Ich stelle heute einfach mal eine rhetorische Frage: Was sind eigentlich die Aufgaben des Trainers einer professionellen Fußballmannschaft? Natürlich muss der Mann bzw. die Frau grundsätzlich einmal dafür sorgen, dass die konditionelle Basis für die anstehende Saison stimmt, ohne Puste keine Punkte. Desweiteren muss er ein taktisches Grundgerüst für den sogenannten Plan A finden, welches vorzugsweise auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten des „Spielermaterials“ abgestimmt ist. Es bringt relativ wenig, wenn ich brutalstes Pressing spielen lassen möchte, aber nicht die notwendigen Akteure dafür im Kader habe. Natürlich muss man in der Saisonvorbereitung auch für mögliche Alternativpläne (B und möglichst C) planen, denn es wird absolut jeder Mannschaft passieren, dass im Laufe einer langen Saison der eine oder andere Leistungsträger/Schlüsselspieler wegen Verletzung, Sperre o.Ä. für eine längere Zeit ausfällt, für diesen Fall sollte man gewappnet sein und es sollte im Profibereich eigentlich nicht passieren, dass ein gesamtes System in sich zusammenbricht, wenn einer der Stamm-Innenverteidiger oder etatmäßige Torhüter ausfällt. Was noch? Nun, nach meiner Auffassung sollte man sowohl einen Teil der Vorbereitung wie auch des täglichen Trainings dafür verwenden, an den sogenannten Standardsituationen (Ecken offensiv/defensiv, Freistöße in Strafraumnähe etc.) zu arbeiten, nicht wenige Spiele werden einzig und allein wegen eines Standards entschieden. Was die Arbeit außerhalb des Trainingsplatzes angeht, so sollte der Übungsleiter für eine gesunde Konkurrenzsituation unter den Spielern sorgen, eigentlich sollte sich keiner der Spieler als potenzielle Nr. 14 oder 17 fühlen. Fairness und Offenheit ist nicht nur wichtig, sie wird auch von den Spielern geschätzt. Dies ist nur ein kleiner Teilabriss dessen, was ein Profitrainer zu leisten hat, einen wichtigen Faktor habe ich bisher bewußt außen vor gelassen.


Denn wenn man nicht gerade Trainer von Bayern München, Manchester City, PSG oder Liverpool ist, besteht eine der wesentlichen Aufgaben eines Trainers darin, die ihm anvertrauten Spieler besser zu machen, denn am Ende des Tages sind bei allen anderen als den aufgezählten Vereinen besonders die jungen Spieler das verfügbare Kapital. Außer diesen Vereinen ist eigentlich jeder Klub ein sogenannter Ausbildungsverein, selbst Klubs wie Dortmund, Leverkusen oder Leipzig, um einmal nur in Deutschland zu bleiben, müssen am Ende einknicken, wenn einer der ganz Großen ruft. Umso wichtiger, dass man einen Trainer hat, der die vorhandenen Stärken der jungen Kicker verbessert und die Schwächen minimiert. Und nun die alles entscheidende Frage: Hat der KSV in Tom Laszlo Walter einen solchen Trainer? Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Denn sowohl was das zu den Spielern passende System wie auch die Arbeit an den Plänen B und C ist Walter ein Nicht-Performer. Der Umstand, dass es in den letzten beiden Jahren dennoch zur Relegation gereicht hat, hat mehr mit der Qualität der Konkurrenz als mit den Fähigkeiten des Proleten zu tun. Man muss nur die finanziellen Gegebenheiten anschauen um zu verstehen, dass sowohl Walter wie auch Boldt klassisch versagt haben.

 

So investierte der Hamburger SV laut DFL-Kennzahlen etwa 39 Millionen Euro in sein Personal, während die beiden Aufsteiger 18 respektive 15 Millionen Euro. Dementsprechend hätten sich die Verantwortlichen schon im Sommer intensiver mit der Frage beschäftigen sollen, was sportlich eigentlich schiefgelaufen ist.
(https://neunzigplus.de/bundesliga/der-hsv-und-tim-walter-trennung/)

 

Mit anderen Worten: Man bezahlte fast dreimal soviel wie Heidenheim, konnte sich aber trotzdem nicht durchsetzen. Das allein wäre bei jedem anderen Verein Grund genug, beide Herren unmittelbar nach Ende der Saison 2023/24 vor die Tür zu setzen. Aber ich komme nochmal auf die Verbesserung der Spieler zurück und stelle die Frage: Hat Walter in den letzten 2 1/2 Jahren auch nur einen Spieler so signifikant verbessert, dass er ein potenzieller Millionendeal werden könnte? Spieler, bei denen der KSV unter Garantie mit einer positiven Entwicklung und mit einem sehr guten Weiterverkauf spekuliert hat, sind u.a. Mikelbrencis (19), Zumberi (21), Oliveira (19), Krahn (20), Reis (23), Pherai (22), Königsdörffer (22), Nemeth (21) oder auch Sanne (19). Hat Walter diese Jungs so verbessert, dass nach Ablauf irgendein höherklassiger Verein buhlen wird, denn bekanntermaßen braucht man sich finanziell mit anderen Zweitligavereinen nicht zu vergleichen? Der Holländer Reis ist 23 Jahre alt und mit Sicherheit einer der besseren Spieler des deutschen Unterhauses, aber hat er sich unter Walter derart verbessert, dass am Juli 2024 irgendein Klub irgendwas oberhalb von € 4 Mio. bezahlen wird? Ich denke nicht. Es wird immer wieder der Name Bènes in den Raum geworfen, aber der Mann ist inzwischen 26 und hat bereits Bundesliga gespielt. Die Tatsache, dass er in der Liga der Maltafüße überdurchschnittlich performt, sollte nicht wirklich überraschen, aber reicht das am Ende für mehr als für Augsburg oder Bochum? Nein, Walter verbessert keinen seiner Spieler entscheidend, aber er verschlechtert einige. Der Portugiese Ramos, der Bosnier Hadzikadunic, immer Nationalspieler oder auch der Spanier Montero, der inzwischen in der ersten portugiesischen Liga Stammtspieler beim FC Arouca ist, diese Spieler wurden aufgrund Walters Sparkassen-Tikitaka schlechter, viele andere wie Meffort, Schönlauch, auch Feuer Hernandes stagnieren.

Man könnte es auch anders ausdrücken: Walter trainiert nicht nur falsch, er entwickelt auch nicht, aber er behindert mit seinem Agenda-Fußball nicht nur den Erfolg des Vereins, der verhindert auch wichtige Wertsteigerungen der Spieler und kostet somit den Verein jedes Jahr Million auf Million.