieser Juwelen passiert ist oder passieren wird. Man könnte es auch anders ausdrücken: Fast 40-mal in den Topf mit Scheiße gegriffen. Der letzte Sportchef, der tatsächlich einige Spieler für kleines Geld holen und für großes Geld verkaufen konnte, war Frank Arnesen. Der Rest war und ist qualitatives Fallobst. 

Aber natürlich können wir gern mal schauen, welche Spieler denn tatsächlich im Laufe der Jahre mit Gewinn veräußert werden konnten.

Amadou Onana, Bercay Özcan (Gewinn: € 1 Mio.), Fiete Arp, Tatsuya Ito (Gewinn: € 1,5 Mio.), Luca Waldschmidt (Wurde für € 5 Mio. nach Freiburg verkauft und ging 2 Jahre später für € 15 Mio. zu Benfica), Douglas Santos, Michael Gregoritsch. Das war’s auch schon. Wobei man sagen muss, dass der KSV bei den Verkäufen der Spieler Waldschmidt und Gregoritsch noch in der Bundesliga spielte.

Bedeutet: Man holte knapp 45 Wahnsinns-Talente nach Hamburg und machte mit gerade 7 von ihnen mehr oder weniger (Transfer)-Gewinn. Wenn dies das Geschäftsmodell eines Vereins sein soll, dann ist dies eine Bilanz aus der Hölle. Aber die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Nach Medienberichten haben die Spieler David und Ambrosius ihre Berater gebeten, neue Verein für sie zu finden, weil sie für sich und ihre Karriere in Hamburg keine Zukunft mehr sehen. Wer hätte das gedacht, ausgerechnet die Raketen David und Ambrosius, von denen man in Hamburg noch vor weniger als einem Jahr behauptete, sie alllein würden den Schuldenstand des fast-insolventen Geldverbrenner-Klubs tilgen. Nun haben sie die Faxen dicke und wollen so schnell wie möglich weg. Was das bei Rest-Vertragslaufzeiten von einem Jahr bedeutet, kann sich wohl jeder vorstellen.

Man kann jetzt schon die Uhr danach stellen, was in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit mit Aktuell-Juwelen wie Vuskovic, Muheim, Wagnermann, Reis oder Suhonen passieren wird. Wir könnten natürlich auch noch kurz auf die überaus erfolgreichen Leihgeschäfte der letzten Jahre eingehen, einfach nur, weil’s Spaß macht. 

Tommy Doyle, Giorgi Chevardnaze, Mikkel Kaufmann, Martin Harnik, Hee-Chan Hwang, Leo Lacroix, Bercay Özcan, Orel Mangala, Adrian Fein, Luis Schaub, Jordan Breyer.  Dem gegenüber steht mit Joel Pohjanpalo genau ein Leihspieler, der komplett überzeugte. Aus all diesen Fakten resultiert das generelle Hauptproblem des Vereins, man muss in Zukunft auf Nachwuchsspieler bauen. Für Tranfers hat man kein Geld mehr (spätestens nach Vuskovic und Muheim) und ablösefreie Spieler mit Perspektive gehen zu Vereine mit mehr Aussicht auf sportlichen Erfolg. Nur – wie will man mit der oben geschilderten und bewiesenen Bilanz jemals unter diesen Bedingungen auf einen grünen Zweig kommen? 

Fazit: Die Transferbilanz des KSV, auch und besonders unter den Herren Boldt und Mutzel, ist ein Desaster, welches durch die Bilanz der Leihspieler noch unterstrichen wird. Mit diesem Arbeitsnachweis der letzten Jahren kann und darf es für diesen beiden Versager genauso wenig eine Zukunft geben wie für Grinsebart Walter. Wer vor dem Hintergrund dieser katastrophalen Bilanz immer noch nach „Kontinuität“ kreischt, hat den Schuss nicht gehört und macht sich am weiteren Verfall des Vereins maximal mitschuldig. Dabei kann ich teilweise sogar Verständnis dafür aufbringen, wenn man einigen Hoffnungsträgern Zeit einräumen möchte, doch am Ende des Tages stehen Resultate und Profifußball ist kein Dönerteller, sondern knallhartes Geschäft, in dem man Ergebnisse vorzuweisen hat. Nicht umsonst verdienen die Leute dort ein Höllengeld. Wundermann Hrubesch ist nun seit 2 Jahren als Direktor Entwicklung tätig, davor trieb KSV-Juwelier Bernhard Peters von August 2014 bis Oktober 2018 sein Unwesen, das sind 8 Jahre! In diesen 8 Jahren hat der KSV mehrfach gegen den Abstieg gespielt (Relegation), ist abgestiegen und mindestens dreimal nicht wieder aufgestiegen. Transfer-Erfolge aus dem Nachwuchsbereich? Null! Spieler, die zu Zeiten von Peters 18 Jahre alt waren, sind inzwischen 26 und in den Tiefen der Regionalligen abgetaucht. Wenn man daran denkt, dass der KSV jedes Jahr bis zu € 8 Mio. in diesem Bereich investiert hat, kann man sich ausrechnen, was passieren müsste, damit sich dieser Bereich des Vereins auch nur amortisieren kann. Von Gewinnen ganz zu schweigen.