Nicht armes Opfer, sondern aktiver (Mit)-Täter

Über 200.000 Euro musste der KSV in der abgelaufenen Spielzeit für zahlreiche Vergehen der eigenen Fans an den DFB bezahlen. In den meisten Fällen wurden die Strafen durch das Abbrennen von Pyrotechnik fällig. In Braunschweig gab es nun die Fortsetzung. (Quelle: Mopo)

Das Thema ist so alt, dass es einem zum Hals raushängt und es ist Grunde das Gleiche wie bei den Themen Tempolimit oder Waffenverbot (USA): Die absolute Mehrheit der Bevölkerung (hier der Fans) ist für eine Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit, für ein Verbot von Waffenverkäufen und eben auch für ein Verbot von Pryotechnik in Fußballstadien, aber eine absolute Minderheit interessiert die Meinung der Mehrheit ebensowenig, wie sie sich für Umweltschutz oder die körperliche Unversehrtheit ihrer Mitmenschen interessiert. Sie ziehen gnadenlos ihr Ding durch, nehmen Verkehrstote, Umweltschäden, Opfer von mass shootings oder eben auch die Gefährdung von Besuchern eines Fußballspiels billigend in Kauf, weil sie „ihren Spaß haben“ oder einfach nur provozieren wollen. Viele Jahre habe ich mich darüber massiv geärgert, viele Jahre habe ich gehofft, dass der Verein (KSV) endlich einmal härter gegen diese Straftäter (denn etwas anderes sind sie nicht) vorgehen würde, eben auch, weil es den Verein reichlich Geld kostet, welches nicht da ist. Viele Jahre habe ich gedacht, dass der Verein eventuell machtlos gegen diese Schwachköpfe ist, dass sie ihren Dreck irgendwie in die Stadien bekommen und der Verein am Ende dafür bluten muss. Klarer Fall von Denkste, denn der KSV ist nicht Opfer, sondern aktiver Mittäter und die Strafen für das Abbrennen von Bengalos sind ebenso budgetiert, wie die zahllosen Abfindungen für Spieler und Führungskräfte. Zeitgleich plant man die Entlassungen von bis zu 125 Mitarbeitern, während man auf der anderen Seite Hunderttausende dafür bereitstellt, dass Gewalt- und Straftäter weiterhin gegen das Gesetz verstoßen. 

Im Gegensatz zur begleitenden Presse habe ich mir die Mühe gemacht und die Protokolle des SAF (Ständiger Arbeitskreis Fandialog) durchgelesen. Dabei ist mir das Protokoll zur Sitzung vom 22.08.2019 aufgefallen und ich habe bei einigen Teilnehmern mal nachgefragt, was es genau mit TOP4 auf sich hatte.

Wer möchte, hier ist der Link zu der Freak-Show: https://www.hsv.de/fans/fandialog/sai/downloads

Dabei kam heraus, dass die Fanbetreuung nicht die genannten Blockstürme an sich verurteilt, sondern nur das Vorgehen, bei dem die Inhaber der Plätze, u.a. auch Kinder, von diesen überrascht wurden. Zukünftig sollen Personen, deren Plätze man für die Ausübung der Pyro-Show oder nur für eine bessere Sicht einnehmen möchte, zuerst freundlich gebeten werden, diese zu verlassen. Sollte das nicht geschehen, ist es in Ordnung, wenn die Ultras mit Gewalt diese Plätze einnehmen. Dies ist mitnichten ein Beschluss der Ultras, dies ist von der Abteilung Fanbetreuung abgesegnet und die Mitglieder dieser Abteilung sind Angestellte des Vereins. Man könnte es auch anders ausdrücken: „Zuerst fragt ihr Pyromanen die zahlenden Zuschauer „freundlich“, ob sie sich nicht nicht von ihren bezahlten Plätzen verpissen wollen und wenn sie sich weigern, segnet der Verein die Anwendung von Gewalt ab“. Absoluter Wahnsinn, ein Verein, der seine Ultras ermutigt, normale Stadionbesucher, die viel Geld für ihre Tickets bezahlt haben, mit Gewalt von ihren Plätzen zu entfernen, wenn sie denn vorher „eine nette verbale Form“ wählen. Das Entfernen ist zum Beispiel nötig für eine Pyro-Show oder wenn ihr Block wegen zusätzlicher Kontrollen nicht „sicher“ genug ist.

