1966

Auch, wenn es die pickelgesichtigen Hohlhüpfer von der Nordtribüne nicht wissen, aber es stimmt tatsächlich – dieser KSV war einmal ein besonderer Verein. Ihr seid zu jung und zu dämlich, um das zu wissen bzw. zu begreifen, aber dieser Verein hatte einmal einen besonderen Ruf, ein Ruf, von dem er jahrzehntelang zehrte. Man war nicht so leicht verschmuddelt und antifa wie der Nachbar aus dem Stadtteil St. Pauli und einige Menschen hatten vielleicht den Eindruck, der Verein hielt sich, zumindest in seiner Heimatstadt, für etwas Besonderes, aber besonders an diesem Verein war, dass er für etwas stand. Dieses Etwas war nicht etwa sportlicher Erfolg, obwohl man sogar so etwas in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts vorweisen konnte. Diese Etwas war eine Mischung aus Würde, Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Ehre, davon ist man im Jahr 2022 weiter entfernt als von einem Sieg in der Champions League. Ich war 2 Jahre alt, als dieses Bild um die Welt ging. 

Deutschland war geschlagen, Uwe Seeler war als Kapitän der Nationalmannschaft geschlagen, ein Land lag 20 Jahre nach Kriegsende emotional am Boden. Aber Seeler, der Hamburger aller Hamburger, war vielleicht ein geschlagenen Held, aber er war ein Held. 1965 riss sich Seeler die Achillessehne, eine Verletzung, die in dieser Zeit zu fast 100% das Karriere-Aus bedeutet hätte. Ein halbes Jahr später schoss Uwe die deutsche Nationalmannschaft beim 2:1 gegen Schweden in Stockholm in die WM-Endrunde. Dies machte nicht nur Seeler, sondern den gesamten Verein einst aus. Niemals aufgeben, aber wenn man verloren hatte, verlor man mit Anstand. Der KSV hatte in seiner langen Geschichte zahlreiche Top-Spieler und sogenannte Super-Techniker in seinen Reihen, Spieler wie Charlie Dörfel, Felix Magath, Rafael van der Vaart oder zuvor auch der unvergleichliche Kevin Keegan. Diese Spieler wurden verehrt, geliebt aber wurden Malocher wie eben Seeler, Memering, Nogly, Jacobs, Hrubesch und eben auch der unvergleichliche Kevin Keegan. Der kleine Engländer stand schon damals für den seltenen Typus des Hybrid-Fussballers, also ein Spieler, der sowohl am Ball alles konnte, der sich aber nicht zu schade war, sich in jeden Zweikampf zu werfen, als wäre er der letzte. Diese Spieler, die sich selbst nicht schonten und für ihren Verein alles gaben, machten einst diesen Verein aus und prägten eben auch das Bild, welches dieser Verein nach außen zeigte. Hätte man auf diesem Fundament aufgebaut, der KSV würde heute vor den Bayern stehen und jedes Jahr Champions League spielen, anstatt im fünften Jahr in der zweiten Liga zu dümpeln.

2003

Aus heutiger Sicht der Beginn des entgültigen Niedergangs, obwohl man im Anschluss noch einige sportliche Erfolge wie die Teilnahme an der CL oder der Euro League verzeichnen konnte. Aber der KSV ging einen entscheidenden Weg, er machte einen Leverkusener Sportmanager zum Vorstandsvorsitzenden und verließ seinen ureigensten Weg für alle Zeiten. Denn Hoffmann stand für Geld, stand für unbedingten sportlichen Erfolg, aber er stand eben nicht für die Werte, die diesen Verein einst ausgemacht und die ihn von anderen Klubs unterschiedenen hatten. Nach 2003 war der KSV nichts anderes mehr als Leverkusen oder Mainz, er war austauschbar geworden. Hoffmann generierte zwar Geld, aber diese Geld wurde spätestens ab 2006 auch wieder so rausgeworfen, wie es reinkam, mit den finanziellen Folgen kämpft der Klub auch 15 Jahre danach noch. Aber Geld ist nur die eine Seite, sportliche Performance ebenfalls, aber wichtig ist am Ende des Tages das, wofür ein Mensch, eine Institution oder eben auch ein Verein steht und der KSV steht für Zwietracht, Unehrlichkeit und Betrug. Der Grundstein dafür wurden in den Hoffmann-Jahren gelegt, es waren die Jahre, in denen ein Sportchef auf eigenen Wunsch den Verein verließ und dafür auch noch eine Abfindung einstrich, die einzige Konstante, die sich dieser Verein mittlerweile erhalten hat. 

