Ich weiß, ich sollte mich nicht aufregen, ist schlecht für Herz und Blutdruck. Aber manchmal geht es einfach nicht anders, ich muss mich aufregen. Grundsätzlich immer dann, wenn ich, zumeist natürlich bei den Hofberichterstattern, Headlines wie „Dieser Star kann den KSV jetzt retten“ oder „Diese Stars machen den Unterschied“, denn wenn man einfach mal einen normalen sportlichen Maßstab ansetzt, dann hat dieser Verein keinen Star (mehr). Stars waren van der Vaart, van Nistelrooj, Adler, Ze Roberto, Son, Boateng, Kompany etc. Diese Spieler erfüllten, zumindest aus meiner Sicht, den Status eines Stars, selbst zu Bundesliga-Zeiten hatte der KSV, wie so viele andere Vereine auch, (gutbezahlte) Fußballprofis als Angestellte, Stars waren das alle nicht. Heute, nach mittlerweile 6 Jahren in der zweiten Liga, sind die Stolperjochen aus der Volksparkruine weiter vom Status eines Stars entfernt als je zuvor. Oder aber man ändert einfach die Bewertungskriterien, man ernennt einfach jeden Spieler mit Lizenzspielervertrag oberhalb der 4. Liga zu einem Star. Nur, was ist dann ein Vinicius Jr., ein Mbappè, ein Toni Kroos oder ein Harry Kane, wenn Johann Schönlauch, Schnecke-Schneidezahn Meffort und Ergänzungskeeper Feuer Hernandes Stars sind? Okay, das sind dann Superstars, oder? Und Ronaldo, Messi, was sind die dann? 

Es ist ein Problem dieser Zeit, dass jede Durchschnittsscheiße inzwischen komplett überhöht wird. Jeder arbeitslose Schnorrer mit eigenem Youtube-Kanal ist ein „Influencer“, jede hingerotzte Schifferscheiße ist per se erstmal „Kult“, jeder Durchschnitt ist „mega“. Es existiert keine Normalität mehr, was auch dazu führt, dass viele der Betroffenen mit ihrem eigenen Status nicht umgehen können bzw. sich für geiler halten als sie sind. Wenn ich einem Pherai von morgens bis abends erzähle, er sei ein Star, kann ich kaum erwarten, dass er noch mehr arbeitet, noch mehr investiert. Viele dieser unreifen Bengels denken doch schon nach der Unterzeichnung ihres ersten Profivertrags in Braunschweig oder Osnabrück, sie hätten es geschafft, wenn sie in den Medien ständig lesen, dass der „Eintracht-Star“ leider verletzt ist, von Hamburg ganz zu schweigen.  Auch, wenn ich glaube, dass sich dieses Rad nicht mit zurückdrehen lässt, wäre doch eine Rückkehr zu einer halbwegs gesunden Sichtweise wünschenswert. 

Aber vielleicht ist dann doch eher eine Art Zeitgeist, dem ich nicht mehr zu folgen bereit bin. In meiner Welt muss jemand noch etwas geleistet haben, um als etwas Besonderes, in Falle eines Fußballspielers eben als Star bezeichnet zu werden, aber diese überzogene Tendenz ist schließlich in allen Lebensbereichen erkennbar. Jemand, der eine Nebenrolle in einem halbwegs erfolgreichen Film ergattert hat, ist ab sofort ein Film-Star, irgendein Schwachmat, der via Tiktok ein Liedchen trällert, welches sich ein paar 13-Jährige angucken, ist ein Pop-Star, wahrscheinlich bin ich selbst sogar ein Blog-Star, ohne es bemerkt und schon gar nicht gewollt zu haben. Dadurch, dass inzwischen eigentlich jeder (außer Hirntoten vielleicht) irgendein Star-Kriterium erfüllen kann, wird dieser einst erstrebenwerte Status gnadenlos abgewertet, wenn es jeder ist, ist es halt nichts Besonderes mehr. Und wenn es jeder ist, sinkt am Ende eben auch der Wert, die Bezahlung, von der Halbwertzeit ganz zu schweigen. 

Anyway…