Am Tag vor der Sitzung des Aufsichtsrats gab sich der dubiose Pillendreher noch außerordentlich volksnah, wenn man so möchte. Ich selbst bekam auch einmal eine Einladung zu diesem Tankstellen-Talk, ich lehnte damals (2016) dankend ab, weil ich keinen Sinn darin sah, besoffenem und hüpfendem Pöbel etwas zu erklären, was sie nicht hören wollten, was sich aber im Nachhinein als richtig erwiesen hat. Nun, ich jedenfalls hatte Besseres zu tun als mich von Primaten bepöbeln zu lassen, Dr. MabuSAN jedoch konnte dem erneuten Bad in der Menge nicht widerstehen und haute mal richtig einige raus. 

„Ich habe nach Bier gestunken und fand das einfach nur geil“

„Ich fühle mich nicht als Investor. Ich fühle mich als Fan und als einer von euch“

Bürgermeister Peter Tschentscher nannte er „den obersten Sheriff“, der in der Corona-Zeit alles und jeden weggesperrt habe, und Neu-DFB-Präsident Bernd Neuendorf sei der „Obermeister vom DFB“. Die Pyro-Strafgelder seien nicht nachvollziehbar, und bei „den Jungs in Frankfurt“ müsse er mal ordentlich auf den Tisch hauen: „Ich dachte, die wollen mich verarschen.“

Bei aller Liebe für blumigen Sprachgebrauch, aber das ist eines Vorstandes des KSV ebenso unwürdig wie eines Aufsichtsratsvorsitzenden.  Scheinbar hat sich der Mann nicht nur was sein Geschäftsgebahren betrifft nicht unter Kontrolle, sondern ebenfalls, wenn es darum geht, dem Pöbel das zu präsentieren, was der Pöbel hören will. Keine Ahnung, ob Doc Desertfield zu diesem Zeitpunkt bereits über das Erscheinen und den Inhalt des Auftragsblatt-Artikels im Bilde war und ob sein volksnaher Auftritt so etwas wie ein letztes Hurra darstellen sollte, auf jeden Fall ist diese Nummer eines: peinlich bis zum Pupillenstillstand. Möglicherweise hatte seine Performance zwischen Hüpfern im 2,7 Promille-Zustand dann auch Einfluss auf das, was der nicht minder dubiose Präsident Pinselreiniger am Tag nach der AR-Sitzung verlauten ließ.

„Wir als Aufsichtsrat sind uns einig, dass „Wir als Aufsichtsrat sind uns einig, dass von allen Seiten noch weitere Fakten zusammengetragen werden müssen, ehe wir die nächsten Schritte einleiten können“, so Jansen., ehe wir die nächsten Schritte einleiten können“, so Jansen. (HSV.de)

Jawoll, so kennen wir den buchbaren Festzeltredner, bloß keine Entscheidung, bloß keine klaren Worte, immer schön rumlavieren und sich alle Türchen offenhalten. Die Tatsache, dass nicht nur er, sondern der gesamte Rat der Eierlosen dem Verein erneut massiv schadet, wird billigend in Kauf genommen. Aber, wer zwischen den Zeilen lesen kann, ist dennoch klar im Vorteil. Nachdem sich der Rasierer, der rasiert wird, im Rat erklärt und sämtliche Vorwürfe bestritten hatte, entschied der Rat, dass „von allen Seiten noch weitere Fakten zusammengetragen werden müssen, ehe wir die nächsten Schritte einleiten können“. Mit anderen Worten: „Thomas, wir glauben dir nicht. Jedenfalls glauben wir dich nicht so weit, als dass wir bereit wären, dich freizusprechen“. Im Grunde ist dies nicht anderes als ein Todesurteil, auch wenn der seichte Pinselreiniger das natürlich nie so sagen würde. Meine Fresse, wie schön wäre es, wenn in diesem Kack-Rat endlich mal jemand sitzen würde, der sich traut, auch mal eine Entscheidung zu treffen. Aber dafür haben sie ja nun Nicht-Investor Daniel Dinseltrieb geholt, obwohl der nun doch keine AG-Anteile von Kühne übernimmt. Stellt sich eigentlich nur mir die Frage, was dieser Mann, der bisher keinerlei Berühungspunkte mit dem Verein hatte, in diesem Rat zu suchen hat? Ach ja, ich vergaß…

„Ich freue mich auf die Aufgabe und möchte meine Expertise in dieses Gremium einbringen und beratend einen Beitrag dazu leisten, dass der HSV die Folgen der Corona-Pandemie bewältigt“ (Dinseltrieb via HSV.de)

