Angeblich hat der KSV den € 30 Mio.-Kredit von Kühne bisher nicht angerührt, die Summe liegt auf der Bank, bringt Zinsen und ist frei verfügbar, da diese € 30 Mio. nach dem Votum der Mitglieder in die Rechtsformumwandlung in Anteile für den Steuerflüchtling übergehen. Naja, so ganz „frei verfügbar“ dann doch nicht, denn man muss diverse Rechnungen begleichen (Rückzahlung des € 20 Mio. Kredits für die Sanierung der Volksparkruine, Rückzahlung der Fan-Anleihe etc.), da bleibt dann nicht mehr viel hängen. Aber dennoch kann man durchaus die Frage stellen (es sei denn, man ist Hofberichterstatter), warum man diesen Kredit überhaupt erst aufnehmen musste, wenn man doch eigentlich stinkreich und demnächst schuldenfrei ist. Anyway…

„Bleibt überhaupt noch etwas für den Sport übrig?“, fragte ein HSV-Fan nach dem Umgang mit Kühnes 30 Millionen Euro. „Ich muss Sie enttäuschen: Es wird keinen Großangriff geben“, gab Huwer die Transferpläne des Clubs preis. Das sei ineffizient. „Es gibt einen mittelbaren Zufluss in den Sport, aber auf nachhaltige Art und Weise. Von den 30 Millionen Euro werden wir jetzt nicht 20 Millionen Euro für 30 Jahre alte Spieler verwenden.“ Auch das sei ineffizient, bekräftigte Huwer, der für seine Sichtweise Applaus erhielt. Es bleibt die Strategie des HSV, auf dem Transfermarkt in junge Spieler zu investieren – mit dem Ziel, diese später gewinnbringend zu verkaufen. (Kampagnenblatt)

Ja, das ist der Plan. Genau genommen war das der Plan seit der Ausgliederung, noch genauer genommen ist das der Plan eines jeden Fußballvereins außer dem von Bayern München, ManCity, PSG, Liverpool, Real Madrid oder dem FC Barcelona. Diese Vereine können es sich leisten bzw. leisten es sich einfach, zu 99% „fertige Spieler“ zu kaufen, um ihr Klassenziel zu erreichen, der Rest der Fußballfamilie sind Zulieferer, Ausbildungsvereine, die sich dadurch finanzieren, dass sie Talente entdecken, fördern, ausbilden und gewinnbringend an ein höheres Regal verkaufen. Insofern ist die Aussage, dies als „Strategie des KSV“ verkaufen zu wollen, lächerlich bis dümmlich. Doch schauen wir, zum wiederholten Male, einfach mal nach, wie gut das im Volkspark in den letzten Jahren geklappt hat. 

Der von Alexander Otto finanzierte Campus wurde im Jahr 2017 eingeweiht und kostete seither ca. € 90 Mio. (7 x € 13 Mio.) Seitdem und auch davor, als das NLZ noch in Ochsenzoll beheimatet war, versuchten sich diverse Trainer, Ausbilder, Hunderte von Scouts, Kaderplaner und Sportdirektoren/Vorstände an diesem Projekt, welches für jeden Verein im Grunde überlebenswichtig ist, für den KSV ganz besonders. Und der Ertrag? Bernd Hoffmann bezeichnete die Nachwuchsarbeit des Vereins, damals unter der Kontrolle von Sportchef Düdü Beiersdorfer als Geldvernichtungsmaschine und er hatte Recht. Doch was hat der Spaß seit 2017 denn nun erwirtschaftet? In den letzten 7 Jahren wurden folgende Spieler aus dem eigenen Nachwuchs „hochgezogen“ und mit einem Profivertrag ausgestattet, den Werdegang eines jeden Einzelnen kennt wohl jeder Leser selbst, ich nenne deshalb einfach nur die Spieler.

Arp, Janjicic, Behrens, Ito, Knost, Drawz, Vagnoman, Opoku, Pfeiffer, Steinmann, David, Ferati, Kwarteng, Ambrosius, Heil, Oppermann, Suhonen, Rohr, Alidou, Krahn, Zumberi, Sanne, Beleme, Megeed, Oliveira. 

