Es ist eine Entwicklung, die sich zunehmend durchsetzt und zwar in allen Lebensbereichen, sei es nun gesellschaftlich, politisch, ökologisch, wirtschaftlich und auch im privaten Sektor, die Kurzfristigkeit siegt über die Nachhaltigkeit und dies hat in den allermeisten Fällen ausschließlich zutiefst egoistische Gründe. So opfert Diktator Putin gerade die Wirtschaft und die Zukunft des eigenen Landes, um egoistische Ziele zu verfolgen. Wer denkt, dass der Mann einen sinnlosen Feldzug gegen den Nachbarn Ukraine führt, um Russland vor dem Einfluss ukrainischer Nazis zu schützen, sollte die Medikamente wechseln. Putin führt diesen Krieg für sich, für sein Vermächtnis, für seinen Platz in der (russischen) Geschichte. Unter Putin wird Russland nie wieder den Weg zurück an die Verhandlungstische der Weltbühne finden, das Land und seine Bevölkerung wird Jahrzehnte unter den Folgen dieses Feldzuges zu leiden haben. Das aber interessiert den Ex-KGB-Spion Putin nicht, ihm geht es um kurzfristige Erfolge. Für sich, nicht für sein Land. Der türkische Diktator Erdogan benimmt sich auf der politischen Weltbühne ebenfalls seit Jahren wie eine offene Hose und das hat lediglich zwei Gründe. Zunächst einmal, weil er es kann. Die Türkei fungiert für die EU als Flüchtlingspuffer zu Syrien und Afghanistan und das lässt sich Erdogan teuer bezahlen. Für die Nato ist u.a. der Standort Incirlik Air Base von größter strategischer Bedeutung, hier werden ICBM’s gelagert. Wenn sie könnten, hätte sowohl die EU wie auch die NATO Erdogan schon längst zum Teufel gejagt, aber dann würde man einen wichtigen Militärstützpunkt verlieren und Europa würde von weiteren Millionen Flüchtlingen überschwemmt werden. Da Beides nicht von höherem Interesse ist, lässt man sich seit Jahren erpressen, aber diese Erpressung hat Folgen, denn die Bündnispartner vergessen nicht. Bei der geringsten Schwäche wird Erdogan ausgebremst und geschwächt, aber das interessiert ihn wenig, denn seine Interessen sind kurzfristiger Natur und nicht nachhaltig. Erdogan will wiedergewählt werden, er will an der Macht bleiben und weiterhin Milliarden scheffeln. Der Sohn eines armen Seemanns ist durch die Politik schwerreich geworden, die (politische) Zukunft seines Landes kratzt ihn kaum. 

Jair Bolsonaro ist Präsident Brasiliens und lässt seit Jahren, auch im Auftrag der Regierung, große Teile des Amazona-Regenwaldes abholzen, damit dort rentable Viehzucht betrieben und Tropenhölzer verkauft werden kann. Die ökologischen Folgen seiner Politik sind nicht von Belang denn er  bekommt durch seine Handlungen Wählerstimmen und Geld und nur daran ist er interessiert. Die langfristigen Folgen seiner Taten spielen keine Rolle, mit seinen 67 Jahren wird er die schlimmsten Folgen des Klimawandels wohl nicht erleben. Seine Kinder und Enkelkinder schon, aber das kratzt jemanden wie Bolsonaro genausowenig wie es die Richter am Supreme Court der USA interessiert, welche unmittelbaren Folgen ihre Grundsatzurteile (z.B. Roe v Wade) für die Zukunft für die Frauen in Amerika oder die Verhinderung der wichtigsten Klimaschutz-Gesetze für die Umwelt haben. Diese Richter, allesamt Republikaner, sind mit einem Vorsatz auf Lebenszeit  in dieses Gericht ernannt (nicht gewählt) worden: Sie sollen dort die Politik ihrer Förderer umsetzen. Mit Recht und Gesetz hat dies ebensowenig zu tun wie mit Nachhaltigkeit, es ist einzig und allein auf kurzfristige Wahlerfolge ausgerichtet. 

