Es kann sein, dass es nie einen perfekteren Fußballer gegeben hat, denn vor ihm hatten sie alle einen (kleinen) Makel. Beckenbauer war ein mieser Kopfballspieler, das gleiche gilt für den zu kurz geratenen Diego Amando Mardonna, der weiland sogar die Hand Gottes bemühen musste. Pele konnte fast alles, aber der Zweikampf war nicht so sein Ding, die Karriere des anderen Ronaldo war irgendwie zu kurz, um in die Wertung einzufließen, jedenfalls ist das mein Gefühl. Christiano Ronaldo kann absolut alles und alles auf höchstem Niveau. Er ist hervorragend im Dribbling, ein perfekter Kopfballspieler. Er kann flanken, er kann Tore per Fernschuß erzielen, er schießt nahezu perfekte Elfmeter, kurz – er hat keine Schwächen. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus angebracht, ihn als den besten Fußballer aller Zeiten zu bezeichnen, nimmt man die rein sportlichen Aspekte. Doch Christiano Ronaldo ist seit einigen Jahren nicht mehr der Fußballer Christiano Ronaldo, er ist (nur noch) die Marke Christiano Ronaldo. Um diese Marke am Leben zu halten, spielt der Mann mit 37 Jahren immer noch. Nicht schlecht, eber eben nicht mehr wie der geniale Fußballer Christiano. Dieser fiel durch spektakuläre Aktionen auf, die Marke Christiano fällt nur noch durch spektakuläre Sprüche auf. 

Doch warum tut der Mann, die Legende, sich das alles noch an? Mit einem geschätzen Vermögen von € 450 Mio., mit einem selbst erschaffenen Imperium, braucht er schon längst nicht mehr zu „arbeiten“, doch während andere Spieler seines Alters mittlerweile im Anzug im Studio sitzen, trainiert er seinen immer noch beeindruckenden Körper immer noch jeden Tag. Warum? Nun, die Marke muss leben, oder? Mit mehr als 500 Millionen!!! Followern auf Instagram muss die Show weitergehen, wer von diesen „Verfolgern“ wird denn noch einem Fußballrentner folgen? Bei Reichweiten dieser Größenordnung ist die Produkterwähnung auf seiner Instagram-Seite Millionen wert und die nimmt er immer noch mit. Sollte er irgendwann einmal die Schuhe an den berühmten Nagel hängen, fällt der Wert der Marke Christiano Ronaldo im freien Fall, das darf nicht sein. Ich persönlich finde es immer wieder traurig, wenn große Sportler oder Künstler den richtigen Zeitpunkt verpassen, wobei meine Tochter natürlich Recht hat, wenn sie sagt, dass jeden den Zeitpunkt des Absprungs selbst bestimmen kann und soll. Mich aber betrübt es, wenn nach einer großen Karriere irgendwann nur noch der Eindruck der letzten Monate hängenbleibt, aber das ist mein Problem.