Es gibt Momente, und es werden mehr, in denen ich andere Menschen noch mehr verachte als sonst. Es gibt reichlich Schwachmaten, die frei rumlaufen und es gibt reichlich unendlich hohle Vollpfosten, die andere Mitmenschen bepöbeln, wenn sie eine abweichende Meinung vertreten. Es gibt jedoch einen bestimmten Teil unserer Spezies, die kotzt mich mehr an als all die anonymen Spamfilter-Spacken zusammen, es sind die Alleswisser. Was sie auszeichnet: Keine Ahnung, von nichts. Keinen Hintergrund, keine Idee, aber zu allem eine Meinung, die auch bei jeder Gelegenheit ungefiltert rausgehustet wird. Gern versehen mit Begriffen wie „Ich glaube, dass….“ oder „Ich bin mir sicher, dass….“ werden lustig Behauptungen in Serie, zu 100% im Internet und in den sozialen Medien veröffentlicht und scheinbar fühlen sich die Autoren dann wohler. Beispiel?

Ich finde auch, dass sachlicher und argumentativer berichtet werden sollte. Das wäre aber auch anspruchsvoller. In fachlicher und tatsächlicher Hinsicht: mehr Recherche, mehr Analyse, mehr Reflexion.
Statt dessen machen sich zu viele zu oft gemein mit der Sache HSV. Das sollten gute Journalisten nicht machen. ( frei nach Joachim Friedrichs)
Ich würde aber nicht so weit gehen, dass sich die Berichterstatter in die Feder diktieren lassen. Das halte ich für sehr übertrieben. Ich habe das Buch von Precht und Welzer nicht gelesen. Deshalb weiß ich nicht, was genau sie zur Presse vertreten.
 
 
Diese Tussi aus dem Insolvenzbolg ist der Gipfel dessen, was ich beschrieben habe. Keine Ahnung, keine Informationen, aber zu jedem Thema eine Meinung. Sie gibt sogar zu, dass ihr die Grundlage (Der Buch) fehlt, das hindert sie jedoch nicht daran, sich zu äußern. („Ich würde aber nicht so weit gehen, dass sich die Berichterstatter in die Feder diktieren lassen. Das halte ich für sehr übertrieben.“). Ja verdammt nochmal, dann halt doch einfach mal die Fresse, wenn du keine Ahnung hast! Aber natürlich ist sie nicht allein, denn wirklich jeder verstrahlte Opa aus Wanne-Eickel weiß bekanntlich ganz genau, was im Volkspark passiert, wer mit wem und was warum entschieden wird. Ich habe mir die Frage gestellt, ob das schon immer so war, ob wir schon immer eine Spezies der Klugscheißer waren. Ich denke ja, denn schon immer gab es ca. 80 Mio. Bundestrainer, später verfügte Deutschland über mehr als 80 Mio. Virologen und aktuell gibt es mehr als 80 Mio. Militär-Experten und ebensoviele Psychologen, die Genosse Putin durchschaut haben.
 
Der Unterschied ist nur: Früher haben diese Vögel ihre Familie oder ihre Nachbarn mit ihrem gefährlichen Nichtwissen belästigt, heute gibt es Facebook, Instagram, ganz schlimm Twitter und Blogs und Foren. Heute braucht man ein Smartphone, nennt sich „Schweinegesicht4711“ und schon kann man die Welt mit seinen unmaßgeblichen Meinungen beelenden. Doch warum fühlen sich so viele Individuen bemüßigt, teilweise sogar zwischen 24 Uhr und 4 Uhr morgens, ihren Dünnschiss abzusondern? Haben die alle keinen Friseur? Oder winseln sie nach der Aufmerksamkeit, die sie „draußen im Leben“ nicht bekommen? Ich jedenfalls diskutiere gern mit Menschen, die einen gewissen Background vorweisen können, die sich mit der Materie beschäftigt haben oder die einfach wissen möchten, was tatsächlich passiert. Die Klugscheißer, die zu allem eine Meinung aber von nichts eine Ahnung haben, gehen mir unfassbar auf den Geist. Umso mehr bewundere ich diejenigen, die einfach mal sagen können: „Da fehlen mir Hintergrund und Information, da halte ich mich lieber raus“. Aber diese Menschen scheinen auszusterben.