„Ihr seid nicht so gut, wie ich annahm. Dann muss ich mich eurem Niveau eben anpassen“ (Bayern-Trainer Tuchel nach 10 Monaten in München)

Es geht nicht um Qualität der Mannschaft, sondern darum, dass man die Qualität auch mit Willen rüberbringt. Das hat mir ein bisschen gefehlt. Osnabrück hat mit viel mehr Leidenschaft gespielt. Mir haben hier und da Leidenschaft und auch Herz gefehlt. Es reicht nicht, nur optisch gut auszusehen. Es hat ja Gründe, warum der Verein schon so lange in dieser Liga spielt“ (KSV-Trainer Baumgart(en) nach zwei Spielen auf der KSV-Bank)

Sicher, beides sind in der Tonalität leicht unterschiedliche Aussagen und sicher ist auch, dass Tuchel auf einem komplett anderen Niveau mosert als unser aller Zonen-Steffi, aber die Botschaft ist die gleiche, nur braucht Baumgart(en) keine 10 Monate, um zu erkennen, auf was er sich eingelassen hat. Bereits nach der ersten lockeren Trainingseinheit meinte der Messias erkennen zu können, dass ihm Vorgänger Waltersen eine absolut intakte Truppe übergeben hatte, natürlich (wie immer) eine vorbereitete Aussage für die Medien. Nur 180 Minuten später sieht der Rostocker nun, auf was er sich eingelassen hat und ich bin mir zu 1888% sicher, dass er innerlich zweifelt, ob er dies irgendwie zurückgedreht bekommt. Denn das Team aus dem Volkspark wurde von Übungsleiter Walter, aber auch von der Abteilung Hofbericht seit Jahren komplett auf „Wir-bleiben-bei-uns“-Mantra sediert, die Ballett-Tänzer in den roten Hosen denken tatsächlich, sie wären etwas Besonderes, schließlich wurde ihnen das in den letzten Jahren jeden Tag eingetrichtert. Verlorene Relegationen und absteigende Formkurven wurden mit Vertragsverlängerungen belohnt, in Hamburg ist der Status als PR-Maskottchen wichtiger als die Fähigkeit, pro Spiel zumindest eine brauchbare Flanke im Strafraum platzieren zu können.

Aber das ist nicht alles, denn mit seinen Aussagen respektive mit seinen Zweifeln an der vorhandenen Winner-Mentalität reißt Baumgart(en) eben auch das Transfer-Kartenhaus des sensiblen Regenjoggers ein, denn dieser ist seit knapp 5 Jahren maßgeblich für die Zusammenstellung eines Kaders verantwortlich, dem es sichtbar an Einstellung fehlt und der mit weniger als nichts zufrieden ist, weil nie mehr erwartet wurde. Inwiefern Baumgart(en) mit seinen Aussagen seine Mannschaft bzw. die Kabine ebenso verlieren wird wie Tuchel, bleibt abzuwarten, sicher ist nur: Kein Profi hört es gern, wenn ihm in aller Öffentlichkeit die Einstellung zum Beruf abgesprochen wird. Nach außen wird sich natürlich nie einer äußern, im Gegenteil, einige werden vor den Mikrophonen bekennen, dass der Chef mit seinen Rundumschlägen Recht habe. Was jedoch (untereinander) gesagt oder gedacht wird, steht auf einem anderen Blatt. Wie bereits beschrieben, sind es die kleinen Dinge, an denen so etwas wie Mentalität oder Siegeswillen deutlich wird und Glatzels vollkommen überzogener Torjubel nach dem Ausgleich durch Elfmeter gegen den Tabellenletzten sagt mehr aus als alles andere. 

Und es kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, der möglicherweise sogar noch problematischer zu lösen sein wird, denn es sind mitnichten nur 11 oder 14 Spieler, die 90 Minuten auf dem Platz den nötigen Willen vermissen lassen, es ist der gesamte Verein. Angefangen bei Aufsichtsrat und Vorstand, über Abteilungen, Scouting, aber auch Sponsoren und am Ende die eigenen Anhänger, die sich seit Jahren mit Mittelmaß bei exzellenter Bezahlung zufriedengeben. Große Teile des Vereins sind absolut „fein“ mit dem IST-Zustand und nur weil Baumgart(en) als temporärer Übungsleiter das nicht ist, wird sich noch lange nichts an der Einstellung des Gesamtvereins ändern. 

 

 

Ein Wort noch zu dem, was diese sogenannten Ultras dort zur Zeit in der Volksparkruine „zelebrieren“. Ich hatte bereits nach dem Investoren-Rückzug der DFL geschrieben, dass man damit die Büchse der Pandora geöffnet und sich erpressbar gemacht hat, nun zünden diese Geistesgestörten die nächste Eskalationsstufe. ACAB-Transparente sind unterste Schublade, aber der Hass gegen die Polizei inklusive verbrannte Polizei-Uniformen sind in höchstem Maße ebenso zu verachten wie justiziabel und wie immer ist der KSV gänzlich unvorbereitet. Bremst man das Ganze nicht jetzt, nicht heute, mit aller Deutlichkeit ein, hat man demnächst im eigenen Stadion überhaupt nichts mehr zu melden, sondern wird von ein paar Hundert Pickelträgern terrorisiert. Aber der KSV ist nicht allein, denn meiner Meinung müssten alle TV-Sender die Übertragung eines Spiels unmittelbar beenden, wenn vergleichbare Plakate hochgehalten oder Uniformen verbrannt werden. Jeder, der sich nicht dagegenstellt, macht sich mitschuldig.