2022

Wer jedoch dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte, sieht sich getäuscht. Denn was bei Düdü Beiersdorfer (zweimal) seinen Anfang nahm, ist heute die Regel. Moritz, Letschert, Ewerton, Narey, Jung, Gjasula, Kinsombi, Wettstein, Johansson, Mutzel. All diese Herren verließen (oder verlassen) den Verein, obwohl sie noch unter Vertrag stehen und alle nehmen sie jeweils eine Abfindung in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro mit, damit sie nicht mehr für den KSV arbeiten. Zusammengerechnet kommt ein Verein, der aufgrund von Zweckentfremdung nicht mehr in der Lage ist, seine eigene Volksparkruine für die EM zu sanieren, auf mehr als € 4 Mio. an Abfindungszahlungen allein in den letzten 3 Jahren, vorsichtig gerechnet. Inzwischen steht dieser Verein nämlich nicht mehr für hanseatische Gebaren, Kampf bis zum Umfallen oder Haltung auch in der Niederlage, jetzt steht der Klub für Unehrlichkeit, Betrug, dubiose Führungskräfte, Betrug und Veruntreuung von Staatsgeldern und sportlichen Mißerfolg. Verantwortlich dafür sind exakt zwei Personen. 

Marcell Jansen und Jonas Boldt

Ich bin zu 100% sicher, dass mir absolut niemand tatsächlich erklären kann, was den Gladbacher Jansen eigentlich dazu befähigt, Präsident des HSV e.V. und Vorsitzender des Aufsichtsrats der HSV Fußball AG zu sein, Außer hohle Phrasen, nachhaltiges Intrigantentum (Hoffmann) und leere Sprüche kann dieser Mann gar nichts, vor allem kann er keine Entscheidungen treffen. Halt, eines kann er doch, er kann sich erneut an die Macht intrigieren und kann anschließend einen Aufsichtsrat formen, der weniger tatsächlichen KSV- bzw. Hamburg-Bezug hat als Tim Wiese und Willi Lemke zusammen. Früher saßen in einem Rat, der garantiert nicht alles richtig gemacht hat (ganz im Gegenteil) wenigstens noch Menschen mit Bezug zum Verein. Heute sitzen dort ein Gladbacher, ein Göttinger, ein Augsburger, eine Dame aus Heide und ich bin nicht einmal sicher, ob jeder von ihnen überhaupt Mitglied dieses Vereins war, bevor er/sie eine Berufung in diesen spaßigen Kreis erhielt, von einem vorherigen Bezug zum Verein mal ganz zu schweigen. Aber auch das steht für einen Verein, der sich einmal den Begriff „Tradition“ groß auf die Fahne geschrieben hat, heute ist Vereinsbezug tertiär, heute ist entscheidend, ob man mit dem Pinselreiniger oder dem „Gönner“ geschäftliche Interessen teilt. Zu dem größten Brechmittel innerhalb des Vereins, und das will inzwischen wirklich etwas heißen, ist im Grunde alles gesagt. Seit Boldt in der Lage ist, einen „Kollegen“ nach dem anderen rauszumobben, ist dieser Klub unrettbar verloren. Wer allerdings dachte, dass die Zahlungen von Abfindungen das vorläufige Ende der Boldt’schen „Leistungen“ sind, sollte sich warm anziehen, denn nun kommt auch noch schwerste Demütigung von Untergebenen hinzu. 

„Michael ist seinem Führungsauftrag aus meiner Sicht nicht nachgekommen“

„Er hat seit dem Kiel-Spiel gar keine Rolle mehr gespielt und das hat er selber so entschieden. Seit acht Wochen leidet unser Verhältnis deutlich darunter.“

„Michael spielte in der Kabine keine Rolle mehr, weil das Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten da unten und ihm nicht mehr funktionierte. Als wir uns alle, vom Zeugwart bis zum Cheftrainer, auf einen Weg eingeschworen haben, ist einer nicht mehr da gewesen ist.“

Das geht nun sogar so weit, dass der Verein keine Trikots mit Johanssons Namen mehr anbietet, obwohl dieser noch bis 2025 unter Vertrag steht.

Johansson und dessen Rückennummer 16 stehen nicht zur Auswahl. Auch auf dem offiziellen Mannschaftsfoto, das am Donnerstag veröffentlich wurde, fehlt der Keeper.

Er wird garantiert nicht der Letzte gewesen sein, wenn sich Jansen und sein Rat der Eierlosen nicht endlich einmal dazu aufraffen, diesen arroganten Widerling einzubremsen. Aber eben dafür steht dieser KSV in diesen Tagen, für Geldverschwendung, Intrigen, Mobbing, Demütigung von Mitarbeitern, Betrug und Vetternwirtschaft. In früheren Zeiten hätte man elegantere, menschlichere Lösungen gefunden, vor allem hätte man sie intern abgewickelt und nicht über die hofberichterstattenden Medien. Solange aber Versager und Selbstoptimierer wie Jansen und Boldt weiterhin ihr Zerstörungswerk vorantreiben dürfen, wird dieser Verein nie wieder für etwas anderes stehen. Mein Verein ist das jedenfalls schon seit vielen Jahren nicht mehr, ich verachte inzwischen alles, wofür er steht. Am Anfang diese Blogs schrieb ich, welche Art von Spielern einmal diesen Verein prägten und welche ihn ausmachten, heute prägt diesen KSV ein überführter Identitätsbetrüger. Mehr muss man im Grunde nicht mehr wissen.