Ich mache es kurz, der Transfererlös, den der KSV mit diesen mehr oder weniger selbst ausgebildeten Spielern erwirtschaftete, beläuft sich auf € 7,15 Mio., also fast exakt € 1 Mio. pro Jahr, was einem Minus von ca. € 83 Mio. entspricht. Diese Bilanz ist derart desaströs, besonders vor dem Hintergrund, dass die Abteilung Hofbericht bei jedem 12-Jährigen, der die KSV-Fußballschule besichtigt, unmittelbar vom nächsten Messi schwadroniert. Doch nur allein der selbst ausgebildete Nachwuchs ist bekanntlich nur die halbe Warhheit, denn natürlich kann man auch junge Spieler (17-22 Jahre) woanders kaufen (siehe Onana), spielen lassen und dann gewinnbringend weiterleiten. Wie sieht es damit aus?

Da haben wir z.B. einen Filip Kostic, der als 23-Jähriger für € 14 Mio. (Marktwert € 10 Mio.) aus Stuttgart geholt wurde und den KSV auf einen Schlag reich machen sollte. Der gleiche Filip Kostic wurde 3 Jahre später für € 6,3 Mio. (Marktwert: € 22 Mio.) an Eintracht Frankfurt verscherbelt. Gut gemacht, Judas

Dann haben wir noch einen Bilbija, den man für € 500.000 nach Paderborn verkaufte. Und natürlich Onana und Douglas Mentos. Nimmt man ein paar Verkäufe im unteren sechsstelligen Bereich raus (van Dingeldong, Pollerbeck für € 250.000!!!!) ist da nicht mehr viel. Halt, nicht unterschlagen möchte ich Michael Gregoritsch, den man als als 22-Jährigen für € 3 Mio. holte, der sich nie richtig durchsetzen konnte und den man dann für € 5,5 Mio. nach Ausgburg verkaufte. Aktueller Marktwert: € 8 Mio. Das war’s. Das war die Transferbilanz von sogenannten jungen Spielern, mit denen man die Zukunft des Vereins sichern wollte. Bedauerlicherweise ist dort kein McKennie (Schalke, für € 21,4 Mio. nach Turin), kein Thilo Kehrer (Schalke, für € 37 Mio. an PSG), kein Leroy Sanè (Schalke, für € 52 Mio. an ManCity), kein Julian Draxler (Schalke, für € 43 Mio. nach Wolfsburg) und das sind nur wenige Beispiele. Jeder kann sich selbst einen Überblick verschaffen, einfach mal auf Transfermarkt.de recherchieren, ich empfehle die Transfers vom VfB Stuttgart, Freiburg,  und zig Anderen. 

Wenn einem danach ist, kann man auch gern eine Stufe höher gucken. Beispiele? Bellingham (gekauft als 17-Jähriger für € 30,15 Mio., verkauft für € 103 Mio.), Haaland (19, € 20 Mio., € 60 Mio.), Sancho (18, € 20,59 Mio., € 85 Mio.), Pulisic (eigene Jugend, € 64 Mio.), Dembele (18, € 35 Mio., € 135 Mio.), Aubameyang (23, € 13 Mio., € 63,75 Mio.) alle Dortmund. Gvardiol (19, € 36,8 Mio., € 90 Mio.), Szoboszlai (20, € 36 Mio., € 70 Mio.), Nkunku (22, € 19,5 Mio., € 60 Mio.), Upamecano (19, 18,5 Mio., € 42,5 Mio.), Konatè (17, ablösefrei, € 40 Mio.), Werner (20, € 23 Mio., € 53 Mio.), Keita (21, € 29,75 Mio., € 60 Mio.) alle Leipzig. Vielleicht ein kurzer Hinweis: Als der KSV im Jahr 2014 die Profi-Abteilung ausgliederte, spielte RB Leipzig in der dritten Liga. 

