Hach, das sieht aber gar nicht gut aus für „unseren“ KSV 😀 Zum vierten Mal in Folge den Wiederaufstieg (kann man es nach 4 Jahren eigentlich noch Wiederaufstieg nennen?) verkackt, keine Ahnung, wer in der nächsten Saison überhaupt noch für den KSV kickt, offener Krieg im Vorstand, Schein-Burgfrieden durch Präsident Pinselreiniger, zweckentfremdete Staatsgelder und eine Renovierung von inzwischen mehr als € 30 Mio. vor der Brust. Von der Rückzahlung der zweiten Fan-Anleihe (€ 17,5 Mio.) mal ganz zu schweigen. Und das alles nur, weil man zu dämlich war, einen 1:0 Auswärtssieg in Berlin im eigenen Stadion nach Haus zu fahren, der schmerzt extrem. Denn man kann sicher sein, dass im Falle des Aufstiegs 95% der existierenden Probleme entweder gar nicht erwähnt oder aber elegant wegmoderiert worden wären. So aber taucht nun, für die Dümmsten der Dummen komplett überraschend, die Scheiße unter dem Schnee auf und aus dem selbsternannten Aufstiegsfavoriten wird binnen kürzester Zeit ein Verein unmittelbar vor dem endgültigen Kollaps. Göttlich. 

Gucken wir uns die Baustellen einmal kurz an, denn „Eigentlich wollte ich heute keinen Blog schreiben“ (Münchhausen). Als da wären…

Die Mannschaft

Stand jetzt sind Alidou (Frankfurt, Markwert: € 1,5 Mio.) und Wintzheimer (Nürnberg, € 1 Mio.) bereits verschwunden, natürlich ablösefrei. Sicher gehen sollen noch Gyamerah (Vertrag ausgelaufen, € 900.000), sowie die Leihspieler Kaufmann und Chevadnatze. Gehen wollen anscheinend Ambrosius (Vertrag bis 2024, € 1,5 Mio.), David (Vertrag bis 2024, € 1 Mio.) Umworben ist anscheinend Glatzel (Austiegsklausel unter € 2 Mio.), keine Angebote gibt es für Spieler, die man gern abgeben möchte (Wagnermann, € 3 Mio. / Kittel, € 2,4 Mio. / Kinsombi, € 1,2 Mio.). Auf der anderen Seite hat der Herr der 1.000 Ideen bisher knapp € 5 Mio. für den Kauf der Leihspieler Vuskovic und Muheim verknallt, ansonsten steht auf der Seite der Zugänge für die nächste Spielzeit eine große 0 und das immerhin 2 1/2 Wochen nach dem letzten Spieltag und 8 Tage nach dem Relegationsrückspiel. Während der Rest der Liga die besten ablösefreien Spieler und die günstigsten Nachwuchstalente abgrast, freut sich der KSV auf die Rückkehr der verliehenen Spieler Amaechi (Vertrag bis  2023, Marktwert inzwischen bei € 600.000), Opoku (Vertrag bis  2024, € 600.000), Heil (Vertrag bis 2024, Marktwert: € 250.000) und Meißner (Vertrag bis 2024, Marktwert: € 400.000). Nimmt man alle Daten und Fakten zusammen, muss man feststellen: Der KSV ist sowas von gekniffen. 

Denn man muss nur einfach mal so ehrlich sein und die Daten zusammenfassen. € 5 Mio. für zwei Leihspieler stehen in keinem Verhältnis zu dem, was man für die Spieler, die man loswerden will bzw. die gehen wollen, erlösen kann. Hinzu kommt die langfristige Verletzung von Daffeh, der ungeklärte Zustand des Kreuzband-Patienten Leibold, ein adäquater Ersatz für Sommerfußballer Kittel, ein neuer Mittelstürmer, der 20+ Tore garantiert und und und. Am Ende wird es auf ablösefreie Spieler hinauslaufen, die eine Klasse schlechter sind als Meffert und Schonlau und auf Leihspieler, mit denen der Verein in den letzten Jahren exzellente Erfahrungen gemacht hat. Es stimmt, eine Saisonplanung wird nicht einfacher, wenn man nicht weiß, in welcher Liga man spielt, aber auch deshalb bekommen Vögel wie Boldt und Mutzel mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr, um nämlich für beide Fälle gewappnet zu sein. Sind sie offenbar nicht und bis heute weiß Judas nicht einmal, mit welchem Etat er rechnen kann, die kleine Rache von Dr. Mabuse-Wüstenschiff für das durchsichtige Durchstecken an Bild und Auftragsblatt. 

