€ 200 Mio. im Jahr

€ 16,66 Mio. im Monat

€ 3.846 Mio. in der Woche

€ 549.450 am Tag

€ 22.893 pro Stunde

€ 381,56 in der Minute

(Ein deutscher Arbeitnehmer mit einem Jahresgehalt von immerhin € 60.000 müsste übrigens insgesamt 3.330 Jahre arbeiten, um auf Ronaldos Jahres-Salär zu kommen)

Das ist der Wert des Vertrages, den Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro vor wenigen Tagen unterzeichnet hat, Laufzeit 2 1/2 Jahre. Mit anderen Worten: Ein mittlerweile 37-jähriger Fußballspieler bekommt ca. eine halbe Milliarde Euro dafür, dass er demnächst im blau-gelben Trikot von Al-Nassr FC vor durchschnittlich 8.000 Zuschauern gegen sportliches Fallobst und andere Fußball-Rentner kicken soll. Sportlicher Wert: 0, Wert für das Konto eines Mannes, dessen geschätztes Vermögen im Jahr 2022 bei € 450 Mio. liegen soll, was ich für maßlos untertrieben halte, allein im Jahr 2021 hat der Portugiese bei ManU geschätzte € 107 Mio. eingestrichen – maximal. Das alles ist zutiefst krank, krank ist aber auch, wie schnell einige Menschen ihre Sprüche von gestern vergessen.

„Ich möchte meine Karriere mit Würde beenden und nicht in den USA, Katar oder Dubai spielen“ (Christiano Ronaldo, 2015)

Ich halte Ronaldo nach wie vor für einen überragenden Fußballer ohne Schwächen – außer den charakterlichen. Aber eben genau diese charakterliche Stärke ist es am Ende, die aus einem überragenden Spieler eine Legende macht und eine Legende wird Christiano Ronaldo in diesem Leben nicht mehr, zumindest nicht außerhalb Portugals. Das gleiche gilt übrigens ebenso für Herrn Lionel Andrés Messi Cuccittini, ebenfalls wahrscheinlich Sport-Milliardär, der dem Verein, der ihn ausgebildet und zum Weltstar gemacht hatte, blitzeschnell den Rücken kehren konnte (mit 34 Jahren), als Barcelona ihm nicht mehr das Geld zahlen konnte, welches er all die Jahre gewohnt war. Vereinstreue, Dankbarkeit? Am Arsch, auf gehts nach Paris, wo man Dank Petro-Dollars verdienen kann, was man möchte. Natürlich wird ein solcher Wechsel dann mit verbalen Luftblasen wie „neue Herausforderung“ und „spannendes Projekt“ verziert und jeder weiß, dass dies gequirlte Scheiße ist. Ich habe viel Verständnis für Fußballer, die einen Verrein wechseln, weil sie woanders mehr verdienen können, es sind am Ende alles Fußball-Söldner. Nur sind die Wenigsten von ihnen in ihren Mittdreißigern so stinkend reich wie Ronaldo oder Messi, sie müssen anders denken. 

Nun stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei, oder? Ist es pervers, dass die Scheichs in Zeiten einer weltweiter Energiekrise (und davor) alles sportwashen, was sie können um ihr Image der rückständigen und teilweise im Mittelalter verbliebenen Gesellschaften aufzupeppen? Oder ist das wirklich Perverse, dass sie es können? Dass es immer mehr Sportler wie Ronaldo, Messi, Beckham und viele andere gibt, die, obwohl schon unermesslich reich, ihre Seele an Regime verkaufen, in denen die Todesstrafe täglich vollzogen wird, in denen Frauen, Homosexuelle oder Andersdenkende wie Jamal Kashoggi unterdrückt, eingesperrt oder gar in Botschaften zerstückelt werden. Dass es Sportfunktionäre wie Infantino und seine Spießgesellen gibt, die sich schmieren lassen? Dass Organisationen wie die Formel 1 inzwischen fast nur noch in Dubai, Bahrain, Dschidda, Sotchi, Baku, Singapur, Abu Dhabi auftritt, es aber keinen „Großen Preis von Deutschland“ gibt? 

Meine Meinung: Es ist weniger krank, dass sie es versuchen, sondern es ist krank, dass sie es können. Sicher, die Summen, die im Spiel sind, sind fern aller Vorstellungen, aber wie cool wäre es, wenn z.B. Christiano Ronaldo als schwerstreicher Mann erklären würde, er würde sein Salär aus den 2 1/2 Jahren in Saudi Arabien für Waisenkinder, gequälte Tiere oder den Umweltschutz spenden. Aber das tut er nicht, im Gegenteil. Mit 39, nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn, wird er ab 2025 als „Sonderbotschafter“ versuchen, die WM 2030 nach Saudi Arabien zu holen, es geht immer noch ein Stück abartiger. Es heißt, Moral muss man sich leisten können, aber all diese Damen und Herren könnten es sich leisten und tun es trotzdem nicht. Welches Zeichen wird damit an die Jugend gesendet? „Du kannst machen, was du willst, solange du dafür bezahlt wirst. Scheiß auf deine Umgebung, scheiß auf die Umwelt, scheiß auf Anstand, Rücksicht und Moral. Hauptsache, dein Konto ist voll und du kannst im Winter nach Dubai fliegen.“ Ein Großteil der Personen, die in diesen Tagen die Schlagzeilen beherrschen, dienen zu allem, aber garantiert nicht zu Vorbildern. 

Das ist nicht mehr meine Welt.