Ein Glück, endlich mal wieder ein Künstler, der sein außerordentliches Netzwerk (leider hat er den Begriff vermieden) einbringen und helfen will, den Verein zurück ans Licht zu führen. Das hat bereits bei Networkern wie Gernandt, Becken und Goedhart bestens geklappt und Bernie Bönte wollte als absoluter Medien-Klitschko-Profi die Pressearbeit des Vereins revolutionieren. Das Ergebnis war dann der erstmalige Abstieg aus der Bundesliga und mehrere Fast-Insolvenzen. Wie wäre es, wenn sich der Verein endlich einmal von irgendwelchen Namen ohne jeglichen Vereinsbezug lösen würde, ich hätte da einen Vorschlag, Herr Jansen. Ich stelle mich ihnen als 8. Aufsichtsratsmitglied zur Verfügung. Ich bringe weder ein Netzwerk mit noch möchte ich Kühne um irgendwelche Anteile erleichtern, aber ich weiß unter Garantie mehr über diesen Verein und seine Bedürfnisse als irgendein verstrahlter Nicht-Investor aus Augsburg, irgendeine Fußball-Suse aus Leverkusen, ein Pseudo-Sportinvalide aus Mönchengladbach oder irgendein Pillen-drehender Business-Bescheißer aus Göttingen. Zu den drei Sitzungen im Jahr würde ich auf eigene Kosten einfliegen oder mich via Skype zuschalten lassen. Aber sein sie sicher, dann werden die Glacé-Handschuhe ausgezogen, dann gibt es Klartext, auch in Richtung Kühne. Also, entscheiden sie sich

Aber da wäre ja immer noch die Frage, wer denn eigentlich irgendwelche Räte bestellt, oder? 

Dinsel, der von 2015 bis 2021 Gesellschafter beim Bundesligaclub FC Augsburg war, ist auf einen entsprechenden Antrag des Vorstands gerichtlich bestellt worden und übernimmt den ruhenden Posten des für ein Jahr vom Aufsichtsrat in den Vorstand entsandten Dr. Thomas Wüstefeld. (HSV.de)

Der Vorstand? Welcher Vorstand? Der Vorstand der AG besteht aus Ober-Intrigant Boldt und dem weidwunden Dr. Desertfield und der bestellt einen Kontrolleur, der eben diesen Vorstand in Zukunft kontrollieren soll? Wohl kaum. Bliebe also nur der Vorstand des Aufsichtsrats und das ist, interimsweise, Enzo Eierlack aka Präsident Pinselreiniger. Ist dieser Verein also inzwischen soweit, dass ein ahnungsloser „Weltfußballer und Unternehmer“, der selbst von weniger als 270 Mitgliedern gewählt wurde, allein bestimmt, wer in den Rat der Eierlosen aufsteigt und wen dieser Rat dann zu einem hochbezahlten Vorstand macht? Sorry, natürlich erst dann, wenn es aus Schindeliggi abgesegnet wurde, ich vergaß. Dieser Verein ist so dermaßen am Ende und wie am Ende er ist, kann man unschwer an der Qualität der handelnden Personen ablesen. Ein Präsident Pinselreiniger wäre bei einem profesionellen Verein ebenso undenkbar wie ein nach Bier stinkender Geschäftsjongleur wie MabuSAN oder eine Football Leaks-Berühmtheit wie Boldt. Aber das letzte Worte hat heute Steigbügelhalter ShyKiller vom Auftragsblatt.

Kann der Anteilseigner, Fan, Ex-Oberkontrolleur und aktuell aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand entsendete Interimschef HSV-Vorstand bleiben? Die einzig logische Antwort: Nein! 

Einfach ist das „Nein“ trotzdem, weil die vergangenen Wochen und Monate sehr deutlich gezeigt haben, dass ein Anteilseigner, der eigenes Geld in den Club investiert hat, auf keinen Fall operativ tätig sein sollte.

Es gibt gute Gründe, warum bei normalen Fußballclubs keine Geldgeber im Vorstand oder in der Geschäftsführung tätig sind. Der Hauptgrund: Das Beste für den Club ist nicht automatisch immer das Beste für die Investoren. 

Und das konnte man auch in den vergangenen zwölf Jahren beim HSV mit dem meinungsfreudigen Milliardär Klaus-Michael Kühne sehen.

Der 53-Jährige habe gar nicht vor, nach dem von ihm und vom Club offiziell kommunizierten Jahr im Vorstand brav zurück in den Aufsichtsrat zu wechseln. Mittlerweile hat Wüste­feld auch eingeräumt, dass er gerne auf der Kommandobrücke an Bord bleiben würde, sofern der Aufsichtsrat – wie schon gesagt: aus dem er nur entsendet ist – das vorschlagen würde.

Nicht nur auf diese Frage muss vor allem Aufsichtsratschef Marcell Jansen eine Antwort finden. Denn der Präsident und Chefkontrolleur in Personalunion war es, der schon vor Wüstefelds HSV-Engagement geschäftlich mit dem Unternehmer verbandelt war. 

(Quelle: Auftragsblatt)

Das ist ja sensationell, Schiller. Schade nur, dass man all dies bereits vor einem knappen halben Jahr in genau diesem Blog lesen konnte. Wiederholt sogar. Also – denk mal über mein Angebot nach, Le Coq Rock.