Funktion ersetzt Objektivität, Profit ersetzt die Wahrheit

Wie oft haben wir hier im Blog schon über den vom KSV subventionierten Insolvenzblogger gelacht, wenn er für sich in Anspruch nehmen wollte, er würde “objektiv” berichten? Dabei weiß inzwischen jeder, der sich die Hose nicht mit der Kneifzange anzieht, dass es so etwas wie Objektivität nur noch in der Wunschvorstellung einiger Unbelehrbarer gibt. Tatsächlich funktionieren Medien ganz anders, ich möchte mir heute nochmal die Zeit nehmen, dies zu skizzieren, weil ich es für wichtig erachte. Als jemand, der mit Ausnahme des Heinrich Bauer Verlages bei allen deutschen Großverlagen gearbeitet hat, denke ich, dass ich das zu beurteilen in der Lage bin. Zuerst einmal: Ein Medium, ob nun Zeitung, Zeitschrift, TV- oder Radiosender, hat weder einen Bildungs- noch einen Objektivitätsauftrag, ein Medium muss nur eines tun, um zu überleben – Geld verdienen. Dabei war die Gleichung in früheren Zeiten relativ einfach: Wer viel Hefte/Blätter verkauft, nimmt viel Geld ein. Und wer viel Hefte/Blätter verkauft, hat viele Käufer/Leser, was sich positiv auf die Werbung (Anzeigenvermarktung) auswirkt. Je höher der TLK (Tausend-Leserpreis) bzw. der TKP (Tausend-Kontaktpreis) war, je mehr Anzeigen konnte man verkaufen. Und was macht ein Medium, um so viele Exemplare wie möglich zu verkaufen? Es schreibt/berichtet über das, was seine Leser lesen wollen. Dies gilt im gleichen Maße für Radiosender oder auch Fernsehanstalten, man bedient die Bedürfnisse der Kundschaft.

Wenn man es drastisch ausdrücken wollte, könnte man sagen, dass eindeutig Profit den Vorzug gegenüber der Wahrheit/Realität erhält, money counts. Die Verursacher erklären ihr Verhalten (wenn sie es denn tun) ganz simpel: Wenn wir gegen die Bedürfnisse unserer Leserschaft/Hörerschaft berichten würden, gäbe es uns schon bald nicht mehr. In Zeiten von Digitalisierung, Internet und Influencern ist dies nicht komplett von der Hand zu weisen, aber es macht den Zustand nicht weniger beängstigend. Dabei sind es ursächlich eigentlich nicht einmal die Medien selbst, die diese Situation zu verantworten haben, sondern eigentlich ist es der Konsument. Ich versuche zu erklären: Wer die ZEIT oder den Spiegel kauft, weiß genau so, was ihn tendenziell erwartet wie jemand, der Welt oder Focus kauft. Ein Leser der ZEIT beispielsweise würde einen Artikel, der den Auftritt der AfD nicht in der Luft zerreißen würde, kaum akzeptieren, im Gegenteil – ein Käufer dieses Magazin kauft es, weil er genau das erwartet. Schließlich entspricht dies seinem eigenen Meinungsspektrum und er erwirbt das Blatt u.a. deshalb, weil es ihn in seinen Ansichten bestätigt. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Berichterstattung über den KSV.

