Eigentlich hatte man gedacht, das unheilige Band zwischen Verein und seinen Ultras sei untrennbar, denn egal, was die vermummten, Pyro-fackelnden, Polizei-hassenden Brüll-Orks auch anstellten, der KSV bezahlte. Der KSV „schlichtete“, der KSV relativierte, der KSV finanzierte, der KSV erlaubte. Alles, absolut alles. Die Abteilung „Fan-Betreuung“ ist ebenso von den Gestörten unterwandert wie die sogenannten Fan-Beauftragten, es ist im Grunde ein und dieselbe Grütze. Doch nun hat das Glashaus ernsthafte Risse erhalten und der Grund ist schlicht und ergreifend der, dass sich die Uniform-Verbrenner nicht an die internen Absprachen halten wollen, nach denen der Verkauf von zusätzlichen Anteilen bewilligt werden sollte, die Vögel haben plötzlich quergetrieben. 

Die Niederlage war Huwer und den Mitgliedern der sogenannten „Arbeitsgruppe Rechtsform“ am vergangenen Wochenende ins Gesicht geschrieben. Die Verantwortlichen hatten offenbar schlicht nicht damit gerechnet, dass Teile der Mitglieder den Verkauf von bis zu 50 Prozent der e.V.-Anteile blockieren würde. Die größte Herausforderung für die Verantwortlichen bleibt allerdings, die geplante Neuabstimmung über die Veräußerung weiterer Anteile bestmöglich vorzubereiten. In Wilhelmsburg hatte insbesondere eine Fraktion der aktiven Fanszene geschlossen gegen den zweiten Antrag gestimmt. Auch Supporters-Club-Chef Sven Freese, der beide Anträge befürwortete, hatte im Vorfeld nicht auf diese Gruppe einwirken können. Da perspektivisch nicht damit zu rechnen ist, dass sich diese Gruppe der HSV-Mitglieder vor einer erneuten Abstimmung umentscheiden wird, geht es für die HSV-Verantwortlichen darum, möglichst viele Mitglieder zu mobilisieren, die nicht dieser Ultra-Szene angehören. (Kampagnenblatt)

Nun, deutlicher gehts nicht mehr, der Feind im eigenen Haus ist identifiziert. Dabei waren es mitnichten nur Teile der sogenannten Ultras, die nicht mitspielen wollten, auch eine nicht geringe Anzahl an anderen Mitgliedern wollte dem Ausverkauf nicht zustimmen und mit der Ankündigung, die Abstimmung im China-Stil solange wiederholen zu wollen, bis das Ergebnis passt, hat sich die Vereinsführung ebenfalls keine weiteren Freunde gemacht. Spannend ist zudem die Frage, warum der Verein der Meinung ist, man müsste lediglich die Anzahl der Anwesenden erhöhen, vielleicht durch einen anderen Wochentag oder eine Versammlung in der tropfenden Volksparkruine, und schön käme ein Ergebnis nach Vereinswunsch hintenraus. Ich bezweifel das, denn ich habe das Gefühl, die Ablehnung des zusätzlichen Anteilverkaufs wurde und wird durch das Verhalten der Verantwortlichen eher größer als kleiner, zumal auch immer mehr die Frage aufkommt, warum man eigentlich so dringend frisches Kapital braucht, wird doch besonders Vollzeit-Blender J. Edgar Huwer nicht müde, sein Werk zu lobpreisen und zu behaupten, der Verein wäre auf Rosen gebettet. 

Außerdem passen einige Sachen einfach nicht zusammen. Wie sagte doch Aufsichtsratsvortänzer Hasenfuß noch vor der Versammlung?

Zwar hat Michael Papenfuß, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der AG, tatsächlich von einem dreistelligen Millionenbetrag im Abendblatt-Podcast gesprochen. Er hat aber auch betont, dass dies lediglich ein theoretischer Wert sei. „Es besteht aktuell keine Not, Geld einzusammeln“, sagte er. Doch was würde passieren, wenn es am Sonnabend keine Dreiviertelmehrheit geben würde? „Dann“, sagt Michael Papenfuß, „würde die Welt auch nicht untergehen.“ (Kampagnenblatt)

Nun, aber warum dann die langen Gesichter nach der Pleite, wenn es doch eigentlich gar nicht notwendig war? Die Wahrheit ist: Es wäre durchaus notwendig gewesen, denn nun muss man finanziell nicht nur kleinere Brötchen backen, man gerät durchaus in Schwierigkeiten, ein Umstand, den Selbstdarsteller Huwer natürlich locker wegmoderieren würde, aber das machte sein Vorgänger Wettstein auch 9 Jahre lang und das Ergebnis ist bekannt. Der dritte große Verlierer, neben der Vereinsspitze und Ultras, sind übrigens die Schmierlappen von der Abteilung Hofbericht, denn offenbar hat ihre PR-Kampagne, die vor der Versammlung massiv zum Einsatz gekommen war, nicht gefruchtet.

Hach, wie schön 😀