Man könnte den heutigen Blog mit einem kernigen „Atom-Gähn“ beginnen und gleichzeitig beschließen, denn das, was zur Zeit (wieder einmal) im Volkspark, in den sogenannten sozialen Medien und in den unter Garantie asozialen Medien wie Mopo, Bild und Kampagnenblatt abgeht, ist ebenso vorhersehbar wie langweilig – weil es nach dem immer gleichen Strickmuster abläuft. Inzwischen ebenso berühmt wie berüchtigt ist das nach dem erbsenköpfigen Slenderman benannte Judas Boldt-Manöver, das Verfahren ist bekannt, ich muss es nicht erneut erklären. Die Installation eines neuen Übungsleiters läuft nach ähnlichem Schema F ab, es ist immer die gleiche öde Nummer. Im Falle von Zonen-Steffi Baumgart wurde den erfolgswunden Anhängern solange medial eingehämmert, dass er ihr Wunschkandidat sein würde, bis er endlich der Wunschkandidat war und Sonnenkönig Judas I. den „Fans“ den sehnlichsten Wunsch erfüllen konnte, selbst dann, wenn der gerade erst gehypte Zauberlehrling Gandalf Gilmore nach nur 5 Tagen wieder über die Planke gehen musste, Schwund ist überall. Selbstverständlich gehört auch einer dieser sagenhaften Spezial-Experten dazu, in diesem Fall der in der Versenkung verschwundene Horst Geld. Er wird angehalten, über die neueste Verpflichtung des Schweinevereins zu jubeln, ungefähr so, wie der letzte „Experte“ noch vor zwei Wochen über die angeblichen Qualitäten des Tom „AfD-Laszlo“ Walter gejubelt hat. 

Apropos Tom Walter. Der Vorzeige-Prolet hat nun zwei Jahre und 20 Spiele im Volkspark sein Unwesen getrieben, aber irgendwie hat man den Eindruck, er wäre nie dagewesen, so schnell gerät man in Vergessenheit, obwohl man doch in der ganzen Zeit das primitive Gesicht des Klubs darstellte. Das stellt nun Walter 2.0, Stefan (für Johann Schönlauch natürlich Steffi) Baumgart dar, der Sprung von Walter zu Baumgart ist für den KSV leider nur ein kurzer. Was gehört noch dazu? Ach ja, ein aussagefähiges Trainingsvideo, verbreitet und interpretiert von IT-Journalisten mit Sehschlitzen, Rechtschreibschwäche und aufblasbarer Stadionfrau, die, obwohl selbst nie beim Training anwesend, messerscharf erkennen, wie sehr sich das Training doch nun von dem seines Vorgängers unterscheidet und wie viel „Zug jetzt plötzlich“ drin ist. Komisch eigentlich, hatte ich doch von den gleichen Opfern nie lesen dürfen, dass bei Vorgänger Walter „kein Zug“ drin war. Natürlich scheucht jeder neue Chef-Trainer sein neues Team an den ersten zwei Tagen etwas mehr als üblich, man möchte schließlich den Erwartungen entsprechen. Schließlich waren am ersten Steffi-Trainingstag 400 Schwachmaten in den Volkspark gepilgert, am Tag darauf waren es dann nur noch 50 und heute wahrscheinlich noch 4. 

Nun steht also das Heimspiel gegen Jenny Elversberg auf dem Plan und ich schwöre auf Koran, dass die gleichen Vollpfosten und ebenso die pickligen 19-jährigen „Profi-Analysten“ nach gespielten 3 Minuten signifikante Unterschiede und ein gänzlich anderes System enttarnen werden, auch dann, wenn es das überhaupt nicht gibt. Aber natürlich muss es das geben, denn wenn nicht, hätte man auch wahlweise die hohle Bartlaus oder den erfolglosen Merlin Potter behalten können. Und nach dem Spiel? Wird erwartungsgemäß gewonnen, dann hat Zonen-Steffi binnen kürzester Zeit Wunderdinge vollbracht, „den Schalter umgelegt“, die blockierten Köpfe freigebrüllt und neue Hoffnung gegeben. Wenn nicht, war einfach noch zuviel Walter im KSV und Wunderdinge kann der Rostocker Weihnachtsmann auch nicht vollbringen. Muss er auch nicht, denn das Projekt ist ja, wie immer, langfristig angelegt. Derweil sitzt das Hauptproblem des Vereins in der Loge und atmet erstmal durch. Was für ein Glück, dass Judas das Feuer, welches er entfacht hat, am Köcheln halten kann. Die Hohlbirnen, die mit Baumgart nun den nächsten Übergangstrainer abfeiern, begreifen einfach nicht, dass der wahre Fehler immer noch im Amt ist.

Ab und zu hört man dann allerdings doch noch einen, der seinen Kopf nicht nur zum Biersaufen benutzt.

„Ich habe mir aber mehr gewünscht, dass es eher das Modell seriös wird, das da an der Seitenlinie ist. Wo die Spieler auch ganz genau wissen: ’Hey, mit dem können wir nicht spaßen, sondern der hat einen klaren Plan‘. Ich hätte mir so einen Ralph Hasenhüttl oder ähnliches gewünscht.“

Hätte ich auch sinnvoller gefunden, Marinus, aber diesen Trainertyp wird es im Volkspark, wo es mehr um Liebe als um Punkte, mehr um Spektakel als um Siege und mehr um PR-Show als um seriöse Arbeit geht, nicht (mehr) geben. Hier braucht meinen bärtigen Brüllfrosch, der an der Außenlinie rumturnt und markige Sprüche raushaut. Ach ja, was auch noch dazugehört: Münchhausen erkennt in Zonen-Steffi (wieder einmal) einen Trainer mit Publikumslieblings-Potenzial. Lustig ebenfalls, wie die gleichen verfickten Blödbacken, die noch vor einer Woche Tom „AfD-Laszlo“ Walter die Stange gehalten haben, wie von Zauberhand zu Baumgart-Intensivfans mutieren. ATOMGÄHN