Doch, was sind die Gründe? Die Gründe für das katastrophale Mißverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, zwischen dem, was man einnimmt und dem, was aus man ausgibt, sind vielfältig und das macht die Lösung so problematisch. Denn was nützt es, wenn ich junge Spieler frühzeitig an den Verein binde, viel Geld in ihre Ausbildung stecke und sie dann nicht spielen lasse, jedenfalls nicht in der höchsten Klasse, in der der Verein spielen darf? Früher war das KSV-Argument, dass der Sprung von der U19 bzw. der U21 (Regionalliga) in die Bundesliga zu groß sei, aber nun spielt man mittlerweile das 6. Jahr im Unterhaus und auch dafür reicht es nicht. Anstatt einen Oliveira oder Megeed spielen zu lassen, leiht man lieber Spieler wie van der Brempt, um sie nach einer Saison wieder abzugeben. Bei Schalke bespielsweise haben Spieler wie Sanè, Draxler, Kehrer etc. bereits als 17, 18-Jährige in der ersten Mannschaft gespielt und zwar in der Bundesliga, beim KSV undenkbar. Was noch hinzukommt: Man bekommt in Hamburg, besonders als Zweitligist, nunmal nicht die besten Nachwuchsspieler der jeweiligen Jahrgänge zur Ausbildung, diese gehen schon lange nach Leipzig, Stuttgart, Freiburg, Leverkusen oder Dortmund. Was bleibt, sind potenzielle Ergänzungsspieler für eine Zweitliga-Truppe und die werden dann mit ein paar Hunderttausend Euro gehandelt, nie im Leben wird sich ein € 13 Mio.-Campus auf diese Weise re-finanzieren lassen.

Am Ende ist es eine Mischung aus fehlender Durchlässigkeit, Qualität, Wohlfühloase, Selbstüberschätzung und falscher Planung, denn immerhin steht Deutschlands angeblicher Kinderversteher, Horst Hrubsch, seit knapp 4 Jahren an der Spitze der Nachwuchsausbildung des KSV und was ist seither passiert? Nichts. Hatte man sich von Hrubesch noch erhofft, er würde allein wegen seines Namens Deutschlands größte Talente nach Hamburg locken, hat sich auch das als Mumpitz erwiesen und selbst Super-Hotte kann aus Ackergäulen keine Rennpferde machen. Fazit: Sollte sich der KSV, als ein Klub, der als Ausbildungsverein der Ausbildungsvereine fungieren sollte, auf dieses Geschäftsmodell verlassen, ist er verlassen, denn das klappt erkennbar nicht bzw. hat noch nie geklappt. Problem ist nur: Man hat kein anderes bzw. kann sich kein anderes leisten. Dieser Verein ist sowas von genagelt.

P.S. Hihi..

Zuletzt hat sich allerdings noch eine weitere Baustelle aufgetan. Beim Austausch der Dachmembran war der Zuschauerbereich nicht immer geschützt. Als es dann fast den gesamten Winter durch regnete, ist Wasser an verschiedenen Orten ins Mauerwerk des Volksparkstadions durchgesickert. Dadurch ist ein Wasserschaden entstanden, von dem hauptsächlich die Logen betroffen waren, und der nach Abendblatt-Informationen Kosten im niedrigen einstelligen Millionenbereich verursacht hat.

Es ist bereits der zweite unvorhersehbare Schaden im Millionenbereich binnen sechs Monaten. Im vergangenen Jahr hatte bereits die Stromversorgung für eine negative Überraschung gesorgt. Elektriker bemerkten einen „vagabundierenden Strom“. Ein Fehlstrom, der einen ungeplanten Rückweg außerhalb des Stromkreises nimmt und somit auf dem planmäßig für die Stromleitung vorgesehen Leiter fehlt. Die Kosten für die Behebung dieses Problems lagen ebenfalls im niedrigen einstelligen Millionenbereich.

Natürlich muss der verlängerte Arm der Medienabteilug aka Kampagnenblatt von einem „niedrigen einstelligen Millionenbereich“ schreiben, dafür sind sie schließlich engagiert. Wenn man allerdings den durchschnittlichen Wahrheitsgehalt der sonstigen Artikel berücksichtigt, gehen da gerade zahlreiche Millönchen sowohl den Bach, wie auch die Volksparkruine runter,

Hihi 😀