Das Stadion

Im Jahr 2024 findet in Deutschland eine Fußball-EM statt und der Stadt Hamburg wurden von der UEFA insgesamt 5 Spiele zugesprochen. Was diese Entscheidung an Image und Tourismus-Einnahmen für die Stadt bedeuten würde, sollte jedem klar sein. Voraussetzung der UEFA war jedoch eine umfassende Sanierung des Stadions an der Müllverbrennungsanlage, um dies zu finanzieren, verkaufte der KSV sein gesamtes Vereinsgelände für € 23,5 Mio. an die Stadt Hamburg. Nimmt man alle zur Verfügung stehenden Fakten zusammen, war das Geld des Steuerzahlers zweckgebunden. Heute nun weiß man, dass so gut wie alles verbrannt wurde. Verbrannt an Vorstände wie Boldt und Wettstein, die ihr Gehalt nicht wert waren und die (Wettstein) sogar mit Abfindung durch die Hintertür verschwinden durften. Verbrannt für Spieler und Trainer, die die Saisonziele nicht erreichen konnten, verbrannt für Zahlungen an Berater und vereinsinterne Abgreifer. Ebenfalls verbrannt wurden mehr als € 10 Mio. sogenannte „Corona-Hilfe“, ebenfalls Steuergelder. Stand heute gilt nun:

Oder auch nicht! Denn nun droht der Super-GAU. Verliert Hamburg die EM 2024?

Die Gefahr ist groß! Denn der Klub braucht für Sanierungs- sowie Instandhaltungsarbeiten, die die UEFA als Grundbedingung für die Austragung fordert, sehr viel mehr Geld als gedacht. Beim HSV wird aktuell fieberhaft gerechnet, Finanzierungsmodelle geprüft, um das Unglück noch abzuwenden. Von den 23,5 Mio. Euro, die sich die Stadt das Stadiongelände im September 2020 kosten ließ – das Geld sollte für die Modernisierung der Arena genutzt werden – ist mittlerweile kaum noch etwas übrig geblieben. Besonders die fehlenden Einnahmen aus zwei Corona-Spielzeiten sollen einen Großteil aufgefressen haben. Dazu kommen die in der Zwischenzeit extrem gestiegenen Rohstoff- und Bau-Kosten. Auf rund 35 Mio. Euro sollen sich der Preis besonders für die Erneuerung der Dach-Membran, sanitären Anlangen, Trainerbänke, Anzeigetafeln, Zuwege sowie das Aufrüsten der VIP-Bereiche inklusive des Einbaues einer Klima-Anlage belaufen. (Quelle: Bild.de)

Und es kommt noch bitterer für den HSV: Wie das Abendblatt erfuhr, wird die Sanierung deutlich teurer als gedacht. Auch wenn die genaue Summe noch nicht feststeht: Wegen der gestiegenen Rohstoffpreise und Baukosten ist schon jetzt klar, dass die ursprüngliche Kalkulation von Ausgaben zwischen 20 und 30 Millionen Euro nicht mehr zu halten ist. Für die Sanierung muss der HSV nun frisches Kapital auftreiben (Quelle: Auftragsblatt)

So eine Überraschung, oder? Lasst uns doch mal überlegen, was den Granden im Verein seit Monaten/Jahren bekannt war und ist.

  1. Man kennt die eigenen laufenden Kosten/Verbindlichkeiten
  2. Man kennt die eigene Anzahl der festangestellten Mitarbeiter sowie den Etat der Mannschaft
  3. Man weiß, dass man das Stadion sanieren/renovieren muss
  4. Man weiß inzwischen, dass es Covid-19 gibt

Wie zur fickenden Hölle kann man nun so tun, als sei man überrascht worden? Warum hat man nicht die eigenen Planungen an diese bekannten Fakten angepasst, um nicht erneut in Teufels finanzieller Küche zu landen? Ganz einfach, weil man es nicht kann und vor allem nicht will. Im Volkspark wird grundsätzlich von der Hand in den Mund gelebt, das Lieblingsmotto lautet: „Nach mir die Sintflut“. Als verantwortlicher Vorstand kann man von sich aus kündigen oder sich mit Abfindung feuern lassen, wenn der Boden zu heiß wird, als Aufsichtsrat kann man von einem Tag auf den anderen zurücktreten (siehe Finanzausschuß) und im Dunkel der Nacht verschwinden. Zurück bleibt eine qualmende Ruine namens KSV, dessen verblödete Anhänger sich verwundert die Augen reiben, um im Anschluss Trainer und Mannschaft für die nächste verkackte Saison abzufeiern. Aber – es gibt Hoffnung! 