Wer denkt, dass hier bereits das Ende dieses Skandals erreicht ist, liegt komplett daneben. Denn der Verein stellt seinen Ultras pro Jahr einen hohen 6stelligen Betrag bereit. Die bekommen das Geld nicht in der Höhe überwiesen, aber das sind halt Gehälter für Leute, die nur dafür da sind, den Ultras Zucker in den Hintern zu blasen, zusätzlich für  Pyrostrafen, wo man die Verursacher kennt und denen noch bevorzugt Tickets zuschustert. Zitat aus einem SAF-Protokoll: 

TOP 4: Konflikte innerhalb der HSV-Fanszene bei den Auswärtsspielen Den SAF und die Fanbetreuung haben viele Beschwerden erreicht, da es u.a. bei den Auswärtsspielen in Magdeburg, Bochum und Chemnitz zu Blockstürmen durch HSV-Fans kam, die für diese Bereiche keine gültigen Eintrittskarten hatten.  Überfüllte Sitzplatzbereiche und Konflikte untereinander waren die Folge. Unter Androhung von Gewalt haben einige HSV-Fans u.a. auch Kinder das Stadion noch vor dem Anpfiff verlassen, die ihre Sitzplätze nicht einnehmen konnten. Dazu steht die Fanbetreuung in einer kritischen Auseinandersetzung mit der Fanszene. Außerdem gab es in der Vergangenheit bei dem Aufhängen von Zaunfahnen Konflikte. Traditionell reichen die Zaunflächen bei den Auswärtsspielen nicht aus. Die Maßnahmen der Fanbetreuung sind: Eine ständige Präsenz im Innenraum bei den Auswärtsspielen zu gewährleisten, um vor Ort eine gute Kommunikation mit den Ordnungsdiensten zu gewährleisten und für eine bessere Vernetzung der Bannerinhaber untereinander zu sorgen. Das Ziel ist es, eine gute Bannerkultur zu pflegen.

Im Klartext: Die Ultras hatten im Vorfeld dieser Auswärtsspiele nicht genügend Eintrittskarten erhalten, obwohl die sogenannte „Fanbetreuung“ alles dafür tut, genau diesen Subjekten jede Karte zu besorgen, die sie wünschen. Daraufhin haben die Pyro-Ultras andere KSV-Fans, auch Kinder, mit Gewalt gedroht und diese von ihren bezahlten Plätzen vertrieben, um die nächste Fackel-Show abzuliefern. Sanktioniert wird dies vom Verein erneut nicht, es wird zur Kenntnis genommen. Eine weitere Tatsache: Wer sich innerhalb des Vereins  bzw. in der Fan-Szene kritisch mit diesen Sachverhalten auseinandersetzt oder eventuell sogar eine Reaktion des Vereins fordert, wird unter Druck gesetzt, teilweise mit Gewalt bedroht. Was tut der Verein? Nichts. Er schustert weiterhin Karten zu und zahlt die Strafen der DFL.  Es geht weiter…

Das Auswärtsspiel bei Holstein Kiel war das erste Spiel nach 2 Jahren Corona-(Boykott), welches wieder von den Ultras „besucht“ wurde. Vorher lief der Verkauf ganz normal, bei diesem Spiel hat kaum einer Stehplatztickets bekommen, die gingen fast alle direkt unter der Hand weg. Mit anderen Worten: Der Verein will!!!, dass genau diese Straftäter ihre Plätze sowohl bei Heim-aber auch bei Auswärtsspielen bekommen, um im Sinne des Vereins „Stimmung zu machen“. Stimmung heißt bei den Ultras: 