Die eigentliche Katastrophe dieser Entwicklung, neben Kriegen, Erderwärmung und Entzug der Rechte ist die Tatsache, dass mehr und mehr eine Minderheit über eine Mehrheit entscheidet, obwohl man sich, außer in Russland, offiziell in all diesen Ländern in  sogenannten Demokratien wähnt. Doch Demokratie in unserer auf Kurzfristigkeit ausgelegten Zeit ist nichts anderes als ein Pseudonym für den Umstand, dass am Ende das Geld entscheidet. Wer sich teurere Wahlkampfkampagne leisten kann, wird am Ende gewählt. Wer skrupellos genug ist, sich mit (ausländischen) politischen Feinden zu verbrüdern (Trump) wird gewählt. Nicht, weil es richtig ist und erst recht nicht, weil es für die Zukunft des Landes, der Umwelt und der Bürger besser ist, sondern weil es bezahlt wird. Warum möchte Donald J. Trump, der gerade erst seine Ex-Frau auf einem seiner Golfplätze verscharren ließ, um Steuern zu sparen, erneut Präsident der Vereinigten Staaten werden? Um Amerika „great again“ zu machen? Um das Beste für seine knapp 330 Millionen Landsleute zu erreichen? Bullshit, wie der Amerikaner sagt. Trump will Macht, Trump will von seinen Jüngern gefeiert werden, Trump will sich erneut Präsident nennen lassen. Wahrscheinlich weiß sogar jemand mit dem unterentwickelten Intellekt eines Donald J., dass seine Präsidentschaft mittel- und langfristig für sein Land eher Schaden bedeuten würde, aber das interessiert ihn nicht. 

Warum hat es jeder Präsident/Vorstandsvorsitzende des KSV bisher vermieden, an der Mitarbeiterschraube zu drehen? Ganz einfach, weil es unbeliebt ist. Das, was Thomas Wüstefeld zur Zeit, zugegebenermaßen im Stile eines unbeholfenen Elefanten im Porzellanladens, im Verein tut, wollte vor ihm keiner machen. Warum hat Frank Wettstein darauf verzichtet, Millionen für die notwendige Sanierung des Volksparkstadions bereitzustellen und aus diesem Grund möglicherweise den einen oder anderen Millionentransfer zu verhindern? Weil es unbeliebt gewesen wäre und weil es ihn kurzfristig eine Vertragsverlängerung gekostet hätte. Wettstein und auch Boldt wussten seit Jahren, dass der Moment kommen würde, an dem man um Renovierungsarbeiten im zweistelligen Millionenbereich nicht mehr herumkommen würde, aber sie haben es schlicht ignoriert. Warum auch Arbeiten unterstützen und Gelder für Spieler kürzen, wenn im schlimmsten Fall die Nachfolger davon profitieren? Dann doch lieber das Bestmögliche aus der eigenen Vertragslaufzeit herausholen und die unangenehmen Dinge dem Nächsten überlassen. Nachhaltigkeit? Gedanken an die Zukunft anderer, in diesem Fall an die Zukunft des Vereins? Pustekuchen. Die unbeliebten Dienste können gern andere erledigen, es lebe die Kurzfristigkeit. 

In die gleiche Kerbe schlägt das Verhalten der angeschlossenen Medien, hier und besonders in Gestalt der BILD. „Schönes“ Beispiel und zur Zeit außerordentlich anschaulich demonstriert am Beispiel der unheiligen Allianz des Boulevardblattes mit Sportvorstand Boldt. Diese „Zusammenarbeit“ ist derart offensichtlich und wird nicht einmal mehr im Ansatz zu verschleiern versucht, dass es selbst jemandem, der diesen Verein seit so vielen Jahren verfolgt wie ich die Sprache verschlägt. Nun, der Grund für Boldts Teilnahme an dieser temporären Freundschaft dürfte klar sein, er instrumentalisiert das Massenmedium, um seine Zwecke wie mehr Geld für Transfers oder eine eigene Vertragsverlängerung zu beschleunigen, aber welches sind die Ziele der Zeitung? Normalerweise, und man kann davon ausgegehen, dass selbst bei der BILD nicht ausschließlich grenzdebile Idioten arbeiten, sollte man beim ASV wissen, dass eine längere Anwesenheit Boldts für den Verein nur zum Nachteil gereicht, aber das spielt keine Rolle. Die Zukunft spielt keine Rolle für die Blattmacher, die Zukunft des Klubs schon gar nicht. Es geht um kurzfristige Verkäufe, kurzfristige Informationen und kurzfristige Allianzen. Die mittel- und langfristige Perspektive des Vereins, über den sie berichten, ist uninteressant. Money, Money, Money.

Tatsächlich ist es so, dass nicht nur der Verein, sondern auch unsere Gesellschaft und am Ende auch der Planet durch genau diese Verhaltensweise zugrunde gehen werden. Mehr und mehr werden (reiche) Minderheiten die Mehrheiten unterdrücken, ihnen die Rechte beschneiden, um das eigene Vermögen zu optimieren. (Soziale) Medien, ebenfalls von diesen Minderheiten beherrscht, werden ihren Teil zur nicht vorhandenen Aufklärung wie auch zur Sedierung des Plebs beitragen, hoch lebe der Kommerz. Wir schaffen uns selbst, vielleicht ist es das Beste, was passieren kann.