Der „Investor“

Sein Name kursiert schon seit Januar im Volkspark. Steigt Unternehmer Detlef Dinsel als Investor beim HSV ein? Vor einem halben Jahr war mit dem 61-Jährigen über ein Engagement verhandelt worden. Damals hieß es, Dinsel könnte den HSV in Finanzfragen beraten. Die einzige, aber nicht ganz unwichtige Bedingung des Aufsichtsratschefs der börsennotierten IT-Firma Allgeier SE: Er wolle Anteile am HSV erwerben. Zu einer Zusammenarbeit kam es letztlich nicht, doch inzwischen wird das Thema wieder heiß diskutiert. Wie die „Bild“ am heutigen Mittwoch berichtet, soll Dinsel nun sogar einen Sitz im Aufsichtsrat anstreben. (Quelle: Auftragsblatt)

Das ist ja absolute Weltklasse, ein zweites Mal der Fall Wüstenmaus. Irgendein obskurer Vogel ohne jeglichen KSV-Bezug kauft von Onkel KlauMi ein paar von dessen AG-Anteilen und wird dadurch inzwischen automatisch Aufsichtsratsmitglied. Das ist ebenso phantastisch wie nutzlos für den KSV, denn wenn dieser Dinsel den Kernbeißer aus Schindeleggi um ein paar Anteile erleichtert, hat der Verein davon exakt: Gar nichts. Die Anteile wechseln den Besitzer, Kühne ist um ein paar Millionen reicher, Dinsel ärmer und der KSV hat den nächsten Klugscheißer ohne Fußball-Kompetenz in Präsident Pinselreinigers privatem Rat der Eierlosen. Das ganze Schmierentheater als „Der KSV findet neuen Investor“ zu kennzeichnen, ist von den Hofberichterstattern ebenso dummdreist wie hinterhältig, denn der geneigte Hohlhüpfer denkt nun wieder, dass die Millionen sprudeln und „sein“ Verein aus dem Schneider ist. Dabei ist das exakte Gegenteil der Fall, der Verein ist am Arsch. Immer mehr Heuschrecken kaufen sich ein, während Jansen seinen Aufsichtsrat weiter assimiliert. Aus einem Verein mit angestrebten strategischen Partnern ist ein Klub mit in alle Winde zerstückelter Anteilseigner-Struktur geworden, bei denen jeder einzelne seinen Vorteil, nicht jedoch den des Vereins auf der Agenda hat. 

Nochmal für alle Doofmusiker, bitte lest es mir von den Lippen ab: Der KSV kann keine Anteile mehr an sogenannte „Investoren“ verkaufen, es sind keine mehr verfügbar. Das Einzige, was die Anteilseigner (nicht der Verein!!!) tun können, sie können ihre eigenen Anteile weiterverkaufen, was ich allerdings schon deshalb seltsam finde, weil es sich doch angeblich um sogenannte vinkulierte Namens-Aktien handeln sollte.  Anyway, der KSV bekommt bei einem solchen Manöver exakt NULL EURO, deshalb schminkt euch diese Investoren-Kacke, die euch die Hofberichterstatter ständig präsentieren wollen, endlich mal von der Backe! 

Auch deshalb – die Perversion der Hofberichterstattung anhand von wenigen Sätzen aus ein und demselben Artikel des Auftragsblatts: 

Da die Stadt dem HSV klargemacht hat, keine weitere Millionenspritze zu gewähren, muss der Club über andere Wege frische Millionen besorgen. Neben den Banken könnten auch neue Investoren ein Thema werden. 

Dinsels angestrebte Anteile könnten von Klaus-Michael Kühne kommen, der 15,21 Prozent an der AG hält. Doch von einem Besitzwechsel hätte der HSV keinen Vorteil.

Und noch ein Satz, der mich absolut fassungslos zurücklässt: 

Zudem hat Wüstefeld an anderen Stellen Kosten reduziert, indem der HSV die Dienste externer Berater seltener in Anspruch nimmt.

Verstehe ich das jetzt richtig? Der Verein hat mehr als 300 feste Mitarbeiter, hat einen externen Vermarkter im Haus, hat diverse Vorstände und noch mehr Direktoren und nimmt allen Ernstes die Dienste externer Berater in Anspruch? Wofür denn bitte?`Damit die den Verein beraten können, wie man viermal in Folge die Saisonziele verspielt oder wie man den Verein in den Bereich der Insolvenz führen kann? Sind die eigentlich alle komplett vom Hahn gehackt? 

P.S. Es wäre natürlich eine glorreiche Veranstaltung, sollte der KSV Spieler wie Ambrosius, Wagnermann, David oder Vuskovic verkaufen (müssen), damit hätte sich dann auch das Märchen von der Entwicklung schneller verabschiedet als Präsident Pinselreiniger Le coq rock sagen kann.