Es gab mal eine Zeit, da stand der KSV für etwas bzw. wollte für etwas stehen. Ganz im Stil der Stadt und deren Ruf, in dem dieser Verein beheimat ist, wollte man sich Attribute wie zurückhaltend, edel, mit einer gewinnen Noblesse versehen, zuverlässig, ruhig und eher strategisch auf die Fahne schreiben, leider hat das nicht wirklich geklappt. Heute steht der KSV, nicht erst seit den regelmäßigen geplanten Aussetzern seiner Ultras, für gänzlich andere Eigenschaften und diese stehen den ursprünlichen Planungen diametral entgegen. Denn heute steht der KSV, betrachtet man inzwischen auch die bevorzugte Besetzung der Trainerbank durch prollige Weihnachtsmänner mit KSV-Dauerkappe, für Lautstärke statt Expertise, für große Fresse statt großer Leistung, für unangebrachte Arroganz statt hanseatischem Understatement. Was vorgelebt wird, muss natürlich weitergetragen werden und so wundert es wenig, dass man zum dauerhaften Fremdschämen tendiert, betrachtet man das, was sich im Umfeld dieses Vereins tummelt und was sich selbst als „Kult“ empfindet. 

Ich bin ehrlich, ich gucke mir das nicht an, denn ich bin der Meinung, dass man keine Sekunde seines Lebens verschwenden sollte, aber wenn mir jemand auch nur einen 10-Sekünder dieses peinlichen Youtube-Formats „Scholle trifft Stahl“ zuschickt, schaffe ich kaum die halbe Strecke. Denn eigentlich wäre der verlogene Münchhausen schon genug der Qual, aber nun kommt noch ein dümmlich labernder Spacken im KSV-Trikot dazu, der all die zuvor erwähnten Eigenschaften auf sich vereint. Aber diese Amöbe ist nicht allein, denkt man solche „Kult-KSVer“ wie DerSpasti, Vater&Sohn und last but not least – HelmPeter. Sie alle verkörpern exakt das, was der Verein von der Müllverbrennungsanlage heute darstellt: Laut, asozial, primitiv, überheblich. Also exakt das Gegenteil von dem, wofür die Stadt Hamburg einmal stand bzw. stehen wollte. Wollte man böse sein, und ich bin böse, dann könnte man locker feststellen, dass Kühnes Sport Verein in seiner aktuellen Darstellung eigentlich überhaupt nicht mehr zu der Stadt Hamburg passt, sondern besser irgendwo zwischen Duisburg und Gelsenkirchen platziert werden sollte.

Für mich als gebürtigem Hamburger jedenfalls ist dieser Verein alles, aber garantiert kein akzeptabler Botschafter der Stadt Hamburg, wobei man festhalten muss, dass auch die Stadt Hamburg im Jahr 2024 nichts mehr von dem hat, was sie einst ausgezeichnet hat. Was die KSVer aber zusätzlich alarmieren sollte: Das, was der FC St. Pauli macht, ist wahrlich kein Hexenwerk und doch hat es der Stadtteil-Verein geschafft, sich ein sympathisches und vor allem seriöses Profil zu verschaffen. Wenn dies ein Verein aus dem Stadtteil St. Pauli schafft, aber ein selbsternannter „großer Verein“ wie der KSV nicht, sollte einem das dringend zu denken geben.