Wer heute das Auftragsblatt kauft, der will lesen, wie sensationell geil alles im Volkspark läuft, deshalb kauft er und deshalb schreiben die Hofberichterstatter nach seinen Wünschen und Vorstellungen. Sollte sich der Wind drehen, sollte sich in der Bevölkerung ein Trend erkennen lassen, der ahnen lässt, dass der Pöbel von Tom Walter und Judas Boldt die Schnauze voll hat, würden die Schleimscheißer keine Sekunde zögern und beide Versager ohne Ankündigung zum Abschuß freigeben. Warum? Weil es verkaufen würde und nur darum geht es. Der große Verlierer an dieser Stelle ist der Leser, Zuschauer, Zuhörer/Käufer, denn er versteht diese offenkundigen Mechanismen nicht, er glaubt, er würde die Wahrheit konsumieren. Die Tatsache, dass es lediglich “seine” Wahrheit ist, versteht er nicht, er denkt immer noch, dass die Informationen, die er aus den von ihm ausgewählten Medien bezieht, die Realität abbilden. Köstlich zu beobachten ist dieses Phänomen immer wieder dann, wenn beispielsweise Münchhausen Scholz in seinem Blog etwas kritischere Töne anschlägt, seine zuvor sedierte Leserschaft vor Empörung kollabiert und den Überbringer der blasphemischen Botschaft so bedrängt, dass er sich am nächsten Tag genötigt fühlt, sich zu erklären und zu rechtfertigen, was für ein Treppenwitz. 

Natürlich ist es auch keine Überraschung, dass ausgerechnet die BILD zur Zeit mit den schrillsten Headlines zu punkten versucht, das Geschäftsmodell dieses Schundblatts ist schon immer die gnadenlose Übertreibung gewesen. Hinzu kommt, dass diese Massen-Manipulatoren mit den Meinungen ihrer verblödeten Leser spielen wie ein Puppenspieler mit einer Marionette. Zuerst wird eine Zukunftaussicht gemalt (aktuell die Zukunft der BRD mit einer starken AfD), die düsterer nicht sein kann. Es wird wirklich alles dafür getan, um die unzufriedenen Wahlberechtigten in die Arme der Nazis zu schieben. Wenn dann der Schmerzpegel hoch genug zu sein scheint, schwenkt man um und präsentiert dem staunenden Klatschvieh den Ausweg aus der Misere, es ist ekelhaft, aber es verkauft! Das Gleiche auf den KSV bezogen, da können die Jubelarien der angeblich so kritischen Springer-Presse zur Zeit gar nicht laut genug sein, auf jeden Fall lauter als die der Konkurrenz. Und dann, wie von Zauberhand, wird sich der Wind drehen. Und wenn man das Volk erst soweit hat, dass es die Hackfressen von Boldt und Walter nicht mehr sehen kann, wird es die BILD sein, die an jedem Tag der Woche so hart zutreten wird, bis die beiden Versager über die Planke gegangen sind. Und die Schwachköpfe werden sagen: “Ist zwar ein Drecksblatt, aber im Regelfall sind sie gut informiert”.

Wie sieht die (objektive) Zukunft der journalistischen Berichterstattung aus? Düster, mehr als düster. Denn in Zukunft wird nicht nur der Druck auf käuflich zu erwerbende Medien noch größer, der Druck auf die Journalisten selbst wird durch den Einzug von KI massiv erhöht. In Zukunft werden ganze Artikel nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen erstellt und niemand wird mehr da sein, um die Verantwortung für eine von einem Computer erfundene Fehlmeldung übernehmen. Wer tatsächlich Interesse an objektiver Berichterstattung oder gar der Wahrheit über einen Sachverhalt hat, wird sich seine Meinung allein bilden müssen. Nur auf welcher Grundlage? 

