Ich möchte euch heute auf eine kurze gedankliche Reise mitnehmen. Als ich vor ca. 10 Jahren diesen Blog unter diesem Namen gegründet habe, hatte ich eigentlich keine feste Vorstellung davon, wie er sich entwickeln sollte, wie oft ich schreiben würde, in welcher Tonalität er sich äußern sollte, kurzum – dieser Blog wurde „aus dem Bauch heraus“ gegründet und eröffnet. Ich hatte eine einzige wirklich konkrete Vorstellung: Ich wollte nicht so sein wie der Rest derer, die sich in schriftlicher Form mit diesem Verein auseinandersetzten und setzen. Ich wollte die Dinge so beschreiben, wie sie sind und nicht so, wie ihn einige Individuen haben möchten. Ich hatte immer das Gefühl, dass eine verklärte Sicht der Dinge, eine gefilterte, teilweise auch erfundene und erlogene Welt den KSV nicht weiterbringen würden, im Gegenteil. Die Tatsache, dass inzwischen mehr als 10 Jahre und mehr als 2.800 Blogs dabei rausgekommen sind, war so nie geplant und beabsichtigt. Ich möchte lieber nicht nachrechnen, wie viele Monate, Wochen, Tage und Stunden ich investiert habe, um etwas zur Verfügung zu stellen, was es so nicht nur in Hamburg nicht noch einmal gibt, sondern wahrscheinlich im gesamten bezahlten Fußball – einen Blog, der sich kritisch mit dem Verein auseinandersetzt, kritisch, was alle Bereiche betrifft. Denn machen wir uns doch nichts vor, die anderen Vereins-Blogs, Podcasts und was auch immer sind verlängerte Fan-Einrichtungen, in denen die Farben des Vereins hochgehalten werden sollen. Natürlich setzt man sich dort auch ab und an mit einem Thema kritisch auseinander, aber nach dem ersten Heimsieg wird erneut kollektiv gehüpft. So wollte ich nie sein. 

Erstaunlich ist aber noch etwas anderes, im Grunde sind es zwei Dinge, die ich bemerkenswert und eben auch bezeichnend für Kühnes Sport Verein finde. Da sind zum Ersten die Inhalte. Betrachte ich Blogs wie Kotz Ab, Graupenperle oder TschüssVollspack, so dreht es sich dort zu 90% um das Tagesgeschehen. Es geht um Transfers, um Auftellungen, um Vor- bzw. Nachberichte des Spiels, um Spielerbenotungen, um eine glasklare Positionierung zu kritischen Themen wird sich grundsätzlich gedrückt. Mit diesem Mumpitz habe ich mich nie beschäftigen wollen, es war mir zu öde. Aber es ist halt der leichte Weg, wenn man sich ein paar Absätze mit O-Tönen des Trainers zusammenkopiert und dann unkorrigiert freischaltet. Dies hat dieser Blog nie getan und das wirklich bemerkenswerte ist, dass dieser Verein trotzdem noch genügend Stoff für umgerechnet mehr als 280 Blogs pro Jahr produzierte. Man stelle sich vor, auf was für eine Schlagzahl ich hätte kommen können, wenn ich auch noch den Trainerstimmen-Kopierer gemacht hätte. Bezeichnend ist dies vor allem für das, was im Klub abläuft und das alles über eine so lange Zeit. Es ist doch kein Wunder, dass der KSV heute da steht, wo er steht, wenn man 10 Jahre lang über alles berichten kann, nur nicht über den Sport. Ich glaube kaum, dass es im deutschsprachigen Raum einen zweiten Verein gibt, der eine solche Bilanz vorweisen kann. 

Die zweite Sache, die ich bemerkenswert finde ist der Umstand, dass er über diese lange Zeit so viele Leser gefunden hat. Treue Leser, Leser, deren Einstellungen zum KSV sich durch die Lektüre dieses Blogs ebenso verändert hat, wie die Einstellung zum Profifußball generell. Natürlich ist es einfacher, eine Leserschaft aus hüpfenden „Fans“ zu generieren, denen man 5 Tage die Woche das nächste Hoffnungsschimmerchen vor die Füße wirft. So lange man immer noch etwas ausgräbt, was irgendwie auf eine bessere Zukunft hoffen lässt, wird man diese Leute an sich binden können, da kann man selbst als Kopierweltmeister und Master of Rechtschreibfehler einen Bock nach dem anderen bauen, diese Leute bleiben dabei, weil sie etwas Positives über ihren Verein lesen wollen, sei es noch so schwachsinnig oder noch so erfunden. Insofern sollte die Leserschaft von HSV-Arena eigentlich überschaubar sein, sie ist es nicht und auch das liegt am Verein, an seinen Protagonisten, an den zahllosen Skandalen, Fehlern, Peinlichkeiten und an den peinlichsten Darstellern, die man im Fußball-Business finden konnte und immer noch kann, siehe Wüstefeld. Man könnte es auch anders ausdrücken: Ohne den Verein, so wie er ist, wäre dieser Blog in dieser Form nie möglich gewesen. 

Halt stop, da ist noch etwas, was ich bemerkenswert finde. Dieser Blog hier, in dieser Form, von diesem Blogger geschrieben, den gibt es nun seit mehr als 10 Jahren und das, obwohl ich mich garantiert noch vor keinem Kampf gedrückt habe, keiner Konfrontation aus dem Weg gegangen bin und jedes Thema so angefasst habe, wie ich der Meinung war, dass man es angehen sollte. Und diesen Blog gibt es (trotzdem) immer noch. Hüpfende Fan-Blogs wie Kotz ab und Graupenperle sind trotz Spenden von mehr als € 30.000 eingestellt worden oder haben eine Insolvenz verursacht, das Schicksal von TschüssVollspack ist vorbestimmt, wir alle wissen es. Was also scheint mittel- und langfristig erfolgreicher zu sein?

In diesem Sinne…

P.S. Tagesgeschäft

Nach Abendblatt-Informationen hat die Telekom nach den Streitigkeiten in der HSV-Führung als erster HSV-Großsponsor die Konsequenz gezogen und will den im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern. 1,5 Millionen Euro hat die Telekom pro Saison als „Top-Presenter für diverse Content- und Liveformate wie HSVtv, das HSVnetradio und die HSV-Matchday-Show“ überwiesen. Offiziell äußern wollten sich auf Anfrage weder Telekom-Mann Rickmann noch die HSV-Verantwortlichen. Inoffiziell wurde dem Abendblatt aber bestätigt, dass besonders die Unstimmigkeiten rund um Vorstand Thomas Wüstefeld, die gesamte HSV-Governance und das intransparente Gebaren im Aufsichtsrat zu diesem Schritt geführt haben. Man habe Vorstand Wüstefeld die Entscheidung in einem persönlichen Gespräch im Telekom-Büro in der HafenCity bereits mitgeteilt. Aus HSV-Sicht ist die Telekom-Entscheidung doppelt bitter. Zum einen, weil es nicht leicht fallen wird, in der aktuellen Wirtschaftslage einen vergleichbar zahlungskräftigen Exklusivpartner zu finden. Zum anderen ist damit endgültig der Traum ausgeträumt, die Telekom als strategischen Partner und Anteilseigner für den HSV zu gewinnen.

Es wird nicht der Letzte gewesen sein. Glückwunsch, Präsident Pinselreiniger

Wenn sich das Auftragsblatt doch nur einmal so an den Herren Jansen und Bildt abarbeiten würde, wie an Prof. Dr. Desertfield.