Oft reden wir vom sportlichen Fall eines Vereins, der zwar den letzten wirklichen Titel 1987 im Pokalfinale in Berlin holte, der aber danach als sogenannter Dino noch viele Jahre in der Bundesliga überlebte, um dann schließlich 2018 doch abzuschmieren und den harten Weg ins Unterhaus gehen musste. Ich erinnere mich noch gut an Vorstände wie Hackmann, Mares, Ronny Wulf,  Hoffmann und Schweber Jarchow und ich erinnere mich auch an Aufsichtsräte wie Dagmar Berghoff, Karan, Erhardt, Floberg, Ertel und Meier ohne Eier. Und ich erinnere mich, wie oft ich dachte: Schlimmer kann es jetzt wirklich nicht mehr werden. Wie sehr hatte ich mich doch getäuscht, denn inzwischen ist der KSV kein Verein mehr und ein Fußballverein ist ebensowenig, der KSV im Jahr 2022 ist eine Sekte und genau das war er früher nicht, jedenfalls nicht in der heutigen ausgeprägten Form. Leider ist es bittere Realität, so mies geführt der Verein früher war, es gab immer noch Fans und Mitglieder mit einer eigenen Meinung. Das war gut so, selbst dann, wenn ihre Meinung nicht der eigenen entsprach. Heute gibt es das alles nicht mehr, heute sind alle gleichgeschaltet und der Verein hat seinen Anteil daran. 

Zuerst einmal die Mitglieder und Fans. Ich erinnere mich an Zeiten des Protests, an Zeiten, in denen der Beschiss und die Minderleistungen nicht so einfach hingenommen wurden. „Wir sind Hamburger und ihr nicht“ oder „Bis auf Herman Rieger alle raus“. Heute wird man vom Verein schon drangsaliert, wenn man seine eigene (kritische) Meinung öffentlich kundtut. Auf der anderen Seite werden Niederlagen wie Siege gefeiert, der vierte erfolglose Wiederaufstiegsversuch wurde nicht etwa mit Pfiffen, sondern mit Applaus begleitet. Nach Meinung vieler sogenannter Fans muss der großartige Verein vor „bösen Mächten“ beschützt werden, nur welche Mächte sollten das eigentlich sein? Kritische Fans und Mitglieder, die sich öffentlich äußern, gibt es doch so gut wie keine mehr und die wenigen, die sich trauen, werden vom Mop niedergebrüllt. Nur ein hüpfender Fan ist ein echter Fan, dass aber genau dieses Gehüpfe zu einem Verein ohne jegliche Leistungskultur geführt hat, realisieren sie nicht. Man muss sich das einmal vorstellen: Ein Bernd Hoffmann, und ich denke, meine Meinung zu Hoffmann habe ich mehr als einmal deutlich gemacht, wurde seinerzeit von den Mitgliedern niedergeschrien, dabei war er der letzte Boss, der Leistung einfordern wollte. Heute wird man schon abgefeiert, wenn man den Idioten eine halbwegs unlogisch klingende Erklärung für das nächste Desaster liefert. 

Da wären die Medien, lächerlichweise als besonders kritisch eingestuft, dabei ist die Presselandschaft in Hamburg alles, aber nicht kritisch. Sie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass der Verein heute so ist, wie er ist. Früher war sicher nicht alles gut, aber damals gab es tatsächlich den einen oder anderen Journalisten-Darsteller, der einen Mißstand auch dann mal aufdeckte, wenn es an der Zeit war. Heute sitzen in den Redaktionen voneinander abschreibende Fanboys, die sich gegenseitig auf der Pressetribüne abklatschen, wenn Kittel die Pille in den Kasten stolpert. Berufliche, professionelle Distanz? Fehlanzeige? Verliert der KSV, sind die hüpfenden Reporter ebenso enttäuscht wie die Brüll-Orks auf der Nordtribüne, aber spätestens am nächsten Tag muss man dringend Hoffnung unters Volk bringen, auch wenn das nicht zu eigentlichen Aufgabe gehört. Zu dieser Landschaft gehören natürlich auch den KSV begleitende Blogs und Foren. Sicher, Matz ab war an sich ein Witz, aber zumindest innerhalb der Leserschaft mit teilweise bis zu 900 Beiträgen pro Tag gab es noch welche, die die Dinge so sahen, wie sie sind. Danach folgten der Insolvenzblog Graupenperle und als vorläufiger Höhepunkt „TschüssVollspack“, in sich nichts anderes mehr als ein verlängerter Arm der KSV-Medienabteilung oder das Blog-Gerippe von vollpfostigen Pickelträgern wie KSV1887banane. Hier zählt nur noch eines: Propaganda bis zur Selbstverleugnung und wer nicht mithüpft, wird gemobbt.

Man stelle sich das einmal vor und zwar live – der Beirat des KSV verhindert jede andere Präsidentschaftsbewerbung außer der von Präsident Pinselreiniger und seinem Wingman Wehmeyer, natürlich ohne den Hauch einer Begründung, und was passiert? Nichts. Nada. Weder in den Medien noch in der Mitgliedschaft gibt es einen Aufschrei der Empörung, zu sehr hat man sich inzwischen sedieren und sektieren lassen. Fakt ist: All dies hat nicht nur den Hauch von Nordkorea, es ist in Teilen bereits einen Schritt weiter und niemand tut etwas dagegen. Das ganze Konstrukt aus Vereins-Sekte, Kühne, Stadt Hamburg, Supporters etc. müsste mit einem großen Knall auseinanderfliegen und es dürften nur Scherben übrigbleiben, dann vielleicht werden einige aufwachen. Aber ähnlich wie 1945 will dann garantiert keiner dabeigewesen sein und man ist absolut überrascht, dass es wirklich so schlimm war. Ich jedenfalls bin froh, dass ich dieser kranken Sekte rechtzeitig entkommen bin.