Man muss sich das bitte noch einmal vor Augen halten, denn es scheint, besonders im Verein und seinen Gremien, immer noch nicht allen klar zu sein: Dieser KSV wird nicht von Streitigkeiten gehemmt oder von Unstimmigkeiten behindert, dieser KSV befindet sich mitten im Krieg und dieser Krieg findet nicht im Weserstadion oder am Millerntor statt, sondern in den Büros und Kabinen des Volksparkstadions. Man kämpft nicht gegen einen sportlichen Gegner, man befindet sich in einer inzwischen offen über die Medien ausgetragenen Schlacht untereinander, jeder gegen jeden. Dabei geht es den jeweiligen Feldherren, wie immer, nicht darum, größtmöglichen Schaden vom Verein abzuwenden, sondern lediglich für sich selbst und seine eigene Reputation. Wäre Präsident Pinselreiniger konsequent, so hätten er und der Rat der Eierlosen aka Aufsichtsrat bereits am Tag nach der Mutzel-Verhandlung eine Entscheidung getroffen – Boldt oder Wüstefeld! Oder, ganz konsequent, beide freistellen. Nur so hätte man weiteren Schaden vom Verein fernhalten und die Ziele, sportlich wie finanziell, nicht noch weiter gefährden können. Aber Jansen ist ein laberndern Schisser, der solche Entscheidungen gern delegiert und es lieber hat, wenn sich andere die Finger verbrennen, am besten die Presse. Dann kann er sich wieder zurücklehnen, jeden Fight der Vorstände als Medien-Ente verkaufen und die Trottel glauben lassen, er hätte alles im Griff. Zu einer Führungskraft gehört aber nunmal, dass man auch harte und endgültige Entscheidungen trifft und weil er das nicht kann (und will) gehört Jansen im gleichen Abwasch mit entsorgt, zusammen mit den Vorstands-Darstellern, die den Verein wieder einmal zur Lachnummer Deutschlands gemacht haben.

All das passiert im Volkspark natürlich wieder einmal nicht, man meint, wie immer, die erkennbaren Probleme aussitzen und zur Tagesordnung zurückkehren zu können. Aber diese Probleme verschwinden nicht dadurch, dass man nicht mehr über sie spricht oder sie ignoriert, im Gegenteil, sie werden heftiger und der Schaden für den Verein nimmt jeden Tag, an dem nicht gehandelt wird, zu. Und trotzdem – sie werden wieder einmal zögern und zögern und am Ende mit einer halbgaren „Lösung“ kommen, die niemandem nützt, aber dem Verein schadet. „Es scheint da Themen zu geben“, Heilige Mutter Gottes. Selbst meine Oma, wenn sie denn noch leben würde, weiß, was dort abläuft. Wüstefeld spielt den hüpfenden Fanboy und wieselt wahrscheinlich mehr im Kabinentrakt herum, als in seinem eigenen Büro, damit er seinen Helden nah sein kann. Ein Elefant im Porzellanladen ist ein Filigran-Künstler gegen den Ex-Pillendreher, der sich nebenbei auch noch mit den Enthüllungen rund um seine geschäftlichen Interessen beschäftigen muss. Währenddessen schleicht Tulius Destruktivus aka Judas Boldt I. auf leisen Sohlen wahlweise durch den Vorstandsbereich oder seine Wohnung im heimatlichen Düsseldorf und überlegt, wen er als nächstes an die Presse verkaufen kann. Denn nichts lenkt besser von der eigenen Unfähigkeit und Faulheit ab, als ein in Ungnade gefallener Kollege. Tatsächlich ist es absolut unfassbar, dass dieser Vollversager immer noch im Amt ist und im hohen sechsstelligen Bereich bei einem Verein abgreift, der gefühlt wieder einmal insolvent ist. 

Aber, was passiert? Nichts, wie immer passiert nichts. Es wird auf Zeit gespielt, angebliche Gesprächstermine werden verraten und der Krieg der Knöpfe geht in seine nächste Phase. Und jetzt hoffen sie alle, denn Hoffnung ist das Letzte, was man noch hat an der Müllverbrennungsanlage. Boldt und Walter hoffen auf einen (überzeugenden) Pokalsieg gegen Drittligist Bayreuth, weil dann die Doofmusiker unter den Aufsichtsräten und Fans denken, dass wieder alles in Butter wäre. Der Sport hätte am Ende doch gegen die Finanzen gesiegt und sich nicht beeindrucken lassen. Derweil hoffen Wüstefeld und Jansen auf eine peinliche Niederlage und einen erneuten sportlichen Rückschritt, denn dann hätte man irgendwann genug Munition gegen Boldt und Walter und könnte eine Abberufung gegenüber der Öffentlichkeit besser verkaufen. Die Tatsache, dass weder das Pokalspiel in Bayern noch die nächsten Liga-Partien die Probleme des Vereins weder lösen noch dramatisieren können, ignorieren die Herren und die Dame selbstverständlich, denn das größte Problem des Vereins wird weder auf dem Platz gelöst noch liegt es im Zickenkrieg zwischen Witzboldt und Wüstenmaus. Das größte Problem dieses Vereins ist, dass man keine Führung und kein Konzept hat. Und da man über beides nicht verfügt, muss man auf Zeit spielen, immer und immer wieder. In der fatalen Hoffnung, dass sich Probleme von allein lösen werden, die den Klub dorthin gebracht haben, wo er heute steht. Die Sache ist nur die: All diese Probleme hat sich der Verein selbst eingebrockt, als der Nord Korea-Beirat entschied, Jansen erneut zum Vizekönig zu krönen. Man wusste, was man bekommt und man hat es doch wieder getan. Und jetzt sitzt man bis zum Hals in der Scheiße. 

Volle Gönnung!