Ab einem gewissen Zeitpunkt sollten wir uns alle fragen, woran wir uns inzwischen gewöhnt haben und woran wir uns noch gewöhnen wollen. Als Trump 2016 die Wahlen zur Präsidentschaft der USA gewann, war abzusehen, was passieren würde und die Kreatur hat nicht enttäuscht. Knapp 30.000 Lügen bzw. unwahre Behauptungen kennzeichnen seine unsägliche vierjährige Präsidentschaft, die Zeit des Wahlkampfes und davor nicht einmal mitgerechnet. Eine seit vielen Monaten immer wieder behauptete Lüge über eine gestohlene Wahl, ein amtlicher Putschversuch und nun auch noch Diebstahl vor streng geheimen Regierungsakten und der Mann läuft immer noch frei herum. Inzwischen gehen gewählte republikanische Senatoren wie Graham soweit, für den Fall einer Anklageerhebung mit Straßenunruhen zu drohen. Aber empört sich darüber eigentlich noch jemand oder hat man sich an den Wahnsinn gewöhnt? Ist dieser Wahnsinn eventuell inzwischen genauso Alltag wie die haarsträubensten Verschwörungstherorien, Impfverweigerer und all die Aluhutträger? Oder muss man es vielleicht zu seinem persönlichen Alltag machen, um nicht den Verstand zu verlieren? 

Cut. In Deutschland ist ein amtierender Bundeskanzler so tief in eine Finanzaffäre verstrickt, dass einem kotzübel wird. Es geht um zig-Millionen, es geht um Cum-Ex und es geht um Gedächtnislücken eines Regierungs-Chefs, der schon längst nicht mehr im Kanzleramt sitzen dürfte, genauso, wie ein Hamburger Bürgermeister nicht mehr im Amt sein dürfte. Aber gibt es einen echten Aufschrei aus der Bevölkerung, deren Steuergelder in größtmöglichem Maße veruntreut wurden und die selbst bei kleinsten Vergehen im steuerlichen Spektrum massive Probleme zu befürchten hat? Eher nicht, die Masse nimmt das alles mehr oder weniger schweigend zur Kenntnis, während Scholz und Tschentscher um die Wette grinsen und sich über die Dummheit der Bevölkerung amüsieren. 

Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der NDR, der maßgeblich von den (Zwangs)-Gebühren der Bevölkerung bezahlt wird, hat erwiesenermaßen Zensur gegenüber eigenen Journalisten ausgeübt. Es wurden Artikel/Berichte zensiert oder „bereinigt“, es wurden Journalisten angewiesen, über bestimmte Themen nicht mehr oder anders zu berichten, mit anderen Worten: Die Wahrheit wurde verdreht und der Leser/Hörer/Gebührenzahler wurde vorsätzlich betrogen. Das muss man sich tatsächlich einmal vorstellen – diejenigen, die den Bossen und Ressortleitungen des Senders die fetten Gehälter finanzieren, wurde mit gezielten Falschmeldungen und Lügenmärchen in die Irre geführt. In Deutschland ist man gern bereit, über Murdoch-Sender wie Fox News den Stab zu brechen oder mit dem Finger auf sogenannte Bananen-Republiken zu zeigen, aber inzwischen tut man diesen Bananen-Republiken Unrecht, denn die Verhältnisse im ach so modernen und korrekten Deutschland sind teilweise schlimmer. 

In Hamburg existiert ein Insolvenzblogger, von dem nach zwei gecrashten Blogs und einer Insolvenz inzwischen jeder weiß, wie er arbeitet bzw. wie er nicht arbeitet. Münchhausen, der dem Begriff Faulheit eine vollkommen neue Bedeutung gegeben hat, schreibt ab, kopiert ungeniert, lügt, erfindet, verspricht und hält nicht ein. Sein gesamtes Blendwerk ist ein einzige großer Täuschkörper, seine Bolgs sind die Buchstaben nicht wert, die er verbraucht. Aber gibt es eine echte Empörung über diese Art des Betrugs? Nein, gibt es nicht. Die komplett verblödeten Insassen seines Scheiß-Machwerks nehmen seinen Beschiss hin und sind dankbar dafür, dass es wenigstens noch ein Forum gibt, in dem man seinen unmaßgeblichen Dreck absondern kann, „was meint ihr“?

Was ist passiert? Warum empören wir uns nicht mehr, wenn wir belogen, verarscht, betrügen und beklaut werden? Ist es inzwischen zu viel und ein Großteil der Bevölkerung ist einfach müde-beschissen worden? Hat man sich an die durchgehende Verarschung inzwischen so gewöhnt, dass sie zum Alltag gehört, vielleicht gehören muss, um nicht den Verstand zu verlieren? Ich bin ganz ehrlich, mich erschütternd die zunehmende Gleichgültigkeit immer noch bzw. immer mehr, denn ich lasse mich immer noch ungern verscheißern.