Hach, wie ich solche Wortspielchen liebe. Nach dem „Sanierer, der nicht saniert“ kommt nun also der „Rasierer, der rasiert wird“ und das noch vor seiner ersten echten internen KSV-Rasur. Zweifel an der Person Dr. Mabuse-Desertfield waren in diesem Blog bereits am Tag nach seinem Einzug in den Aufsichtsrat angemeldet worden, während in der restlichen Republik noch der Einzug des Gladiatoren gefeiert wurde. Nun aber kommt’s knüppeldick für den ehemaligen Pillendreher, denn die BILD beispielsweise tritt schon mal die Kippe mit dem Stiefel aus. 

Klar ist: Sollten sich die Vorwürfe gegen Wüstefeld bewahrheiten, wird der HSV ihn schwerlich als Finanzvorstand (das Mandat endet im Januar) halten können. Und auch als Anteilseigner wäre er dann wohl kaum noch tragbar.

Nun, mit den Wahrheiten ist das immer so eine Sache, aber wenn sowohl BILD wie auch Auftragsblatt derart offensiv um sich prügeln, ist meist etwas dran. Ansonsten verrotten Artikel wie diese gern einmal in Redaktionsschubladen oder der Betroffene kann sich mit einer geschickten Maulwurfaktion und dem Durchstecken von Interna freikaufen, Judas Boldt I. weiß, wovon ich rede. Was aber genau wird dem jovialen Grinsekasper nun eigentlich vorgeworfen? Ich zitiere aus dem Auftragsblatt: 

Der Hamburger Unternehmer und HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld (53) sieht sich schwerwiegenden Vorwürfen und einer Millionenforderung an seine Firma Medsan ausgesetzt. Zwei vom Abendblatt befragte Unternehmer kündigten zudem rechtliche Schritte gegen Wüstefeld an.

Autsch, das ist schon mal nicht schön

Eine Medizintechnikfirma aus dem Hamburger Raum hatte Wüstefelds Firma Medsan für 2000 bestellte PCR-Testgeräte bereits 5,5 Millionen Euro überwiesen. Nach wochenlangem Hin und Her wurden 28 Geräte geliefert. Die Anwälte des Medsan-Kunden schrieben an Medsan-Geschäftsführer Wüstefeld: „Sie haben unsere Mandantin durch Täuschung über Ihre quantitative Lieferfähigkeit, über Ihre qualitative Lieferfähigkeit und über Ihre Lieferbereitschaft zum Abschluss eines wirtschaftlich bedeutenden Vertrages – nämlich des vorliegenden Liefervertrages – veranlasst.“ Da der Kunde bereits Abnehmer gehabt habe und mit hohem Umsatz und Gewinn rechnete, liege der Schaden insgesamt bei mehr als 32 Millionen Euro.

Nun, das ist kriminell und würde zwangsläufig ein Verfahren nach sich ziehen, wobei die Vorwürfe natürlich erst einmal bewiesen werden müssten. Fragt mal bei Münchhausen nach, der ist doch Atom-Jurist 😀 😀 😀 

Mehrere weitere Kunden von Medsan, die vom Abendblatt befragt wurden, erheben ähnliche Vorwürfe, dass sie Waren bestellt, sie aber nicht geliefert bekommen haben. Darunter ist ein börsennotiertes Unternehmen aus Marburg. Die Firma bestellte bei Medsan Ware für einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Rechnungen liegen dem Abendblatt vor. Geliefert wurde: nichts. Bezahlt aber auch nicht.

Soso,  Fall Nr. 2 mit gleicher bzw. ähnlicher Tonalität. So langsam wird ein Muster deutlich. 

Zwei leitende Mitarbeiter haben die Firmengruppe am Brandshofer Deich zwischen Großmarkt und Güterumgehungsbahn verlassen. Sie erheben nun schwere Vorwürfe gegen Wüstefeld. In WhatsApp-Nachrichten etwa, die dem Abendblatt vorliegen, heißt es an Medsan-Partner: „Ich habe nach reichlicher Überlegung und Abwägung möglicher Konsequenzen für mich persönlich eine Entscheidung getroffen.“ Es gehe darum, gutgläubige und ehrbare Menschen davor zu schützen, „von Dr. Wüstefeld skrupellos belogen, nachhaltig getäuscht, hintergangen, ausgetrickst und dann ausgenommen und beklaut zu werden“. Damit sind vor allem die Lieferversprechen gemeint.

Auch hier – WhatsApp-Nachrichten schreiben kann jeder und besonders Ex-Mitarbeitern sollte man besondere Aufmerksamkeit widmen, wenn es um den Wahrheitsgehalt geht. 

Eine namhafte chinesische Firma erklärte schriftlich, Wüstefeld schulde ihr eine erhebliche Summe.

