Ich hatte es bereits einige Male im Blog thematisiert, aber ich tue es heute erneut, u.a. auch deshalb, weil die Trainer-Entlassung der primitiven Bartlaus Anlass genug gibt, sich die Dinge noch einmal im Detail anzusehen. Denn würde es rein nach den finanziellen Eckdaten gehen, müsste der KSV diese Liga nicht nur seit 5 1/2 Jahren locker beherrschen, er müsste sie längst verlassen haben. Hat er aber nicht, weil im Volkspark im Gegensatz zu anderen Vereinen aus viel (Geld) nicht zuwenig, sondern schlicht gar nichts gemacht wird. Schauen wir uns doch an dieser Stelle nochmal einige Daten an. So hat Tabellenführer St. Pauli eine Mannschaft mit einem Kaderwert von € 27,7 Mio. und bezahlt seinen Profis € 11,19 Mio. pro Saison. Andere Mitbewerber wie Holstein Kiel (€ 27,35 Mio./ € 8,1 Mio.), Hannover 96 (€ 26,03 Mio./ € 12,6 Mio.), Greuther Fürth (€ 25,43 Mio./ € 9,8 Mio.) oder der SC Paderborn (€ 17,98 Mio./ € 7,5 Mio.) investieren gerade ein Bruchteil von dem, was im Volkspark in einen komplett willkürlich zusammengestellten Kader gepumpt wird (€ 46,4 Mio./ € 17,12 Mio.). Aber nicht genug mit dieser Momentaufnahme, betrachtet man die Aufsteiger der letzten 5 Jahre, so stellt man fest, dass mit Heidenheim, Darmstadt, Bremen, Bochum, Fürth, Bielefeld und Paderborn mindestens 7 Vereine den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben, deren finanzieller Aufwand (weit) unter dem des KSV lag. Dies lässt für die Ära Boldt nur einen Schluß zu: An der Sylvesterallee wird einfach schlechter gearbeitet als in der Provinz.

 

 

Dabei gilt es, erneut mit der einen oder anderen Legende aufzuräumen, denn mitnichten ist es in Hamburg schwieriger aufzusteigen als in Heidenheim oder Fürth, im Gegenteil. Der KSV wird eben nicht von DFL, Schiedsrichterwesen oder VAR dauerhaft benachteiligt, andersherum wird ein Schuh draus. Und es gibt unter Garantie keinen anderen Verein weltweit, der derart von den berichtenden Medien gepampert wird wie der Klub von der Müllverbrennungsanlage. Man würde nicht übertreiben, wenn man behauptet, es ist aus diversen Gründen nirgendwo leichter, das Saisonziel zu erreichen, zumal man auch noch jedes zweite Wochenende von mehr als 50.000 Hüpfer gefeiert wird, egal, welchen Mist man sich auch zusammenbolzt. Es bleibt also, betrachtet man all diese Fakten, nur ein Schluss: Die Verantwortlichen sind ganz offensichtlich untauglich. Diese Verantwortlichen lassen sich ohne große Probleme von unten nach oben benennen und sie machen sich alle gleichermaßen schuldig, der Eine vielleicht ein wenig mehr als der Andere. Der Cheftrainer, der Sportvorstand, der Aufsichtsrat, es ist eigentlich ganz einfach. 

