von Uli Gisa

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mit geht es zwar gesundheitlich zum Glück zur Zeit soweit ganz gut, nur emotional ist es für mich gerade etwas … , na ja, wie soll ich es nennen .. , “schwierig” trifft es wohl ganz gut.

kurz zu mir: Aufgrund einer Querschnittlähmung von Geburt an bin ich Rollstuhlfahrer und habe deshalb nie gegen einen Ball getreten. ich habe es auch nicht verstehen können, wenn mein Vater am Wochenende 22 Männer im Fernsehen verfolgte, die hinter einem Ball hinterher rannten.

Aber dann war da plötzlich dieser kleine Engländer mit dem dunklen Wuschelkopf, der mit dem Ball allen Anderen davonlief, dabei seine Gegenspieler wie Slalomstangen sehen ließ, und wirkte dabei trotzdem so leichtfüßig. als sei dies das Einfachste der Welt. Kevin Keegan war der erste Fußballspieler, den ich bewusst wahrgenommen habe. Da er damals beim HSV spielte, ist er also quasi “schuld”, das ich ich diesen Verein heute noch aus der Entfernung verfolge. Ohne mich allerdings als Fan bezeichnen zu können und zu wollten, ich denke, “Sympathisant” trifft es vielleicht besser. Ich dachte zum Beispiel beim Abstieg 2018 auch, eine Bundesliga ohne den HSV ist keine richtige Bundesliga, nur jetzt hat man sich inzwischen fast schon daran gewöhnt.

Den HSV verfolge ich immer noch und habe in der Rückrunde der vergangenen und der Hinrunde der aktuellen Saison die Meisten der Spiele über Sky Ticket noch angeschaut, ohne allerdings dabei wirklich begeistert gewesen zu sein. Auch nach Siegen hatte ich oft das Gefühl, dass es es trotzdem ein, sorry, “Scheißkick” war. Und trotzdem habe ich am nachten Spieltag wieder zugeschaut, denn es hätte ja besser werden können … Wurde es natürlich nicht, und inzwischen interessieren mich die traurigen Ereignisse rund um den Verein viel mehr als die Spiele selber.

Ich habe alle Weltmeisterschaften und Europameisterschaften seit Spanien 1982 mit großem Interesse verfolgt, mit dem Höhepunkt WM Titel 1990 in Italien. 2014 in Brasilien war die Freude und die Begeisterung schon nicht mehr so groß, eher Erleichterung, als das Spiel endlich vorbei war.

Und vier Jahre später hätte ich dann das Turnier schon nicht mehr verfolgen sollen, denn 2018 war ja im Vorfeld auch so einiges los. Das habe es aber nicht geschafft und mich dann hinterher nur über mich selber geärgert. Für mich war jedenfalls klar, das es die letzte WM gewesen ist, die ich verfolgt habe, und bis jetzt habe ich es es auch durchgezogen, auch wenn es sich für mich noch irgendwie komisch anfühlt. Am Mittwoch spielt Deutschland jetzt gegen Japan und ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, nicht einzuschalten, obwohl ich dank Halbtagsjob am Vormittag, sogar die Möglichkeit um 14 Uhr dazu habe. Bis jetzt jedenfalls habe ich von dieser so genannten Fußballweltmeisterschaft nichts gesehen, obwohl es meiner Meinung nach “FIFA-Geldvermehrungsmeisterschaft” oder so ähnlich heißen sollte.

Und dann jetzt auch noch dieses Gedöns um die Kapitänsbinde … Warum können sie nicht einen Ersatzspieler, der sonst sowieso nicht zum Einsatz gekommen wäre, in die Startelf nehmen, ihm die Binde geben und sich die lächerliche gelbe Karte abholen lassen, um ihn dann gleich wieder herauszunehmen und den eigentlichen Stammspieler zu bringen … Aber dafür wird wohl kein Spieler bereit sein. Ich weiß auch nicht, ob ich es wäre …

Für diejenigen, die meine bisherige “Fußballgeschichte” noch nicht kennen, die ich hier dank Grave veröffentlichen durfte, erlaube ich mir hier die Verlinkung, ich hoffe, das ist OK so.

https://www.hsv-arena.hamburg/2021/03/01/ulis-fussballgeschichte-teil-1/

https://www.hsv-arena.hamburg/2021/03/08/ulis-fussballgeschichte-teil-2/

Liebe und nachdenkliche Grüße aus Ulm.

PS: Am Wochenende war ich zum ersten Mal bei einem Kreisliga-A-Spiel, in der bei uns zweitniedrigsten Spielklasse. Meine Heimmannschaft hat dabei zwar eine 4:9 Klatsche kassiert, aber ich habe 13 Tore geboten bekommen, viele nette Leute kennengelernt, eine leckere rote Wurst mit Senf gegessen und hatte Spaß … Das war noch, zumindest meiner Meinung nach, richtiger Fußball.