Mich macht so etwas sprachlos, aber eine andere Generation winkt nur noch ab. Wenn ich lese, dass ein Verein wie der KSV zuerst € 23 Mio. aus dem Verkauf des Vereinsgeländes verklatscht, denn € 11 Mio. Corona-Beihilfe verschleudert, dann einen € 20 Mio. Kredit zur Stadionsanierung benötigt, dann den nächsten € 30 Mio. Kredit von Kühne akzeptiert und sich dann hinstellt und sich für eine geile Bilanz feiern lassen möchte, schüttel ich den Kopf. Ich, aber andere nicht. Denn die anderen Generationen, besonders diese ominöse „Generation Z“ (geboren zwischen 1997 und 2012), interessiert all das einen feuchten Kehricht, sie haben sich in einer Art Parallelwelt eingerichtet und diese besteht aus Youtube, Instagram, Tiktok und anderem „sozialen“ Schwachsinn. Sie wollen nicht über Renten, Finanzierung, Absicherung oder Zukunft nachdenken, sie wollen Fun. Sie wollen „ihre Träume“ leben, sie wollen Dauerspaß, sie wollen Freunde treffen und chillen und viele von ihnen sind es, die inzwischen in die Volksparkruine pilgern. „Klar, ist lustig, dass da unten 22 Spacken hinter einem Ball hinterher rennen, aber wichtig ist das Event, die Follower, das dabei erstellt Tiktok-Video und Spaß“. 

In den letzten Wochen bin ich über mindestens drei Artikel in Stern und Spiegel gestolpert, die mich größtenteils fassungslos gemacht haben. Zuerst war es eine junge Dame aus dem USA, die im Anschluss an ihr Studium erkennen musste, dass sie plötzlich jeden Morgen um 7.30 Uhr das Haus verlassen musste, um erst gegen 18.00 Uhr wieder dort sein zu können. Dazwischen musste sie unfassbare 8 Stunden am Tag arbeiten und das 5 Tage die Woche, was für ein Martyrium. Nein, erklärte sie unter Tränen, das könne nicht ihre Zukunft, ihr Leben sein. Sie wollte doch ihre Träume verwirklichen, soziale Kontakte pflegen, reisen, chillen und Tiktok-Videos aufzeichnen, denn die junge Dame bezeichnete sich selbstredend als „Influencerin“. Die Tatsache, dass das Leben eben doch kein Dönerteller ist und dass man unglückerweise erst einmal Geld verdienen muss, bevor man es ausgeben kann, traf die junge US-Amerikaner wie der Blitz beim Scheißen. Danach kamen dann noch zwei weitere junge Damen, beides natürlich selbsternannte „Influencer“, die ins gleiche Horn stießen. 8 Stunden Arbeit, never. Das könne nicht ihr Leben sein, sie wollen ihre Träume verwirklichen, sie wollen leben, ihre Follower treffen und reisen. Schade nur, dass sie nicht sagen konnten, wer ihnen dieses „Leben“ finanzieren soll.

Houston, wir haben ein Problem und zwar ein gewaltiges. Denn diesen lebensuntauglichen Dooftorten folgen andere nach und denen folgen wieder andere. Sie wollen sich für das Klima auf die Autobahn kleben, aber arbeiten wollen sie nicht mehr. Sie wollen alle von aberschwachsinnigen Youtube- oder Tiktok-Videos leben, haben aber nicht begriffen, dass allerhöchstens 2% aller sogenannter „Influencer“ das können. Wer erklärt dieser Generation, dass sie mittelfristig auf dem Holzweg ist, ihre Eltern offenbar nicht? Und nun schließt sich der Kreis, denn wie möchte ich von diesen Menschen, von dieser Generation erwarten, dass sie sich für Leistung interessieren soll? Wie soll ich ernsthaft erwarten, dass sich diese Online-Dödel dafür interessieren, was der KSV mit seinem Geld macht oder wo es verschwunden ist. Den Selbstoptimierern wie Boldt, Walter und Co. spielt diese soziale Entwicklung natürlich in die Karten, sie müssen dieser Generation keine Rechenschaft mehr ablegen, denn von denen fragt keiner mehr nach. Hauptsache, Spaß haben, chillen, Freunde treffen und Playstation zocken. Das Geld sollen andere beschaffen, hat ja immer irgendwie geklappt. 

Anbei ein Text, den ich bei Facebook zu dem Thema geschrieben habe.

Bei aller Liebe, aber diesen Online-Dödeln, Möchtegern-Influencer (früher waren das die Arbeitslosen) und Wohlstandslutschern haben sie doch flächendeckend ins Gehirn geschissen. 8 Stunden arbeiten am Tag? 5 Tage die Woche? Never, niemals. Wo bleibt dann die Zeit für Friends und Follower? Wie soll man dann bei dieser Extrembelastung „seine Träume verwirklichen“? Wann soll man dann noch chillen, Playstation zocken, daten oder mit Freunden abhängen?
 
Wenn man diesen durchgepeitschten Mitgliedern der Generation Z für 2 Stunden das Handy wegnimmt, gehen sie ein wie eine Pflanze, die nicht gegossen wird, ohne ihr Smartphone sind sie nicht mehr ansatzweise lebensfähig, ohne Google könnten sie wahrscheinlich nicht mal mehr ihre eigene Behausung finden. Sie wollen „leben“ und sich nicht durch schnöde Arbeit verausgaben, aber sie können unglücklicherweise die Preisfrage nicht beantworten:
 
Wer zur verfickten Hölle soll ihnen denn dieses sogenannte Leben finanzieren? Durch chillen und Freunde treffen ist meines Wissens nach noch niemand reich geworden. Oder wollen sie ihr Luschenleben eventuell auf der Arbeitsleistung anderer aufbauen, nach dem Motto: Geh du mal arbeiten, damit ich weiterschlafen kann. By the way – was sind denn eigentlich ihre Träume? Wenn ich das richtig verstehe, bestehen diese Träume daraus, möglichst wenig zu tun und möglichst viel dafür zu bekommen.
Tut mir leid, dass ich euch das sagen muss, aber eure Traumwelt existiert nicht. Entweder, ihr kriegt den Arsch hoch oder ihr lebt irgendwann unter der Brücke, es sei denn, ihr erbt rechtzeitig von denen, die noch deutlich mehr als 8 Stunden am Tage gearbeitet haben, um euch etwas vererben zu können. Ach ja, mit „anders ticken“ hat das übrigens absolut nichts zu tun, ihr habt einfach was am Kopf.
 
P.S. Für diese durchgeknallte Handy-Braut hier, die gern 8 Stunden am Tag arbeiten möchte, aber nicht irgendwas, sondern sie möchte in diesen 8 Stunden für sich arbeiten und ihre Träume verwirklichen, habe ich einen Tipp: Mache dich selbstständig, das ist dein Ding. Keine Absicherung durch einen Arbeitgeber, keine garantierten 30 Tage Urlaub. Dann, meine Süße, wirst du sehen, wie cool es sein kann, nur 8 Stunden pro Tag arbeiten zu müssen. Als doofer Angestellter muss man sich weder um eine Urlaubs- oder Krankenvertretung kümmern und während des Urlaubs läuft das Gehalt wie von Geisterhand weiter.
Feel Spaß beim Versuch. Aber nicht weinen und um Hilfe jammern, wenn Aufträge nicht kommen, wenn Rechnungen nicht bezahlt werden, wenn Krankenkassenbeiträge erhöht werden.
 
 
Ich glaube, in meinem nächsten Leben werde ich Glücks-Guru.