Okay, dies ist nun Partei Nr. 3, die mit Dr. Wüstenschiffs Geschäftspraktiken offenbar nicht wirklich glücklich ist. Die Schlinge zieht sich zu, Mabuse. 

Eine der vielen Firmen, in denen Wüstefeld Anteilseigner und Geschäftsführer ist, befindet sich derzeit im Insolvenzverfahren. Das bestätigte der Insolvenzverwalter dem Abendblatt. Das Verfahren über die „überschuldete und zahlungsunfähige“ bioTECgroup wurde am 9. Dezember 2021 um 11.11 Uhr eröffnet.

Herrlich, die nächste Insolvenz. Irgendwie scheint dieser Verein ein Art Magnet für solche Taschenspieler zu sein. „Überschuldet und zahlungsunfähig“, höre genau zu, Münchhausen. Aber zum eigentlich Thema, das hört sich alles überhaupt nicht gut an, dennoch muss man sich die Frage natürlich stellen: Warum gerade jetzt? Die Fakten dürften ShyKiller seit Wochen bekannt sein und bereits vor einigen Tagen erregte ein Satz in einem Auftragsblatt Aufsehen, als es um die sogenannte schwarze Null im aktuellen Geschäftsjahr des KSV ging. „Wie Wüstefeld es geschafft hat, innerhalb eines halbes Jahres den Betrag so stark zu reduzieren, dass der HSV nun ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren kann, ist nicht eindeutig zu durchschauen.Nun, leicht zu durchschauen ist beim Doc scheinbar überhaupt nichts, aber das hat beim KSV noch nie jemanden wirklich gestört, oder? Man fragt sich nur, warum sich die hiesigen Medien so intensiv mit WüsteSAN auseinandersetzen und sowohl Football Leaks-Hauptdarsteller Judas Boldt wie auch den buchbaren Festzeltredner Präsident Pinselreiniger nicht nur vernachlässigen, sondern ungeschoren davonkommen lassen. Boldt bietet nun wahrlich genug Angriffsfläche und was den Eierlackierer angeht: Mir sind Fotos bekannt, auf denen er zusammen mit albanischen Mafia-Größen feiert. Wenn ich diese Bilder kenne, kennt sie die BILD auch, jede Wette. Nächste Frage: Warum kam Frankie Wettschein all die Jahren ungeschoren davon, wenn man heute erkennen kann, was der Mann dort tatsächlich abgeliefert hat. 

 

 

Wie schon gesagt, es gibt für jemanden, den die Presse überführt hat, tatsächlich die Möglichkeit, sich freizukaufen. Man erinnere sich an die Geschichte mit dem besoffenen Armin Veh(ler) im Hotelzimmer vor einem DFB-Pokalspiel in Frankfurt. Bernd Hoffmann gab der BILD, die den Säufer überführt hatte, die Geschichte über eine Kabine-Schlägerei zwischen van Nistelrooy und Arslan und schon war das Trinkgelage aus der Welt. Also müsste man sich an dieser Stelle zwangsläufig die Frage stellen: Wer möchte Wüstenmaus aus dem Weg haben? Vielleicht jemand, der nicht möchte, dass 1/4 des Personals abgebaut wird? Vielleicht jemand, der nicht mit ihm gemeinsam im Vorstand arbeiten möchte? Irgendwie höre ich da ein leises Kichern aus dem Großraum Düsseldorf, ich kann mir nicht helfen. Die wirkliche Frage aber muss sich nun das KSV und in allererste Linie der Rat der Eierlosen stellen. Will man sich weiterhin mit der Idee beschäftigen, einen derart weidwund geschossenen pro bono-Vorstand immer noch mit der Restrukturierung des Vereins zu beauftragen  und zwar als bezahltem Festangestellten? Welche Glaubwürdigkeit hat jemand, dem von mehreren Seiten vorgeworfen wird, seine Geschäftspartner zu bescheissen? Unter normalen Umständen würde ein seriöses Unternehmen die Tätigkeiten dieser Person ruhen lassen, bis alle Zweifel ausgeräumt sind, aber während ich das schreibe, muss ich selbst lachen. 

KSV – seriöses Unternehmen – Zweifel ausräumen. Ne, ist richtig 😀 😀 

Der Dank geht heute übrigens an die Zuschauer des Test-Grottenkicks, die dafür, dass sie die Maltafüße aus nächster Nähe betrachten durften, jeweils € 15 abdrücken mussten. Soviel also zum geilen Deal mit dem Tourismusverband Steiermark. Wie gesagt: Nichts an diesem Verein ist ehrlich, gerade, sauber. Nichts. Und der Insolvenzblogger ohne Einkommen logiert im Luxushotel, wer das wohl bezahlen mag?