Warum ist das alles hier anders? Ganz einfach, weil ich frei bin. Wäre ich auf die Einnahmen aus euren Spenden angewiesen, hätte ich diesen Blog schon vor 10 Jahren dichtmachen müssen. Ich habe absichtlich keine Werbung auf dem Blog, weil das Income in keinem Verhältnis zur danach zerstörten Optik steht. Ich habe im Laufe der Jahre diverse Modelle zur Querfinanzierung abgelehnt, weil ich dann jemandem verpflichtet gewesen wäre. Ich hätte meinen Stil, meine Sprache, die Art der Vereins-Darstellung ändern bzw. anpassen müssen, um ein paar Euro einzunehmen, das war es mir nie wert. Aber das Wichtigste: Ich bin niemandem verpflichtet, außer mir selbst und euch. Ich habe keinen Investor oder Geldgeber im Dunkeln, der mir € 250.000 geliehen hat und deshalb “positive Berichterstattung” verlangt. Ich habe keinen Inhaber, keinen Verleger, keinen Chefredakteur oder Ressortleiter, der von mir eine Richtung erwartet und der von mir schlimmstenfalls verlangt, dass ich Wahrheiten unterdrücke oder bewußte Propaganda verbreite. Deshalb bin ich in der glücklichen Situation, die Dinge so zu benennen, wie sie sind. Gegen massive Widerstände, gegen pausenlose Beleidigungen, Drohungen, bis hin zu Morddrohungen. Dabei haben mich gerade diese Schwachköpfe immer wieder darin bestärkt, weiterzumachen, denn scheinbar kann es ja nicht so falsch sein, was ich schreibe.

In diesem Sinne 😀

 

ENDE

 

Von | 2023-08-24T11:24:20+02:00 24. August 2023|Allgemein|6 Kommentare

6 Comments

  1. FohlenElf 24. August 2023 um 09:40 Uhr

    Moin Zusammen,
    sehr guter Blog, Grave! Zum letzten Abschnitt: Das Privileg der Unabhängigkeit ist dir ja nicht einfach mal so “zugeflogen”. Es bedarf einer starken Haltung , Gradlinigkeit, Charakter
    und vor allem einer Grundüberzeugung den Blog über die vielen Jahre so zu gestalten! Gerne weiter so 👍🙂!!
    PS
    Ich weiß von meinem Freundes/Bekanntenkreises das der Blog auch bei vielen zur “Morgenlektüre” gehört,
    Und auch deshalb, weil dieser Blog nicht nur über den KSV/ Fussball berichtet.

  2. Sportjournalist Scholz 24. August 2023 um 13:55 Uhr

    Du bist gerade, sie sind krumm
    Die Wahrheit tut halt weh und verkauft sich nicht. Zugleich benötigt man innere Stärke und Willen, aber kommt halt keine Schnittchen am Buffet.

  3. Demosthenes 24. August 2023 um 17:57 Uhr

    Die Flunder macht schlapp.

    Im Monat August, dem Neumond des Saisonbeginns mit seinen Liga- und Pokalspielen, hat der gepflegte Qualitätsjournalist bis heute, den 22.8., lediglich 11 (in Worten Elf) mehr oder weniger durchkopierte bolgs abgelaicht. Das ist sogar für den flachsten aller Redaktionsstuben-Fischköppe in Hamburg ein neuer, tiefster Tiefpunkt.

    Aber das dreckige Dutzend machst Du noch voll. Oder, Flunder?

    Schonzeit is over!

    • Gravesen 24. August 2023 um 22:18 Uhr

      Und wenn der Versager dann mal was schreibt, bedient er (wie geschildert) die niedersten Instinkte der dümmsten Spezies dieses Planeten: Der KSV-Fans

  4. RudiKargus 25. August 2023 um 06:56 Uhr

    Mir ist aufgefallen, dass der Dr. Ringelkacker schon längere Zeit mit seinen somatoformen Ergüssen den Insolvenzblog nicht mehr beschmiert hat.
    Gehört er zu den Gläubigern ?

  5. Gravesen 25. August 2023 um 07:05 Uhr

    Stefan Marquardt
    2 Stunden zuvor
    Antworten YNWA
    Der HSV arbeitet momentan zukunftsorientierter und zielorientierter als in den letzten 20 Jahren. Die Akademie ist da ein wesentlicher Faktor. Wenn Du das nicht wahrnimmst oder verblendet dem CL Sieg von 1983 hinterher hechelst, dann musst Du das mit Dir ausmachen. Ewig gestrige gibt es überall.

    😀 😀 😀 😀 Wo findet Münchhausen bloß immer wieder diese Vollidioten. Ich meine, außer in der KSV Medienabteilung?

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