Sportvorstand Boldt, ohne jegliche Kontrolle seines Aufsichtsrats, hat mehr als 2 1/2 Jahre tatenlos zugeguckt, wie Tom „AfD-Laszlo“ Walter an seiner Aufgabe gescheitert ist, aber eigentlich ist diese Betrachtung nicht ganz fair. Denn seine eigentliche Aufgabe hat Walter im Grunde vernünftig erfüllt, er war 2 1/2 Spielzeiten lang das emotionale Bindeglied zwischen Verein und Anhängern. Er war zwar nicht in der Lage, auch nur einen Spieler besser zu machen oder ein Zweitliga-taugliches Spielsystem zu implementieren, aber er hat den Hohlhüpfern fast drei Spielzeiten lang das erzählt und vorgelebt, was sie hören, sehen und lesen wollten. Er hat die große Fresse verkörpert, er hat ein vollkommen unangebrachtes Selbstbewußtsein gelebt, welches den „Fans“ das Gefühl gegeben hat, sie wären wieder wer und vor allem wären sie Teil eines besonderen Vereins. Mag es anhand der erbrachten sportlichen Leistungen noch so albern klingen, aber Walter, der ohne seine dämliche Hamburg-Kappe kaum noch vorstellbar war, war eigentlich übertragen der Fan auf der Trainerbank und als solcher waren die dümmsten Fans der Welt gern bereit, über die fachlichen Unzulänglichkeiten hinweg zusehen. Insofern ist der längst überfällige Schwenk von Walter zu Polzin mehr als verständlich, zumindest aus Sicht des arroganten Slenderman. Denn man stelle sich vor, er würde nun einen Coach installieren, der fachlich möglicherweise zwei Klassen besser ist als Walter, der sich aber nur und ausschließlich auf sein Kerngeschäft focussieren und nicht als PR-Kasper herhalten möchte. 

Tatsächlich ist es so, dass sowohl Boldt wie auch der Rat der Eierlosen den sportlichen Erfolg auf dem Tempel der Wagenburg-Sekte geopfert haben, denn man hätte bereits vor der Einstellung Walters wissen müssen, was man bekommt. Ich bin sicher, man hat im KSV-Vorstand sogar eine andere Rechnung aufgemacht. „Unser Kader ist im Grunde so überlegen, der verträgt sogar einen Trainer wie Walter. Aber rein PR-technisch ist Tom für uns und unsere Agenda von unschätzbarem Wert“. Nicht umsonst verweist der sensible Regenjogger immer wieder auf „Erfolge“, die tatsächlich gar nicht in seinen Aufgabenbereich fallen, aber mit eben diesem Aufgabenbereich kann er halt auch nicht punkten. „Was wir schon alles erreicht haben, wie wir den Verein geeint und die Fans hinter uns gebracht haben.“ Unabhängig davon, dass hierfür eigentlich ausschließlich Walter und die Abteilung Hofbericht verantwortlich sind, was bringt mir ein unkritisches weil komplett-sediertes Hüpfvolk, wenn ich meine sportlichen Ziele beständig verpasse? Richtig, es bringt gar nichts, wenn man diese sportlichen Ziele denn je hatte. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass Boldt und Co. mehr als „fein“ mit der zweiten Liga sind, weil sie genau wissen, was sie eine Klasse höher erwarten würde. Und so lässt es sich doch auch in der Liga der Maltafüße wunderbar existieren. Man kann toll verdienen, man bekommt kaum medialen Gegenwind, man gewinnt öfter, als man gewinnt und der Pöbel ist’s zufrieden. Also – warum das alles gefährden?

Was mich tatsächlich mal interessieren würde? Ein KSV mit einem Kaderwert wie Magdeburg (€ 17,63 Mio.), der seinen Spieler keine € 17 Mio., sondern vielleicht „nur“ noch € 8,5 Mio. pro Jahr bezahlt. Meine Vermutung würde lauten: Abstiegskampf. Jedenfalls dann, wenn Boldt noch am Ruder wäre. Wie absolut krank sowohl Selbstwahrnehmung wie auch Außendarstellung dieses Vereins inzwischen geartet ist, erkennt man an einer aktuellen Aussage von Interims-Trainer Gandalf Gilmore: 

„Wir wollen Geschichte schreiben als Mannschaft, und ich möchte einen Teil zu dieser Geschichte beitragen“

Das muss man sich wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Der ehemalige Dino der Bundesliga, Gründungsmitglied, krebst trotz eines dauerhaften Rekord-Etats seit 6 Jahren in der zweiten Liga und der Co-Trainer labert davon, „Geschichte zu schreiben“, wenn man den längst überfällig Aufstieg irgendwann einmal schaffen sollte. Was denn noch? Rathausbalkon? Boldt-Statue neben der Volksparkruine? Ehrenbürgerschaft? Sind die eigentlich inzwischen durch die Bank geistesgestört?