Ach Gott, die große glückliche KSV-Familie. Sie halten alle so unfassbar zusammen (natürlich freundlich begleitet von den geneigten Hofberichterstattern), sie verfolgen gemeinsam hohe Ziele (also die Verlängerung ihrer bestens dotierten Verträge) und sie ziehen alle gemeinsam an dem einen berühmten Strang. Also solange, wie der „Erfolg“ gegeben ist, denn sollte sich der KSV tiefer als Tabellenplatz 3 positionieren, kann man bereits jetzt erahnen, was passieren wird. Soweit ist es aber noch nicht, zur Zeit wird im Volkspark die Posse von der eingeschworenen Gemeinschaft gespielt. Und wenn es die Situation hergibt, sollte man sie auch für sich nutzen, denken zumindest die Herren Tom Walter und Judas Bildt. 

Insbesondere Walter soll von der Hinhaltetaktik des Kontrollgremiums zunehmend genervt sein. Weiterhin gilt: Erst wenn Boldt beim HSV verlängert, würde er auch selbst einen neuen Vertrag unterschreiben. Ob der Trainer aber immer noch bereit ist, zu den mit Boldt ausgehandelten Konditionen zu unterschreiben, ist offen. Der Trainer ist immer noch gewillt, seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt im Volkspark zu verlängern – aber eben nicht mehr um jeden Preis. Auch wenn Walter betont, dass es ihm nicht ums Geld geht, sondern um die Perspektive. Und vor allem um das Vertrauen der Clubführung. „Mir geht es darum, dass ich hier kontinuierlich weiterarbeiten kann“, sagt Walter. „Mir ist daran gelegen, langfristig bei einem Verein arbeiten zu können, bei dem man ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.“

Boldt selbst äußert zwar weiterhin seine grundsätzliche Bereitschaft, seinen Vertrag beim HSV zu verlängern – aber nur zu bestimmten Bedingungen. Nach den schlechten Erfahrungen mit Interimsvorstand Thomas Wüstefeld will Boldt wissen, wie die künftige Besetzung des Vorstandes aussehen soll. Das gilt auch für das Präsidium des Vereins und den Aufsichtsrat. Eine Entwicklung, die auch mit Walter zu tun hat. Und die der Cheftrainer nun auch honoriert wissen will. Hätte der 47-Jährige vor wenigen Monaten noch den ersten von Sportvorstand Jonas Boldt ausgehandelten Vertragsentwurf unterschrieben, wäre es für den HSV voraussichtlich günstiger ausgefallen. Mit jedem Sieg aber ist Walter teurer geworden. 

Nun, das nennt man dann wohl „Die Gunst der Stunde nutzen“, gell? Man hat aufgrund unfassbarer Investitionen halbwegs Erfolg in einer Liga der Maltafüße und schon will man „Klarheit“ und mehr Geld natürlich, als würden die Weltvereine bei den Herren Walter und Bildt vor der Tür Schlange stehen. Ein Aufsichtsrat mit Eiern würde diese Verhaltensweisen sehr wohl zur Kenntnis nehmen und seine Schlüsse aus den Aktionen der Selbstoptimierer ziehen. Denn die beiden Herren sind beliebig austauschbar und genau das sollte man ihnen umgehend mitteilen. Wenn Verlängerung, dann zu den Bedingungen des Vereins. Oder eben nicht und dann „Auf Wiederhören“.

Aber, wie schreibt das Hamburger Auftragsblatt zur Unterstützung des Medienpartners:

Für Walter und den HSV war es trotz des verpassten Aufstiegs in der Relegation ein erfolgreiches Jahr.

Nein, war es nicht, ihr Idioten!