Randalieren und prügeln

DB-Züge verwüsten, in Züge urinieren, andere Fahrgäste bedrohen

Andere HSV-Fans von deren bezahlten Plätzen zwingen

Bengalos abbrennen, für Spielunterbrechungen sorgen

Ich fasse nochmal zusammen: Der KSV kalkuliert jedes Jahr eine hohe Summe ein, welche zu nahezu 100% der Betreuung der Pyro-Ultras gewidmet ist. Enthalten sind hierbei die Gehälter der Mitarbeiter der sogenannten Fanbetreuung, die sich im Grunde aber nicht um die normalen Fans, sondern um die Straftäter kümmern. Desweiteren werden aus díesem Budget die anfallenden Strafen für Pyro-Shows beglichen, mit denen man im Vorfeld einer Saison bereits rechnet. Der KSV bzw. seine Fanbetreuung sorgen aktiv dafür, dass es genau diese Straftäter sind, die bei Auswärtsspielen bevorzugt mit Karten versorgt werden. Der KSV bzw. seine Fanbetreuung unterstützt, dass die Ultras andere (friedliche) KSV-Fans von ihren Plätzen vertreiben, damit diese dann ihre Bengalos-Veranstaltung starten können. Sollten sich diese (friedlichen) KSV-Fans nach verbaler Aufforderung nicht freiwillig von den bezahlten Plätzen entfernen, nimmt es der KSV bzw. seine Fanbetreuung in Kauf, dass die Ultras Gewalt gegen andere (friedliche) KSV-Fans anwenden, auch gegen Kinder. Es ist also mitnichten so, dass der Verein von einer Pyro-Show überrascht wird, er nimmt sie nicht nur billigend in Kauf, nein, er fördert sie sogar noch. Vor diesen Hintergründen muss man sich einmal ausmalen, was wohl passieren würde, würde sich während einer dieser vom Verein suventionierten Pyro-Veranstaltung ein unbeteiligter Zuschauer verletzen oder Schlimmeres. 

Gesetzlich verbotenes Abbrennen von bis zu 2500 Grad heißen Bengalos inmitten von Tausenden von Menschen, keiner Sanktionierung der Straftäter, ganz im Gegenteil. Der KSV ist nicht Opfer oder Geisel dieser kranken Gehirne, er ist aktiver Komplize und Mittäter. Dabei brechen einige wenige das Gesetz, der Verein hilft aktiv dabei mit, bezahlt jährlich Hundertausende von Euro an Strafen, während er auf der anderen Seite sein Stadion nicht aus eigener Kraft sanieren kann und bis zu 125 Mitarbeiter aus Kostengründen loswerden möchte. Um das Ganze abzurunden, hier einmal sämtliche Mitglieder der Abteilung „Fankultur“ mit dem Direktor Fankultur, Cornelius Göbel, an der Spitze.

Nicole Fister, Andreas Witt, Dr. André Fischer, Lukas Rind, Dirk Mansen, Nadine Arahavelias, Cornelius Göbel (Leitung) https://www.hsv.de/fans/bereich-fankultur/das-team

Es ist übrigens die gleiche Abteilung, die zahlenden Mitglieder, die sich dadurch schuldig gemacht haben, dass sie unliebsame Videos während eines Trainingslagers gedreht haben, vorgeladen haben, um sie wieder „auf Linie“ zu bringen. Dieser Verein ist überall, auf allen Ebenen und durch alle Abteilungen, krank und kaputt. Gott sei Dank bin ich seit 2015 kein Mitglied mehr, von mir sieht dieser Verein in diesem Leben keinen Cent mehr. 

P.S. Wenn es nicht so unendlich bezeichnend wäre….

Durch interne Umstrukturierungen im HSV ist der Bereich Fankultur per sofort dem Sportvorstand
Jonas Boldt zugeordnet. Vorher wurde dem Vorstand Frank Wettstein berichtet. (aus dem Protokoll vom 21.01.2021)